Morgenluft wittern

Man kann jemanden wie Luft behandeln, also ihn ;;bersehen oder einfach ignorieren. Man kann eine Person in der Luft zerrei;;en, sie vernichtend kritisieren. Wem die Luft ausgeht, der kann nicht mehr mithalten. Wer seinem Kummer, seinem ;„rger, seinem Herzen Luft macht, spricht dar;;ber, was ihn st;¶rt.

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Luft f;r Jemanden sein.
Von Luft und Liebe leben.
Etwas liegt in der Luft.
Das geh;rt dazu wie die Luft zum Atmen.
Halt doch mal die Luft an!
Dicke Luft verbreiten.
Jemand starrt L;cher in die Luft.
die Luft nach oben




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Morgenluft wittern

Bedeutung:
glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt da ist, seine Wuensche oder Interessen durchzusetzen; seine Chance gekommen sehen; einen Vorteil fuer sich ahnen; Erfolge erwarten

Beispiele:
TSV Bayer Dormagen wittert Morgenluft im Abstiegskampf
Atomkraftbetreiber wittern Morgenluft: "Kernkraft produziert kein CO2", betonen sie in Zeitungsanzeigen und offerieren sich als Heilsbringer im gegenwaertigen Klimakurs
Der Ex-Minister wittert Morgenluft. Guenter Rexrodt hofft auf eine neue Chance
Die Investoren witterten Morgenluft, und sie sollten Recht bekommen

Ergaenzungen / Herkunft:

Diese Wendung ist ein Zitat aus Gottfried August Buergers Ballade "Lenore" (1773). Sie behandelt einen alten Sagenstoff: die Macht der Liebe, die ueber den Tod hinausreicht. Der Geist eines gefallenen Soldaten holt seine Geliebte mit sich ins Totenreich. Der naechtliche Ritt naehert sich mit dem beginnenden Tag seinem Ende am Friedhof, da die Geister dann verschwinden muessen: "Rapp'! Rapp'! mich duenkt, der Hahn schon ruft. / Bald wird der Sand verrinnen. Rapp'! Rapp'! ich wittre Morgenluft. / Rapp'! tummle dich von hinnen!"

Die ungeheure Popularitaet dieser Ballade hat die redensartliche Fixierung dieses Zitats ermoeglicht. Auch in der Shakespeare-Uebersetzung von August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck, die in den Jahren 1797 bis 1840 unternommen wurde, findet sich die Wendung wieder, und zwar ebenfalls an einer "gespenstischen" Stelle: Der Geist von Hamlets Vater Q muss bei Anbruch des Tages verschwinden, und auch er beobachtet die Zeichen des beginnenden Tages: "But soft! Me thinks I scent the morning air" (Doch still, ich wittre Morgenluft). So ist Shakespeare zwar - als beruehmter Gestalter des beginnenden Tages - der Schoepfer dieser Wendung, mit Buerger aber hat sie erst den Rang einer populaeren Formulierung erhalten, bei welcher die Bedeutung sich uebrigens in das Gegenteil verkehrt hat: Dem lebendigen Menschen sind Tag und Morgen Symbole der Hoffnung und der Zuversicht.


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