Liliputins in German -5788

Ich habe mein Leben gelebt, auf Teufel komm raus! ... "
Fritz Teufel

Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2025/03/08/5867


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auf Teufel komm raus (Deutsch)
Wortart: Redewendung
Bedeutung/Definition
so lange oder so intensiv, wie es nur geht [Gebrauch: Alltagssprache: mit aller Macht, mit vollem Einsatz, um jeden Preis, auch mit der besonderen Bedeutung]

Begriffsursprung
die Anrufung des Teufels als letzter, verzweifelter Versuch, um etwas zu erreichen, ist ein haeufiges Motiv in alten Mythen
Synonyme
auf Biegen und Brechen, „koste es, was es wolle“
Sinnverwandte Begriffe:
ruecksichtslos

Beispielsaetze

„Yanko merkte allerdings schon recht bald, dass das seiner Seite doch nicht besonders gut tat, aber es war ihm dennoch egal, er musste auf Teufel komm raus irgendwie diese erdr;ckenden Gefuehle loswerden.“

„Wir hatten eine Mission und die galt es zu erfuellen, auf Teufel komm raus.“
„Das Hauptproblem ist die gegenwaertig vorherrschende Neigung, auf Teufel komm raus und ohne Ruecksicht auf die l;ngerfristigen Folgen, Personalkosten zu senken.“

„Dein Onkel allerdings war nicht zu bremsen, trotz des Wetters und der Kaelte ist er Ski gelaufen, denn schliesslich haben wir den Skipa; doch bezahlt, daher mu; man auch fahren, auf Teufel komm raus.“

Synonyme
Sinnverwandte Ausdruecke & Synonyme
Andere Woerter (Synonyme) fuer auf Teufel komm raus sind:

auf Biegen und Brechenauf, Gedeih und Verderb [gehoben]komme was (da) wolle [gehoben]koste es, was es wolle, mit aller Gewalt, ohne Ruecksicht auf Verluste, partout [Alltagssprache]um jeden Preis, unbedingt, und sei es mit Gewalt, unter allen Umstaenden, wild entschlossen, zu allem entschlossen, zum aeussersten entschlossen

OpenThesaurus

Beispiele
Die Beispiele wurden maschinell ausgewaehlt und koennen dementsprechend Fehler enthalten. Beispielsaetze mit „auf Teufel komm raus“ auf Deutsch:


„Keylor Navas (32) will nicht auf Teufel komm raus bei Real Madrid bleiben, sollte er nicht mehr erwuenscht sein.“
FussballEuropa.com, 05. April 2019

„Es gibt noch Hausbesitzer, die nicht auf Teufel komm raus die Miete erhoehen Weltverbesserer Gerhard Oschmann aus Berlin ist so einer.“
TAZ, 28. M;rz 2019

„Der russische Gasriese plant fuer 2019 die gigantischen Rekordinvestitionen von 17,7 Mrd. Euro. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie er Pipelines auf Teufel komm raus baut, um sich auf dem Gasmarkt zu behaupten. Nicht nur nach Europa.“
DiePresse.com, 26. November 2018

„Der 'Singles Day' am 11.11. ist in China der Tag, an dem auf Teufel komm raus gekauft wird. Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Umsatzrekord. Beim Internet-Kaufhaus Alibaba wuchsen die Umsaetze ebenfalls, aber in geringerem Tempo.“
boerse.ARD.de, 12. November 2018

„Trainer Tim Walter vom Fussball-Zweitligisten VfB Stuttgart will nicht auf Teufel komm raus auf seiner Spielweise beharren und ist bereit fuer Veraenderungen.“
GMX, 18. Dezember 2019

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Fritz Teufel

Fritz Teufel (* 17. Juni 1943 in Ingelheim; † 6. Juli 2010 in Berlin) war West-Berliner Kommunarde, Autor und aktiver Teilnehmer der Studentenbewegung und Mitglied der terroristischen Bewegung 2. Juni.

Leben
Kindheit und Jugend

Fritz Teufel wurde waehrend des Krieges 1943 in Ingelheim als juengstes von sechs Kindern geboren. Die Familie zog 1946 nach Ludwigsburg, wo Teufel am oertlichen Friedrich-Schiller-Gymnasium seine Schulzeit mit dem Abitur beendete. Er kam 1963 nach West-Berlin und begann ein Studium der Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaften an der Freien Universitaet Berlin. Er beschaeftigte sich mit der deutschen Zeitgeschichte, reiste mehrmals nach Frankfurt, um die Auschwitzprozesse zu verfolgen, und erinnerte sich spaeter: „Das Schlimmste aber war, dass die Richter und die Angeklagten verblueffend aehnlich waren und dass die unheimlich hoeflich und verstaendnisvoll miteinander umgegangen sind.“

Im Wintersemester 1965/66 nahm er an einem privaten Arbeitskreis von Rudi Dutschke und Bernd Rabehl teil und trat Anfang 1966 in den SDS ein.

Mit Dieter Kunzelmann war er einer der Mitbegruender der Kommune I, die vor allem durch ihre bewusst provokanten und gegen die herrschenden Gesellschaftsbedingungen gerichteten Aktionen weltweite Aufmerksamkeit erregte.

Pudding-Attentat

Teufel und andere wurden Anfang 1967 festgenommen, als sie beim Werfen von Tueten beobachtet wurden. Die Polizei und die Presse bezeichneten dies als Attentat auf den damaligen US-Vizepraesidenten Hubert H. Humphrey, die Wurfgeschosse entpuppten sich aber als Pudding- und Mehlbomben („Pudding-Attentat“). Am Tag nach dem Besuch Humphreys wurden die vermeintlichen Attentaeter wieder freigelassen.

Vorwurf eines Steinwurfs waehrend des Schah-Besuchs

Am 2. Juni 1967 wurde Teufel unter dem Vorwurf, einen Stein geworfen zu haben, waehrend der Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin gegen Schah Mohammad Reza Pahlavi verhaftet und sass bis zum Verhandlungsbeginn im November in Untersuchungshaft. Waehrend der Verhandlungen fiel Teufel vor allem durch – aus Sicht der Staatsanwaltschaft – respektloses Verhalten auf. Als er eine laengere Stellungnahme abgeben wollte, wurde er vom Richter ermahnt, er moege nur Tatsachen vorbringen, die der Wahrheitsfindung dienten. Etwas spaeter kam er dann der Aufforderung des Richters, sich zu erheben, mit der Bemerkung nach: „Wenn’s denn der Wahrheitsfindung dient.“ Dieser Satz wurde zu einem gefluegelten Wort. Am 22. Dezember 1967 wurde Teufel freigesprochen.

Festnahme wegen Entfuehrung von Peter Lorenz, Untersuchungshaft und Freispruch
Seit dem Herbst 1969 war Teufel ein fuehrendes Mitglied der bis 1971 aktiven Gruppe Tupamaros Muenchen, die in der bayerischen Landeshauptstadt fuer eine Reihe von Brand- und Sprengstoffanschlaegen verantwortlich waren. 1973 ging er in den Untergrund und wurde 1975 verhaftet, als er eine Pistole und eine abgesaegte Schrotflinte bei sich trug. Er wurde beschuldigt, als fuehrendes Mitglied der Bewegung 2. Juni an der Entfuehrung des Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz mitgewirkt zu haben. Nach fuenf Jahren Untersuchungshaft fand 1980 die Gerichtsverhandlung statt. Erst nach den Plaedoyers der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft, die 15 Jahre Haft gefordert hatte, legte Teufel ein Alibi vor, mit dem er nachweisen konnte, dass er zur Tatzeit in einer Essener Fabrik (Pagette) unter falschem Namen gearbeitet hatte. Die spaete Praesentation des Alibis begruendete er damit, so koenne er „zeigen, wie ein Angeklagter fuer definitiv nicht begangene Taten vorverurteilt wurde und wie das ganze System funktionierte“. Ausserdem sei er davon ausgegangen, dass er auch ohne Tatbeteiligung zu fuenf Jahren Haft verurteilt wuerde. Eine weitere Anklage der Bundesanwaltschaft wegen einiger in Berlin begangener Bankueberfaelle wurde aus Mangel an Beweisen fallengelassen. Das Gericht verurteilte ihn am 30. Oktober 1980 zu einer Freiheitsstrafe von fuenf Jahren wegen illegalen Waffenbesitzes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, die mit der Untersuchungshaft abgegolten war, woraufhin er entlassen wurde.

Ikone der Spassguerilla

Teufel hat laut einem Spiegel-Interview vom 3. November 1980 den Begriff der „Spassgerilja“ (Spassguerilla) gepraegt und propagiert: „‚Spassgerilja‘ ist fuer mich die aktuelle Form des Klassenkampfes“ und: „Seit ich mich bemuehe, den Begriff ‚Spassgerilja‘ in Umlauf zu bringen, Wortschoepfungen sind mein Hobby …“[9] Am 19. Februar 1982 diskutierte er in der Fernsehsendung 3 nach 9 unter anderem mit dem damaligen Bundesminister fuer Finanzen Hans Matthoefer ueber gutes Benehmen. Im Gespraech mit dem Moderator zog er eine Wasserpistole und spritzte den Minister mit Zaubertinte nass. Matthoefer reagierte, indem er Teufel mit einem Glas Wein uebergoss. In Nachrufen wurde Teufel als „Spassrevoluzzer“ bezeichnet.

Spaetere Taetigkeiten und Parkinson-Erkrankung

Nach Beendigung der Gerichtsprozesse arbeitete Teufel u. a. ein Jahr als Baecker in London, als Kolumnist bei der taz und als Fahrradkurier in Berlin. In seinen letzten zwoelf Lebensjahren litt er zunehmend an Parkinson. 2001 wurde ihm der Wolfgang-Neuss-Preis f;r Zivilcourage verliehen. Fritz Teufel in seiner Danksagung: „Dank gilt meinen ungeborenen, ungezeugten Kindern, die mir ein Leben in Luxus und Freude ermoeglichen.“ Zuletzt lebte er zurueckgezogen mit seiner Lebensgef;hrtin Helene Lollo und Freunden in Berlin-Wedding.

Trauerfeier und Grabschaendung

Grab von Fritz Teufel auf dem Dorotheenstaedtischen Friedhof (2012)

Neugestaltetes Grab (2014) auf dem Dorotheenst;dtischen Friedhof Berlin mit der Grabsteinaufschrift wenn’s der Wahrheitsfindung dient

Teufel starb am 6. Juli 2010 in Berlin an den Folgen seiner Parkinson-Erkrankung. Die Trauerfeier fand am 15. Juli 2010 auf dem Dorotheenstaedtischen Friedhof in Berlin-Mitte statt. Ulrich Enzensberger und Hans-Christian Stroebele wuerdigten Teufel in Nachrufen.

Am 6. August 2010 wurde der Diebstahl von Teufels Urne festgestellt. Da bei der Grabschaendung zunaechst von politischen Motiven ausgegangen wurde, uebernahm der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen. Zur Taeuschung wurde Asche auf den Gehwegen in der Naehe des Grabes verstreut, die allerdings nicht aus der Urne stammte. Am 13. August 2010 wurde die Urne in Berlin-Dahlem neben dem Grab von Rudi Dutschke aufgefunden. Inzwischen geht die Polizei aufgrund eines Bekennerschreibens davon aus, dass es sich um einen Scherz von Sympathisanten Teufels aus der linken Szene handelte.


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