Guenter Grass - Naechtliches Stadion
Naechtliches Stadion
Langsam ging der Fussball am Himmel auf.
Nun sah man, dass die Tribuene besetzt war.
Einsam stand der Dichter im Tor,
doch der Schiedsrichter pfiff: Abseits.
Гюнтер Грасс
Ночной стадион
На небе медленно всходил футбольный мяч.
И стало ясно, что трибуна публикой полна.
В воротах завиднелась фигура лишь одна
поэта, но засвистел арбитр: офсайд.
+
Перевод Эмиля Вайса
https://spintongues.vladivostok.com/guenther_grass.htm
Мало-помалу футбол проникает на небеса.
Видно теперь, что трибуна была занята.
Одиноко стоял в воротах поэт,
но судья засвистел: вне игры.
++
"...hatte der junge, damals noch dem Surrealismus verpflichtete Lyriker Guenter Grass den Einfall, eine klassische Fussball-Szene metaphorisch umzudeuten. Im Tor steht bei ihm nicht mehr der klassische Torwart, sondern der Dichter, der in seiner „Einsamkeit“ durch den Pfiff des Schiedsrichters in seiner „Abseitigkeit“ offenbar bestaetigt wird. Der Triumph des WM-Siegs 1954 hatte in der Bundesrepublik das Wiedererwachen des nationalen Selbstbewusstseins stimuliert. Der 1927 geborene Grass dekonstruiert 1955 in seinem Gedicht diesen neuen Mythos der nationalen Identitaet, indem er den Fussball als wundersam-poetisches Objekt und seltsam individualistischen Akt schildert. Im „naechtlichen Stadion“, ueber dem der Fussball wie der Mond „aufgeht“, scheint der „einsame Dichter“ der einzige Akteur zu sein. Die Szenerie wirkt eigentuemlich menschenleer, trotz der besetzten Tribuene. Mit den alten Fussball-Legenden ist dieses Geschehen jedenfalls nicht in Uebereinstimmung zu bringen."
(Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006)
+++
См. также сб. Новеллы Матвеевой "Мяч, оставшийся в небе", М., 2006.
Свидетельство о публикации №125092204778