Klaus Taschwer
STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.,
Vordere Zollamtsstrasse 13, A-1030 Wien,
West Palm Beach, USA
Den 2... Dezember 2025
Sehr geehrter, Herr Taschwer,
Als Aphoristiker, der selbst seit mehr als 20 Jahren Aphorismen in der Hauptsache eine ganz besondere Art Falschzitate schmiedet, bin ich juengst per Zufall auf Ihren Artikel "Karl-Kraus-Experte und "Zitatejaeger" Gerald Krieghofer gestorben. (In: Der Standard, 28. August 2025) gestossen.
Dabei wurde ich auch auf Herrn Krieghofers Buch "Die besten falschesten Zitate aller Zeiten", erschienen im Molden Verlag, 2023, aufmerksam.
Da ich nicht nur in ihm, sondern auch in Ihnen, verehrter Herr Taschwer, einen Seelenverwandten in Sachen Aphoristik vermute, wuerde es mich sehr freuen, wenn ich Sie fuer meine besondere Art von Falschzitaten interessieren koennte.
Ich hoffe, Ihre Neugier mit meiner letzten Publikation wecken. Deshalb fuege ich sie bei: "Liliputins - Was zum Teufel sind sie? Hinter dem Vorhang der Ironie" (erschienen im Dezember 2025). Dieses Buch habe ich uebrigens dem von mir hoch geschaetzten Aphoristiker Karl Kraus anlaesslich seines 90. Todestages gewidmet. Der Untertitel meines Buches “Die besten falschesten Zitate” ist meine Hommage an den hervorragenden oesterreichischen Zitat-Forscher und Karl-Kraus-Experte Gerald Krieghofer.
Ich bin sehr an Ihrem Urteil, wie auch immer es ausfaellt, interessiert und hoffe in Sachen meiner literarischen Erfindung von Ihnen zu hoeren.
Im Moment arbeite ich parallel an zwei weiteren Buechern von Liliputins: eins auf Deutsch und eins auf English und habe noch ueber 6.000 Liliputins parat, um die Serie endlos fortzusetzen in der Hoffnung einen interessierten Verleger und Leser im deutschsprachigen Raum zu finden.
Mit besten Gruessen und Neujahrwuenschen
verbleibe ich mit vorzueglicher Hochachtung
Ihr
Yuri V. Slobodenyuk aka Yury Lobo
Aphoristiker/Satiriker
Kontakt:
561-420-5750
yuryslobo@yahoo.com
yuryslobo1@gmail.com
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Klaus Taschwer: Karl-Kraus-Experte und "Zitatej;ger" Gerald Krieghofer gestorben. In: Der Standard, 28. August 2025
1953–2025
Karl-Kraus-Experte und "Zitatej;ger" Gerald Krieghofer gestorben
Der Literaturwissenschafter war die unbestrittene Autorit;t f;r die Herkunft von gescheiten S;tzen und deckte zahllose Kuckucks- und Falschzitate auf
Klaus Taschwer
28. August 2025, 16:16
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Ein Innenraum mit warmem Licht, klassischer Einrichtung und Holzw;nden. Im Vordergrund ist eine gepolsterte Sitzbank zu sehen, im Hintergrund h;ngen Bilder an den W;nden, und Garderobenst;nder stehen an den Seiten. Ein gro;er Spiegel reflektiert das Licht von Deckenlampen.
Gerald Krieghofer war nicht nur ein akribischer, sonder auch h;chst sympathischer und witziger Zitateforscher.
Heribert CORN
"Herr Krieghofer, Ihr Buch ist furchtbar." So begann vor knapp zwei Jahren ein Interview, das die Wochenzeitung Die Zeit mit dem Wiener Literaturwissenschafter f;hrte. F;r den stets h;flichen und bescheidenen Befragten und Privatgelehrten kam dieser Er;ffnungssatz einer Auszeichnung gleich. Dazu muss man wissen, worum es im ersten und leider auch letzten popul;reren Buch des damals 70-J;hrigen ging.
Der Titel verr;t alles: Die besten falschesten Zitate aller Zeiten. Was Einstein, Freud und Pippi Langstrumpf so niemals gesagt haben. Und dem Interviewer ging es wohl so wie vielen anderen, die gerne gefl;gelte Worte gro;er Geister bem;hen: Sie wurden bei der Lekt;re des Werks zahlreicher "Kuckuckszitate" oder Falschzitate ;berf;hrt, also der Verwendung kluger Spr;che, die nicht von jenen Personen stammten, denen wir sie gemeinhin zuschreiben.
Meister der Quellenkritik
Das Buch war die Essenz einer aufwendigen Recherchet;tigkeit, mit der Krieghofer Jahre zuvor mehr oder weniger systematisch begonnen hatte. Der Philosoph und Literaturwissenschafter ;berpr;fte auf Twitter und dann auch in einem eigenen Blog die Authentizit;t von ber;hmten Zitaten und ihren meist ebenso ber;hmten Urhebern. Zum Meister der quellenkritischen Recherche war Krieghofer aber schon viel fr;her geworden.
Nach einer kurzen Karriere im Theater – in den fr;hen 1980er-Jahren als Faktotum beim legend;ren Serapionstheater – arbeitete er sich vor allem an Karl Kraus und verschiedenen Editionen seiner Werke ab. Zuerst erstellte er Register von Karl Kraus' Nachlass in der Wienbibliothek. Danach war er ;ber viele Jahre Mitarbeiter der legend;ren W;rterbuchprojekte ;ber Karl Kraus an der ;sterreichischen Akademie der Wissenschaften.
Zitatejagd mit Witz und Akribie
Stand Karl Kraus im Mittelpunkt seiner akademischen Forschungen, so erlangte der Vater einer Tochter und eines Sohnes erst durch seine T;tigkeit als "Zitatej;ger" gr;;ere Bekanntheit. Schnell stieg er zur unbestrittenen Autorit;t dieses Fachs im deutschsprachigen Raum auf. Denn was er dabei an Falschzuschreibungen und Fehlern zutage f;rderte – und mit welcher Akribie und Ironie er dar;ber schrieb –, war dann doch ziemlich erstaunlich und augen;ffnend.
Krieghofer ging es dabei immer auch darum, Halbwahrheiten aufzudecken und hohles "symbolisches Kapital" blo;zustellen, um es mit dem Soziologen Pierre Bourdieu zu formulieren, den er sehr sch;tzte – und um den Hinweis, dass auch normalen Menschen ziemlich kluge S;tze einfallen k;nnen. Gewiss keine Motivation war es f;r den vielseitig Interessierten, der eigenen Aufmerksamkeit wegen lebende Personen blo;zustellen. Dazu war Gerald Krieghofer, der am 22. August in Wien starb, ein viel zu bescheidener, liebensw;rdiger und witziger Zeitgenosse, der schmerzlich fehlen wird. (Klaus Taschwer, 28.8.2025)
Portr;t von Gerald Krieghofer (2024)
Krieghofers Blog ;ber Falsch- und Kuckuckszitate
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