Liliputins in German -5822
Gudrun Ensslin
Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2025/03/08/5867
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Leni Riefenstahl
Was die „Reichsgletscherspalte“ bis zuletzt verschwieg
Von Barbara M;ller
„Ich wurde ein ;berzeugter Nationalsozialist, nachdem ich die erste Seite (von ,Mein Kampf’; d. Red.) gelesen hatte“, ;u;erte Leni Riefenstahl 1934 gegen;ber einem englischen Journalisten. Im gleichen Jahr wurde sie einmal mehr von Adolf Hitler begr;;t.
„Ich wurde ein ;berzeugter Nationalsozialist, nachdem ich die erste Seite (von ,Mein Kampf’; d. Red.) gelesen hatte“, ;u;erte Leni Riefenstahl 1934 gegen;ber einem englischen Journalisten. Im gleichen Jahr wurde sie einmal mehr von Adolf Hitler begr;;t.
Quelle: Bundesarchiv
Leni Riefenstahl im September 1939 in Polen. Die Regisseurin plante, den Feldzug in einem Film zu dokumentieren.
Leni Riefenstahl im September 1939 in Polen. Die Regisseurin plante, den Feldzug in einem Film zu dokumentieren.
Quelle: Ina Brockmann/Peter Reichelt/Bundesarchiv
Am 12. September 1939 war Riefenstahl Augenzeugin eines Massakers, das Wehrmachtssoldaten unter fliehenden Juden anrichteten. Mehr als 20 Menschen starben.
Am 12. September 1939 war Riefenstahl Augenzeugin eines Massakers, das Wehrmachtssoldaten unter fliehenden Juden anrichteten. Mehr als 20 Menschen starben.
Quelle: Ina Brockmann/Peter Reichelt/Bundesarchiv
In Warschau dirigierte sie am 5. Oktober von der Trib;ne aus ihre Bild- und Filmberichter.
In Warschau dirigierte sie am 5. Oktober von der Trib;ne aus ihre Bild- und Filmberichter.
Quelle: Bundesarchiv
Ihre Zeugenschaft am Konskie-Massaker gelangte in die Presse, als Leni Riefenstahl im April 1952 vor der Entnazifizierungs-Spruchkammer in Berlin stand.
Ihre Zeugenschaft am Konskie-Massaker gelangte in die Presse, als Leni Riefenstahl im April 1952 vor der Entnazifizierungs-Spruchkammer in Berlin stand.
Quelle: picture-alliance / akg-images
Kurator Peter Reichelt zeigt eine Ausstellungstafel der Sonderausstellung „Leni Riefenstahl“ mit einer Sammlung von Fotos zum Massaker in Konskie.
Kurator Peter Reichelt zeigt eine Ausstellungstafel der Sonderausstellung „Leni Riefenstahl“ mit einer Sammlung von Fotos zum Massaker in Konskie.
Quelle: dpa
Die Ausstellung findet im Dokumentationszentrum Prora (Mecklenburg-Vorpommern) statt.
Die Ausstellung ist bis zum 28. August 2013 im Dokumentationszentrum Prora auf R;gen zu sehen.
Quelle: dpa
Sie hat die N;he zum NS-Regime immer geleugnet. Doch nach Leni Riefenstahls Tod kamen neue Aspekte ans Licht. Eine Ausstellung in Prora dokumentiert jetzt die Rolle der Filmemacherin im Dritten Reich.
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„Vieles brach zusammen, nur Leni Riefenstahl nicht.“ Treffender als die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich hat niemand das Leben von Helene Bertha Amalie Riefenstahl zusammengefasst, die 96 Jahre alt werden musste, um sich von ihrem einstigen F;rderer Adolf Hitler zu distanzieren. „Er war“, hat Leni Riefenstahl damals gesagt, „wie ein ganz toller Apfel, der allerdings wegen seines Judenhasses von innen verfault war.“
Die „Reichsgletscherspalte“, wie Riefenstahl wegen ihrer schauspielerischen Mitwirkung an Bergfilmen wie „Die wei;e H;lle vom Piz Pal;“ oder „St;rme ;ber dem Montblanc“ im Dritten Reich genannt wurde, hat danach noch f;nf Jahre weitergelebt. Nach dem Motto: „Die Zeit hat ein Sieb, durch welches die meisten Nichtigkeiten ins Meer der Vergessenheit ablaufen.“ Das war ihr Credo.
F;r die Aufarbeitung von Riefenstahls brauner Vergangenheit sind immer andere zust;ndig gewesen. Und es ist eine Pointe dieser Rezeptionsgeschichte, dass nun ausgerechnet Riefenstahls ehemaliger Ausstellungsagent J;rgen Rostock die erste nicht von Leni Riefenstahl selbst kontrollierte und autorisierte Riefenstahl-Ausstellung nach Prora geholt hat. Ins Dokumentationszentrum des unvollendeten Baukolosses, in dem die Nazis einst das gr;;te „Kraft durch Freude“-Seebad Deutschlands planten. Dieses Zentrum leitet Rostock seit Mitte der Neunzigerjahre.
Prora ist nicht die erste Station der von Ina Brockmann und Peter Reichelt kuratierten Schau. Im Gegenteil. 600.000 Besucher haben die „Leni Riefenstahl“-Wanderausstellung in Europa bereits gesehen. Neu an Prora ist die Konzentration auf Riefenstahls Wirken im Dritten Reich. Auf die Jahre, in denen sie zu einem internationalen Star der Foto- und Filmszene wurde. Zu einer Ikone, der sp;ter M;nner wie Andy Warhol, Mick Jagger , Francis Ford Coppola oder Helmut Newton huldigten.
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Kr;nkungen einer halsstarrigen Frau
Als das New Yorker Magazin „Time“ die 100 wichtigsten K;nstler des 20. Jahrhunderts auflistete, war der Name Riefenstahl dabei. „Star Wars“-Regisseur George Lucas nannte sie sogar „die modernste Filmemacherin ;berhaupt“. Was Riefenstahl prompt missverstand. „Ich sto;e“, hat sie damals gesagt, „in Amerika nicht auf diese Vorurteile wie in Deutschland!“ Darin schwang die Kr;nkung einer halsstarrigen alten Frau mit, die nicht bereits war, ;ber Schuld und S;hne zu sprechen.
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Die Ausstellung zeigt rund 300 Exponate. Fotografien, Filmausschnitte, Dokumente. Unter anderem die Stasi-Unterlagen, mit denen Riefenstahls Rehabilitierung nach dem Krieg verhindert werden sollte. Zu sehen sind Fotos, die die DDR-Staatssicherheit 1952 der Illustrierten „Revue“ zuspielte und die Riefenstahl als Zeugin eines Massakers von Wehrmachtssoldaten an j;dischen Zivilisten in Polen zeigen.
Die Aufnahmen stammen aus Konskie. Anfang September 1939 war Leni Riefenstahl mit einem „Sonderfilmtrupp“ in Polen unterwegs, um den „F;hrer an der Front“ abzulichten. Am 12. September wurde sie in Konskie Augenzeugin eines der ersten Wehrmachtsverbrechen. An jenem Tag trieb man die j;dische Bev;lkerung auf dem Marktplatz zusammen. Leni Riefenstahl sah die Erschie;ungen, ein deutscher Landser hielt ihr Entsetzen auf einem Foto fest und beschriftete den Abzug sp;ter mit dem Satz: „Leni Riefenstahl f;llt beim Anblick der toten Juden in Ohnmacht.“
Riefenstahl, trotz des schockierenden Erlebnisses offenbar fest entschlossen, ihren Pakt mit Hitler fortzusetzen, hat sp;ter behauptet, Sch;sse nur „in der Ferne“ geh;rt zu haben. „Weder ich noch meine Mitarbeiter haben etwas gesehen!“ An dieser Version hat sie bis zu ihrem Tod im September 2003 eisern festgehalten. Obwohl J;rgen Trimborn diese Behauptung ein Jahr zuvor in seiner Biografie „Riefenstahl. Eine deutsche Karriere“ als L;ge entlarvt hatte.
So weit war das DDR-Ministerium f;r Staatssicherheit schon Jahrzehnte zuvor. Schon kurz nach seiner Gr;ndung im Februar 1950 wurde unter dem Aktenzeichen MfS Allg. P. 1834/55 ein Vorgang „Riefenstahl“ gef;hrt. Darin befanden sich vier Bilder. „Die Bilder sollen aus dem Polenfeldzug stammen und zeigen die Erschie;ung von polnischen Juden. Bei der weiblichen Person auf den Bildern handelt es sich um die Filmschauspielerin Leni Riefenstahl“, zitieren die Ausstellungskuratoren aus den Stasi-Akten.
„Dar;ber schweigt Leni Riefenstahl“
Die vier Fotos wurden am 6. April 1952 von der westdeutschen „Revue“ in einer Titelgeschichte ver;ffentlicht: „Dar;ber schweigt Lein Riefenstahl …“ lautete die ;berschrift. Riefenstahl hatte sich zur gleichen Zeit ihrem letzten Entnazifizierungsverfahren zu stellen. Obwohl die Illustrierte befand, dass es „aufgrund des Anschauungsunterrichts in Konskie“ ihre Pflicht gewesen w;re, „die Verbrechen des Dritten Reiches zu verurteilen“, wurde Leni Riefenstahl entnazifiziert. Verbrechen der Wehrmacht genossen seinerzeit keine gro;e Popularit;t.
Noch am 6. Dezember 1984 erinnerte die Hauptabteilung IX/11 des MfS an die Dokumente und empfahl sie zur „Verwendung im Operationsgebiet“. Damit war die Bundesrepublik gemeint.
W;hrend sie im Fall des Konskie-Massakers stur blieb, musste Leni Riefenstahl in einer anderen Causa klein beigeben. In einem Interview hatte sie im April 2002 gesagt, sie h;tte die „Zigeuner“, die zwischen 1940 und 1942 als Komparsen in ihrem Film „Tiefland“ eingesetzt wurden, nach Kriegsende alle wiedergesehen, keinem sei etwas passiert. Nach einer Klage gegen diese Behauptung gab Leni Riefenstahl eine Unterlassungserkl;rung ab.
Die k;nstlerische Bedeutung Leni Riefenstahls ist unbestritten. Anders als die Gigantomanie Albert Speers oder der v;lkische Kitsch Arno Brekers wirkt die ;sthetik der „begabtesten Propagandistin des Herrenmenschentums“ (Mitscherlich) bis heute nach. Im Film, in der Werbung. Dass sie ihre Seele an einen Henker verkauft und einem verbrecherischen Regime gedient hatte, wollte Leni Riefenstahl bis zu ihrem Tod nicht wahrhaben. Unverw;stlich hat sie im bayerischen P;cking gelebt. Ungebeugt. Noch mit neunzig ging sie tauchen, um atemberaubende Unterwasserfilme zu drehen. Leni Riefenstahl war der Beweis daf;r, dass Kunst und Moral komplett unterschiedliche Kategorien sind.
„Leni Riefenstahl“, Dokumentationszentrum Prora, bis 28. August 2013
Свидетельство о публикации №125060802730