Liliputins in German -6064
Otto von Bismarck
Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2025/03/08/5867
***
Sich verteidigen, sich wehren - ein menschliches Urbed;rfnis?
Bedrohungen und Verteidigung - Anmerkungen zur Verteidigungs-Illusion (Teil 1)
earth-europe-677583-70
Politik
Das Ged;chtnis der Menschheit f;r erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe f;r kommende Leiden ist fast noch geringer. Die Beschreibungen, die der New Yorker von den Greueln der Atombombe erhielt, schreckten ihn anscheinend nur wenig.
Das bodengest;tzte Flugabwehrraketen-System IRIS-T SLM an der Diehl Defence Ausstellung auf der ILA Berlin Air Show 2024.Mehr Artikel
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Das bodengest;tzte Flugabwehrraketen-System IRIS-T SLM an der Diehl Defence Ausstellung auf der ILA Berlin Air Show 2024. Foto: Matti Blume (CC-BY-SA 4.0 cropped)
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Datum18. August 2025
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Lesezeit8 min.
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KorrekturKorrektur
Prolog
Das Ged;chtnis der Menschheit f;r erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe f;r kommende Leiden ist fast noch geringer.
Die Beschreibungen, die der New Yorker von den Greueln der Atombombe erhielt, schreckten ihn anscheinend nur wenig. Der Hamburger ist noch umringt von den Ruinen, und doch z;gert er, die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben [...] Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bek;mpfen haben, ihr ;usserster Grad ist der Tod [...] Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller ;ffentlichkeit vorbereiten, nicht die H;nde zerschlagen werden. (B.Brecht, 1952)[1]
Sich verteidigen, sich wehren - ein menschliches Urbed;rfnis?
Preparing Europe for a more dangerous world - Security is the foundation on which everything is built - Strengthening Europe's Civilian and Military Preparedness and Readiness - A path towards a fully prepared Union. (Niinist;-Report, Safer Together, 30.10.2024)[2]
Dass der Menschheit Kriege ins Haus stehen, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, daf;r sorgen diejenigen, die sie in aller ;ffentlichkeit vorbereiten. Und das verk;nden die deutschen wie die europ;ischen politischen Entscheidungstr;ger ;ber Krieg und Frieden so gut wie unbehelligt als "Zeitenwende" den ber;hmten Menschen im Lande rund um die Uhr. Assistiert und bekr;ftigt durch Denk-"Fabriken", durch "Experten" f;r Sicherheit, durch Experten f;r USA-, Deutschland-, Europa-, Aussen-, Geo- und Weltpolitik; Gener;le, Offiziere, Reservistenverb;nde Milit;rfachleute aller Couleur breiten sich und lassen sich anhand aller m;glichen Zerst;rungs-, T;tungs- und Vernichtungsger;tschaften ;ber die m;glichen Sieges-Perspektiven aus.
Die sollen umso gewisser sein, je kriegswilliger, kriegst;chtiger und kriegsbereiter die gesamte Nation ist. Und die demokratischen Leitmedien f;r die Massen propagieren in vollkommener Geistes- und Seelenverwandtschaft mit den politischen Entscheidungstr;gern und Regierungsverantwortlichen, sowie mit ihren akademisch-intellektuellen und milit;rfachlichen Zutr;gern, dass ohne eine europaweite, gnaden- und r;cksichtslose, nach oben offene Billionenr;stung und schonungslose Militarisierung des Kontinents die Siegesperspektiven eher d;rftig sein werden. Das droht schon mal.
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R;stungsmesse Eurosatory in Paris, Juni 2024.
„Wir m;ssen uns verteidigen!“
Pamphlet gegen ein aufdringliches „Narrativ“
26.03.2025
;3 min.
Allerdings: So ohne weiteres ungeschminkt und offenherzig tun allen voran die politischen Entscheidungstr;ger und Regierungsverantwortlichen ihre Botschaft nicht einfach kund. Bei ihren ;ffentlich-massmedialen Auftritten, Kundgaben und Verlautbarungen bedarf es gewisser sprachlich-rhetorischer und propagandistisch ;berzeugender Stilmittel, Methoden, Techniken und sprachregelnde Kunstgriffe, um den erforderlichen "Mentalit;tswandel" bei der untergebenen Bev;lkerung zu bewerkstelligen. Etwas grobschl;chtig, aber nicht unzutreffend formuliert: "Es geht darum, mit einer erhellenden Vereinfachung auch komplexe Sachverhalte unter die Menschen zu bringen. Dass die begreifen, die da oben, die wir gew;hlt haben, die sorgen sich um uns." (J.Gauck, zdf-Interview, 2.10.2022)[3]
So hat seit der Ausrufung der Zeitenwende die Rede vom der Verteidigung massenmediale Hochkonjunktur. Und zwar vornehmlich als Schlagwort. Das heisst: "Mit Titel oder Schlagzeile wird nicht einfach das Thema einer Nachricht oder eines Berichts angegeben." Denn damit "[...] ist in vielen F;llen schon eine Perspektive, ein Standpunkt formuliert, dessen ;bernahme den Lesern und Zuschauern nahegelegt werden soll. (R.Dillmann, Medien. Macht. Meinung. Auf dem Weg in die Kriegst;chtigkeit, 2025)[4]
Dies in der Gewissheit, dass es jedem Menschen das allernat;rlichste von der Welt ist, sich gegen k;rperliche ;bergriffe, Angriffe oder sonstigen Bedrohungen gegen;ber Person und Eigentum notfalls verteidigen zu m;ssen. Sich verteidigen, sich wehren, sich selbst und seine Nahestehenden und Liebsten zu sch;tzen, erscheint als ein gleichsam menschliches Urbed;rfnis, gegen das keinen Einwand geben kann. Das umso mehr, als das moderne soziale Miteinander ein ausgiebiges, ein antagonistisches Gegeneinander ist, eine ziemliche "dangerous world" (Niinist;-Report) schon im eigenen Land, in der Person und Eigentum jederzeit gef;hrdet und bedroht sind.
Ein soziales Miteinander, dem insbesondere die gew;hnlichen Menschen im Lande nicht so ohne weiteres auskommen, da es nun einmal unausweichlich die soziale Lebenswelt ist, die sie von Geburt an vorfinden; und in der sie sehen m;ssen, dass sie, gem;ss ihren Mitteln, ;ber sie sie recht unterschiedlich aber exklusiv verf;gen, da durchkommen, so gut es eben geht: der Eine hat seine H;nde, andere haben eine Fabrik.
Die Frage, warum das moderne soziale Miteinander ein ausgiebiges Gegeneinander ist, in dem sich jederzeit verteidigen und sich wehren m;ssen zu einem gleichsam menschlichen Urbed;rfnis verfestigt, diese Frage stellt sich so gesehen erst einmal nicht. Der praktische Zwang, sich in dieses vorgefundene, gegens;tzliche soziale Miteinander einzuf;gen; sich an dessen vorgegebenen Regeln zu halten; letztlich: sich dieser sozialen oder ;ffentlichen Ordnung zu unterwerfen, herrscht den Menschen im Land endg;ltig die Vorstellung auf, das Sich-Verteidigen und Sich-Wehren sei ein menschliches Urbed;rfnis. Aber, keine Sorge, denn wie es heisst: „You'll never walk alone.“ (O.Scholz, 22.07.2022)[5]
Die Verteidigung und ihre Schutzmacht - eine Verteidigungs-Illusion
Mit der unausweichlich wie antagonistisch verfassten ;ffentlichen Ordnung und ihrem Regelwerk, treten den Menschen im Land "die da oben" (J.Gauck) in Gestalt der hoheitliche Gewalt, als Urheber und Instanz entgegen, die gebietet, diese soziale Ordnung und mit ihr die hoheitliche Gewalt anzuerkennen: Eben als Urheber und Instanz, die die Macht und somit das Recht hat, von den Menschen im Land, Rechts- und Gesetzes-Gehorsam einzufordern - im Rahmen genau dieser ;ffentlichen Ordnung. Auch diese Unterwerfung ist gleichermassen unausweichlich und damit erst einmal hingenommen mit der Vorstellung und dem Lebensprogramm: das Beste daraus zu machen und so gut es geht, in dieser "dangerous world" durchzukommen. Dem kommt die hoheitliche Gewalt explizit entgegen:
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Pers;nlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt [...] Jeder hat das Recht auf Leben und k;rperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. (GG, Art. 2, Abs.1 und 2)[6]
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Am Wochenende fand eine Tagung der NATO in Lissabon zur Verabschiedung einer neuen Doktrin statt.
25.11.2010
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Dem scheinbar menschlichen Urbed;rfnis, sich verteidigen und sich wehren m;ssen in der aufgeherrschten und akzeptierten Sozialordnung und allt;glichen Lebenswelt, treten die da oben, tritt die hoheitliche Gewalt als ;ffentliche Schutzmacht offensichtlich hilfreich beiseite: In Anbetracht dessen, dass es so gut wie unvermeidlich ist, dass die Menschen im Land innerhalb dieser ;ffentlichen Ordnung in Fragen von existenzieller Bedeutung fundamental gegeneinander stehen: Unternehmer-Arbeitgeber hier, Arbeitnehmer, Lohnabh;ngiger dort; Grundeigent;mer hier, Behausung, Wohnungssuchender dort; in Anbetracht dieser keineswegs von der Natur eingerichteten Gegebenheiten w;nschen und wollen alle Beteiligten und jeder f;r sich, dass die ;ffentliche, die hoheitliche Gewalt einfach da ist: Da ist zugunsten ihres jeweiligen Durchkommens und ihnen zur Verf;gung steht. Das d;rfen die Menschen im Land als Rechtsanspruch, als ihr gutes Recht gegen die hoheitliche Gewalt als Schutzmacht geltend machen.
Das l;sst sich die hoheitliche Gewalt nicht zweimal sagen. Denn l;ngst schon hat sie als hoheitliche Schutzmacht und Schutzschirm die von ihr eingerichteten existenziellen Gegens;tzlichkeiten gesetzlich so geregelt, dass das Durchkommen eines jeden zumindest als Rechtstitel auf die von oben gew;hrte freie Entfaltung der Pers;nlichkeit, auf Leben, auf k;rperliche Unversehrtheit und auf die pers;nliche Freiheit und Sicherheit verteidigt sein soll. Auf diese Weise gilt, "die da oben, die wir gew;hlt haben, die sorgen sich um uns" (J.Gauck), denn: You'll never walk alone. (O.Scholz)
So sind die Menschen im Land tats;chlich nicht nur existenziell auf die h;here Gewalt als Schutzmacht und Schutzschirm ihres lebenslangen Durchkommens faktisch verwiesen: Vielmehr wollen sie in ihrem Schutz- und Sicherheitsbed;rfnis diese Schutzmacht auch, die ihnen als Besch;tzer und Verteidiger ihres Rechts auf Leben, auf freie Entfaltung der Pers;nlichkeit, auf k;rperliche Unversehrtheit und auf die pers;nliche Freiheit und Sicherheit mit aller Macht und Gewalt beiseite stehen m;ge. Was, wie gesagt, auch dringend n;tig ist in einer existenziell reichlich bedrohlichen und unsicheren Welt.
Allerdings ;bersehen die Menschen im Land mehrheitlich in ihrer akzeptierten Abh;ngigkeit von der Schutzmacht, dass diese ihre hoheitliche Schutzmacht eben auch der Schutz-Herr ;ber ihr Leben, ;ber ihre k;rperliche Unversehrtheit, ;ber ihre pers;nliche Freiheit und Sicherheit ist - mithin auch ;ber ihr Sterben und ihren Tod.
Die Verteidigung des Durchkommens in der ;ffentlichen Ordnung durch die hoheitliche Schutzmacht erweist sich als ein gediegens Herrschaftsverh;ltnis und f;llt in eins mit dem Faktum, dass diese Verteidigung, wie so gut alles in dieser Welt, einen gewissen Preis hat: Der wird bezahlt damit, dass dem Schutzherrn Leben, Unversehrtheit, pers;nliche Freiheit und Sicherheit, das Sterben und der Tod der Menschen im Land zur freien Verf;gung steht: als frei verf;gbare Dispositionsmasse ihres hoheitlichen Verteidigers. Dass die Menschen im Land mit dem ihnen gew;hrten Rechtsanspruch auf Verteidigung ihres Durchkommens die hoheitliche Gewalt wollen, ihre Unterwerfung unter die hoheitliche Schutzmacht besiegeln und insgesamt deshalb glauben, nur um ihretwillen sei die Schutzmacht da und eingerichtet - und nicht umgekehrt: Das ist die eine Seite der Illusion ;ber die Verteidigung ihres Durchkommens.
Aus diesen Irrtum, aus dieser Illusion, der hoheitliche Verteidiger ihres Durchkommens sei ihretwegen da folgt der Schluss, der zugleich die definitive Parteinahme f;r die Schutzmacht als Verteidiger des Durchkommens bedeutet: Je st;rker, m;chtiger, souver;ner und durchsetzungsf;higer die Schutzmacht sei, desto m;chtiger und gesicherter k;nne und werde der Schutzherr als Verteidiger des pers;nlichen Lebens, der Unversehrtheit, der pers;nlichen Freiheit und Sicherheit fungieren. Also m;sse auf jeden Fall und vorbehaltlos f;r sie Partei ergriffen werden. Die Illusion ;ber die Verteidigung des eigenen, existenziellen Seins und Daseins in Form des Durchkommen-M;ssens und -Wollens hat damit eine weitere Gestalt angenommen.
Der Schutzherr und Verteidiger des Durchkommens seiner Menschen im Land seinerseits handelt: Allerdings auf seine eigene Weise und im seinem eigenen, hoheitlichen Interesse - in Friedenszeiten immer schon und im Krieg auf noch ganz andere Art und Weise.
Manfred Henle
Fussnoten:
[1] Bertolt Brecht, Gesammelte Werke in 20 B;nden, Frankfurt/Main, 1967, Bd.20, Schriften zu Politik und Gesellschaft: 322f.
[2] Niinist;-Report, Safer Together, 30.10.2024, unter:
[3] J.Gauck, -zdf-Interview, 2.10.2022, unter:
[4] R.Dillmann, Medien. Macht. Meinung. Auf dem Weg in die Kriegst;chtigkeit, 2025: 41.
[5] O.Scholz, „You'll never walk alone“, 22.07.2022, unter:
[6] Grundgesetz f;r die Bundesrepublik Deutschland, Art 2, unter: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_2.html
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Свидетельство о публикации №125082006317