Lilliputins auf gut Deutsch
— Orson Welles
Lilliputins auf gut Deutsch: Was zum Teufel sind sie?
Lilliputins sind meine innovative Art postmoderner Belletristik, eine Mischung aus Spott, Sarkasmus und Hohn. Ich habe diesen Begriff gemuenzt, eine Verschmelzung des Adjektivs "lilliputinisch" (was "sehr klein" bedeutet) und der Redewendung "jemandem Worte in den Mund legen".
Inspiriert von Soren Kierkegaards Idee, dass das Leben nur verstanden werden kann, indem man rueckwaerts blickt, lege ich meine bissige, erfundene Zitate und verdrehte Sprueche in den Mund grosser historischer Persoenlichkeiten und beruehmter fiktionaler Charaktere. Also Worte, die sie nie gesagt haben, aber vielleicht haetten sagen koennen.
So bin so eine Art Kuckuck, der seine Eier in ein fremdes Nest legt.
Kurz gesagt, Lilliputins sind meine anachronistischen und revisionistischen Schoepfungen — absichtlich produzierte Falschzitate, gefaelschte Einzeiler, Aphorismen, Maximen, Minigeschichten, Anekdoten, Parabeln, Witze und Pointen.
Sie sind so auch ein Vehikel fuer Zeitreisende und Liebhaber alternativer Geschichtsschreibung.
Jedes Lilliputin enthaelt ein gewisses Mass an Wahrheit. Es liegt am Wissen, der Intelligenz und den Ueberzeugungen des Lesers, die Wahrheit von der Fiktion zu unterscheiden.
Lilliputins komprimieren die Zeit, indem sie die Gegenwart und die Vergangenheit auf Kollisionskurs bringen und die Grenzen zwischen Lebenden und Toten, Dingen und Menschen, Ernsthaftigkeit und Spott, und Realitaet und Fiktion verwischen.
Dabei verzichte ich ganz absichtlich auf den Begriff Anachronismus.
Die Technik, einen Lilliputin zu erschaffen, ist ziemlich einfach.
Zuerst kreieren Sie einen originellen Gedanken, der nicht laenger als zwei Zeilen ist, basierend auf einem Wortspiel, einem Wortwitz, einem Falschzitat, einer Gegenueberstellung oder einer Kombination davon.
Zweitens finden Sie eine geeignete reale Person (lebend oder tot) beziehungsweise eine bekannte fiktionale Figur, die eine solche Zeile plausibel haette sagen koennen, und legen das Lilliputin in ihren Mund.
Bingo!
Nicht zu vergessen sind auch angefuegte Randglossen, die dem Leser auf die Spruenge helfen die Pointe des jeweiligen Kuckuckszitats zu erschliessen.
Lilliputins koennen urkomisch oder traurig, gemein oder freundlich, schockierend oder empoerend und hoechst umstritten sein. Aber sie sind nie langweilig und immer Augen oeffnend und kurz, wie das Leben selbst.
Wie Erma Bombeck einmal sagte: "Es gibt eine schmale Grenze, die Lachen und Schmerz, Komoedie und Tragoedie, Humor und Leid trennt."
Ich hoffe aufrichtig, dass ich diese Grenze in meinem bevorstehenden Buch nicht ueberschritten habe.
Oscar Wilde sagte einmal: "Wenn man den Leuten die Wahrheit sagen will, muss man sie zum Lachen bringen, sonst werden sie einen umbringen."
Also bitte, toetet den Spottvogel sprich Kuckuck nicht!
Alles Gute und viel Spass,
Yuri V. Slobodenyuk aka Yury Lobo
Aphoristiker
yuryslobo1@gmail.com
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