Einpeitscher, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Einpeitschers · Nominativ Plural: Einpeitscher
Aussprache
Worttrennung Ein-peit-scher
Wortzerlegungeinpeitschen 1-er
Duden, GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
jmd., der andere (fanatisch) zu etw. antreibt, anh;lt
2.
im britischen Parlament der Abgeordnete, der f;r die Anwesenheit der Abgeordneten seiner Partei bei Abstimmungen und anderen wichtigen Anl;ssen zu sorgen hat; Whip
www.openthesaurus.de (11/2025)
Bedeutungsverwandte Ausdr;cke
Antreiber · Einpeitscher · Stimmungsmacher ; Treiber fig.
Agitator · Aufhetzer · Aufr;hrer · Aufwiegler · Demagoge · Einpeitscher · Hassprediger · Hetzer · Populist · Scharfmacher · Volksaufwiegler · Volksverf;hrer · Volksverhetzer ; (geistiger) Brandstifter fig. · Brunnenvergifter fig. · Provokateur franz. · Seelenvergifter fig.
DWDS-Wortprofil
Typische Verbindungen zu ›Einpeitscher‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Einpeitscher‹.
agieren auftreten bet;tigen brutal br;llen emotional fanatisch feurig Fraktion fungieren ideologisch konservativ medial Megafon Megaphon Mehrheitsfraktion mimen Minderheitsfraktion nationalistisch professionell Repr;sentantenhaus Republikaner republikanisch Rolle rufen skandieren stalinistisch
DWDS-Beispielextraktor
Verwendungsbeispiele f;r ›Einpeitscher‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Wer in erster Linie auf Leistung h;lt, wird zum Einpeitscher. [Kellner, Hedwig: Das geheime Wissen der Personalchefs, Frankfurt a. M.: Eichborn 1998, S. 72]
Dieser wei;e Revolution;r war unter seinem Vater Einpeitscher der Disziplin im Wei;en Haus. [Die Welt, 30.08.2004]
Doch zog er sich damit auch den Ruf eines »Einpeitschers« zu. [Die Welt, 04.03.2003]
Dabei ist er weder ein hemds;rmeliger Einpeitscher, noch ein intellektueller Vision;r. [Die Welt, 13.01.2000]
Er hat versucht, als Demokrat und nicht als Einpeitscher aufzutreten, vielleicht gegen seinen Willen. [Die Zeit, 04.10.1996, Nr. 41]
***
Zuckerbrot und Peitsche
Dieser Artikel behandelt die Redewendung; zu Filmen siehe Zuckerbrot und Peitsche (Film) und Ein Fall f;r zwei: Zuckerbrot und Peitsche.
Zuckerbrot und Peitsche ist eine Redewendung, welche eine Einflussnahme auf andere Personen umschreibt, die mit Belohnung und Strafe zugleich arbeitet.
Begriffsverwendungen
Karikatur von Bismarck mit Peitsche und dem deutschen Michel in der Prager Zeitschrift Humoristick; listy (1878)
Die sprachliche Zwillingsformel ist nicht vor dem 19. Jahrhundert belegt; Wanders Deutsches Sprichw;rter-Lexikon f;hrt erste Belege f;r „Zuckerbrot und Peitsche“ aus dem Jahr 1873 und nur f;r „Zuckerbrot“ 1872 im Sinn einer auf Verhaltens;nderung gerichteten Belohnung in schlesischen Zeitungen auf. Zudem benutzte sie demnach der Abgeordnete Graf Bethusy-Huc in einer Sitzung des Preu;ischen Abgeordnetenhauses vom 9. Februar 1877.[1]
Die Rede von „Zuckerbrot und Peitsche“ benutzte, wie Franz Mehring Ende des 19. Jahrhunderts ;berlieferte, die sozialdemokratische Publizistik gegen die Sozialgesetzgebung des Reichskanzlers Otto von Bismarck mit Flugbl;ttern wie: „Sein Zuckerbrot verachten wir, seine Peitsche zerbrechen wir.“[2] Politische Funktion dieses „Zuckerbrots“ war es demnach, die Arbeiterschaft an den monarchisch-autorit;ren Obrigkeitsstaat zu binden und zugleich die sozialdemokratische Bewegung durch die „Peitsche“ der Sozialistengesetze zu unterdr;cken. Laut Manfred G. Schmidt hatte Bismarck die Formel „Peitsche und Zuckerbrot“ selbst bereits 1878 benutzt.[3] Diese Charakterisierung der Bismarckschen Sozialgesetzgebung wurde vielfach, auch von Historikern, aufgegriffen und ist bis heute verbreitet.[4]
1930 verfasste Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym Theobald Tiger ein Gedicht mit diesem Titel in Die Weltb;hne, in dem er die Ausweglosigkeit der b;rgerlichen Weltflucht thematisiert.[5]
1965 verfasste Otto Lasch ein Bericht ;ber die Kriegsgefangenschaft mit diesem Titel.[6]
Verwandte Konzepte
Das Konzept, mit Belohnung und Strafe zugleich zu arbeiten, ist auch in ;hnlichen Wortverbindungen anderer Sprachen verbreitet. Im antiken Latein findet sich die Gegen;berstellung von Stein und Brot. So spricht in der Kom;die Aulularia des Plautus der misstrauische Euclio, der einen Schatz gefunden hat und vom selbst reichen Megadorus daraufhin um die Hand seiner Tochter gebeten wird: „Altera manu fert lapidem, panem ostentat altera.“ („In der einen Hand h;lt er einen Stein, und Brot zeigt er mit der anderen.“) Darauf bezog sich der Kirchenvater Hieronymus, der einem Briefadressaten schrieb, er wolle ihm gegen;ber nicht „in der einen Hand einen Stein halten und mit der anderen Brot anbieten“.[7]
In einer langen Tradition der Erziehung mit Lohn und Strafe steht auch das Brauchtum um Nikolaus von Myra, der demnach jedes Jahr am 6. Dezember Kinder besucht und entweder belohnt oder bestraft, oft in Begleitung des strafenden Knecht Ruprecht. So hat etwa die Historikerin Silke Lesemann 1995 Nikolaus als „janusk;pfige Figur“ bezeichnet, die eine „Verbindung von Zuckerbrot und Peitsche“ darstelle;[8] der Erziehungswissenschaftler Manfred Hofer sah 1985 die „Dualit;t von Lohn und Strafe in der Erziehung (...) in der Figur des Nikolaus symbolisiert“.[9] Als fr;hneuhochdeutsches ;quivalent der Wendung gilt „rute und apfel“,[10] was Martin Luther 1537 in seiner Auslegung des Epheserbriefes 6,1–4 EU, in dem es um den kindlichen Gehorsam geht, ;hnlich fasste: Man solle „die Kinder und Sch;ler also strafen, da; allewege der Apfel neben der Ruten ist.“[11]
H;ufig wird die Auffassung vertreten, das sozialpolitische Prinzip F;rdern und Fordern sei nur eine euphemistische Umschreibung desselben Sachverhalts.[12]
Weblinks
Wiktionary: Zuckerbrot und Peitsche – Bedeutungserkl;rungen, Wortherkunft, Synonyme, ;bersetzungen
Wiktionary: Zuckerbrot – Bedeutungserkl;rungen, Wortherkunft, Synonyme, ;bersetzungen
Einzelnachweise
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichw;rter-Lexikon. Band 5. Leipzig 1880, Sp. 615 (E-Text). Es gibt allerdings fr;here Nennungen, siehe etwa Das Liebhaber-Theater. In: Abend-Zeitung. Leipzig, Sonnabend, 18. Januar 1823, S. 61.
Nils Freytag: Zum Stand der Bismarckforschung. In: ders., Dominik Petzold (Hrsg.): Das „lange“ 19. Jahrhundert. Alte Fragen und neue Perspektiven (= M;nchner Kontaktstudium Geschichte. Band 10). Herbert Utz, M;nchen 2007, S. 145–164, hier S. 153.
Manfred G. Schmidt: Sozialpolitik in Deutschland. Historische Entwicklung und internationaler Vergleich. 3., vollst;ndig ;berarbeitete und erweiterte Auflage. VS, Wiesbaden 2005, S. 28.
Florian Tennstedt: „Bismarcks Arbeiterversicherung“ zwischen Absicherung der Arbeiterexistenz und Abwehr der Arbeiterbewegung. Anmerkung zu den Voraussetzungen ihrer Entstehung. In: Ulrich Lappenk;hler (Hrsg.): Otto von Bismarck und das „lange 19. Jahrhundert“. Lebendige Vergangenheit im Spiegel der „Friedrichsruher Beitr;ge“ 1996–2016. Sch;ningh, Paderborn 2017, S. 353–375, hier S. 373.
Die Weltb;hne, 9. Dezember 1930, Nr. 50, S. 872, wieder abgedruckt in: Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn B;nden. Band 10. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975, E-Text.
Zuckerbrot und Peitsche. Ilmgau Verlag. Pfaffenhofen/Ilm 1965.
Annette Pohlke, Reinhard Pohlke: Alle Wege f;hren nach Rom. Deutsche Redewendungen aus dem Lateinischen. Artemis & Winkler, Z;rich 2001, S. 174.
Heinrich Kaak: Diskussionsbericht. In: Jan Peters (Hrsg.): Gutsherrschaftsgesellschaften im europ;ischen Vergleich. Akademie, Berlin 1997, S. 485–541, hier S. 499. Siehe auch Dieter E. Zimmer: Ein Sack voller Mi;verst;ndnisse. In: Die Zeit, 24. Dezember 1993; Christian Freitag: Erwartung und Sanktion im Kinderreim unter besonderer Ber;cksichtigung der Verhaltenssteuerung durch Strafe und Strafandrohung. Dissertation, Universit;t Marburg, 1974, insbesondere S. 74.
Manfred Hofer: Zu den Wirkungen von Lob und Tadel. In: Bildung und Erziehung. Band 38, 1985, S. 415–427, hier S. 416, urn:nbn:de:0111-opus-3833.
Oskar Reichmann (Bearb.): apfel, der. In: Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann (Hrsg.): Fr;hneuhochdeutsches W;rterbuch. Band 1. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1989, Sp. 1628. Dort wird auch eine weitere Stelle bei Luther von 1536 angegeben, in der von „Rut und apfel“ die Rede ist.
Martin Luther: D. Martin Luthers Epistel-Auslegung. Band 3: Die Briefe an die Epheser, Philipper und Kolosser. Hrsg. von Eduard Ellwein. Vandenhoeck & Ruprecht, G;ttingen 1973, S. 117 f., Zitat S. 118.
Siehe etwa Kai Sch;neberg: Zuckerbrot & Peitsche im Knast. In: Die Tageszeitung, 3. Juli 2004; Reinhard Kowalewsky: Streit ;ber Integrationspapier der CDU: Mit Zuckerbrot und Peitsche. In: Rheinische Post, 14. Februar 2016.
Kategorien: P;dagogische Methode/LehreGefl;geltes Wort
Свидетельство о публикации №125122106873