Der Bethlehemitische Kindermord Bruegel

Der Bethlehemitische Kindermord (Bruegel)


Der Bethlehemitische Kindermord (Pieter Bruegel der ;ltere)
Der Bethlehemitische Kindermord
Pieter Bruegel der ;ltere, um 1565
;l auf Eichenholz
109;; 158;cm
Windsor Castle
Der Bethlehemitische Kindermord ist ein um 1565 entstandenes Gem;lde Pieter Bruegels des ;lteren. Das 109 cm ; 158 cm messende ;lbild auf Eichenholz ist nach einer Szene aus dem Matth;usevangelium benannt (Mt 2,16 ELB) und geh;rt zur Royal Collection im Windsor Castle.

Die bekannteste Kopie befindet sich im Kunsthistorischen Museum in Wien, Saal 10.

Original im Windsor Castle
Das Bild d;rfte urspr;nglich tats;chlich einen Bethlehemitischen Kindermord gezeigt haben, durch umfangreiche ;bermalungen ist dieser Titel heute allerdings nicht mehr ohne Weiteres nachvollziehbar: Allem Anschein nach wird ein winterliches fl;misches Dorf gepl;ndert. Die Fu;soldaten sind als einheimische Flamen gekleidet und die in rote Jacken gekleideten Reiter als wallonische S;ldner, die schwarz gepanzerten Reiter in der Bildmitte sind durch die senkrecht gehaltenen Lanzen als spanische Truppen zu identifizieren. Rechts umringen hilfesuchende Dorfbewohner einen Herold, der die Aktion ;berwacht,[1] links im Vordergrund kniet aus demselben Grund ein Bauer vor einem berittenen wallonischen S;ldner nieder. Die Dorfstra;e f;hrt in einer Kurve zu einer Br;cke, auf der ein Reiter positioniert ist. Die Dorfkirche ist aus der Mitte versetzt. Nachdem der Horizont durch Hausd;cher verdeckt ist, macht das Bild einen abgeschlossenen, platzartigen Eindruck.

Es ist offenbar eine spanische Strafexpedition gegen ein unbotm;;iges niederl;ndisches Dorf (siehe auch Abschnitt: Historischer Kontext). Die Pl;nderer rauben und t;ten Tiere und zerstechen Stoffb;ndel, am rechten unteren Rand tritt einer die T;r zu einer Gastwirtschaft ein, w;hrend andere durch ein Fenster einsteigen. Ganz im Vordergrund rechts befindet sich ein Wasserloch mit darin liegenden F;ssern und Baumst;mmen, rechts davon stehen zwei Hutweiden. Das Hauptgeschehen findet gut sichtbar in der Bildmitte statt, ist also nicht versteckt, wie in etwa der Kreuztragung oder der Bekehrung des Paulus.

Kopie in Wien
Der Bethlehemitische Kindermord (Pieter Brueghel der J;ngere)
Der Bethlehemitische Kindermord
Pieter Brueghel der J;ngere, Letztes Viertel des 16. Jahrhunderts
;l auf Eichenholz
116;; 160;cm
Kunsthistorisches Museum
Das ;lbild auf Eichenholz im Kunsthistorischen Museum Wien, Saal 10 (4. Viertel des 16. Jahrhunderts, Inv.-Nr. GG 1024) wurde lange als das Original angesehen. Es ist 1610–1619 in der Neuen Burg nachweisbar, 1748 gelangte es aus der Schatzkammer in die Gem;ldegalerie.[2]

Heute wird darin zwar eine Kopie Pieter Brueghels des J;ngeren oder seiner Werkstatt vermutet, allerdings ist es auch die qualitativ beste. Sie gibt R;ckschl;sse auf das ehemalige Aussehen des Originals, denn hier t;ten die S;ldner tats;chlich Kinder. Einige der auff;lligsten Unterschiede (von links nach rechts): Eine Frau beugt sich ;ber ihr erstochenes Kind, in der ;lteren Fassung ;ber Brote und andere Gegenst;nde. In der Bildmitte stechen die Fu;soldaten auf Wickelkinder ein, im „Original“ auf Truth;hne. Rechts bedroht ein Soldat ein Kind in den Armen einer Mutter, im ;lteren Bild h;lt die Frau lediglich einen gro;en Krug. Das Schild am Wirtshaus rechts tr;gt die Aufschrift „Dit is inde ster“ (Zum Stern) und verweist damit auf die Herberge, in der Maria und Josef keinen Platz fanden. Im Bild in Windsor ist der Stern ;bermalt und die letzten drei Buchstaben sind unkenntlich gemacht.[3]

Die Wiener Kopie ist auf 116 ; 160 cm beschnitten, die Signatur ist halb abgeschnitten: rechts unten BRVEG.[2]

Geschichte
Bruegels Biograf Karel van Mander erw;hnt das noch unversehrte Originalbild (oder eine der Kopien) 1604 in seinem Schilderboek:

„Von dem kundigen Bruegel ohne Fehl / Noch in einem Kindermord ist zu sehen / Totenblass eine in Ohnmacht gefallene Mutter / Ja, eine traurige Sippe / zu dem Herold [sich wendet] / Um eines Kindes Leben [zu] erbitten / an dem wohl genug Mitleid zu ersp;hen ist / Doch er zeigt des K;nigs Erlass mit S;tzen schmerzlich / Dass man mit niemandem darf sein barmherzig.“

– Karel van Mander: Schilderboek[4]
In einer Randbemerkung erw;hnt van Mander ;berdies, dass sich das St;ck vermutlich beim „Kayser Rhodolphus“ (Kaiser Rudolf) befinde.[5] Deshalb wurde die Kopie im Kunsthistorischen Museum lange Zeit als das Original angesehen.

Das Bild ist 1621 in der Prager Schatz- und Kunstkammer als „Eine dorfblindering vom alten Pr;gl“ nachweisbar, 1647/48 wird es nochmals erw;hnt. Nach dem Westf;lischen Frieden, der den Drei;igj;hrigen Krieg beendete, brachte es die schwedische Armee wohl mit anderen Gem;lden nach Schweden, jedenfalls taucht es 1652 in der Sammlung K;nigin Christinas wieder auf. 1654/55 reiste die K;nigin nach Rom und nahm dabei einen Teil ihrer Sammlung mit. Bereits in Antwerpen und Br;ssel lie; sie zehn Gem;lde zur;ck, darunter den Kindermord. 1660 kaufte es in Breda der w;hrend Cromwells Herrschaft exilierte englische K;nig Karl II. Als “villadge with souldiery” (deutsch: „Dorf mit Milit;r“) ist es 1662 in der King’s Privy Gallery im Palast zu Whitehall zu finden, wo es bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts blieb. Zur Zeit von K;nigin Anne 1702–1707 befand es sich in Hampton Court, danach in Somerset House und Kensington. Die Zuschreibung an Pieter Bruegel dem ;lteren stammt erstmals 1819 aus einem Inventar von Carlton House. Eine sp;tere Station war Schloss Windsor und seit 1901 geh;rte es zur Sammlung in Hampton Court.[6] Heute (Stand 2017) befindet es sich im Windsor Castle (King’s Dressing Room).[7]

Forschung
In der modernen Forschung vermutete erstmals der britische Kunsthistoriker Kenneth Clark 1941/42 eine Urheberschaft Pieter Bruegels des ;lteren. 1955 wurden an dieser Fassung und dem Bild in Wien R;ntgenuntersuchungen durchgef;hrt. Bei der Fassung in Windsor entspricht die Unterzeichnung weitgehend dem Gemalten, was f;r ein Original spricht, au;erdem ist der Pinselstrich etwas gr;ber und expressiver als am Wiener Bild, das obendrein noch einige Detailfehler aufweist – so ist das Zaumzeug der Pferde, etwa das des Herolds, falsch dargestellt.[8]

Historischer Kontext
Philipp der II., der Sohn Kaiser Karls V., hatte im Sommer 1559 nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich seinen Sitz von Br;ssel nach Kastilien verlegt, was in den Niederlanden als Degradierung empfunden wurde. Immerhin ernannte er seine Halbschwester Margarethe von Parma, eine geb;rtige Fl;min, zur Generalstatthalterin ;ber die siebzehn Provinzen. Die einzelnen Provinzen, die relativ gro;e Eigenst;ndigkeit besa;en, erhielten wiederum eigene einheimische Adelsf;hrer als Statthalter.

Bald flammte jedoch Streit auf ;ber die Neuordnung der Bist;mer und die noch aus der Regierungszeit Karls V. stammenden Ketzergesetze gegen Protestanten. Von den Adelsf;hrern aus strategischen Gr;nden beg;nstigt, breitete sich der radikale Calvinismus aus, dessen Anh;nger einen Gottesstaat forderten. Auf dem H;hepunkt des Konflikts kam es im August 1566 zu einem sechst;gigen Bildersturm, w;hrend dessen mehr als vierhundert Kirchen verw;stet wurden. Als Reaktion darauf setzte Philipp der II. seine Halbschwester ab und ernannte ;lvarez de Toledo (Herzog Alba) zum neuen Statthalter. Anf;nglich konnte dieser den Aufstand erfolgreich niederschlagen, aber (unter anderem) die Einf;hrung hoher Steuern fachte den Aufruhr wieder an, der schlie;lich im Verlauf des Achtzigj;hrigen Krieges zur Teilung des Landes in einen katholischen S;den (Belgien) und protestantischen Norden (heutige Niederlande) f;hrte.[9]

Siehe auch
Liste der Gem;lde von Pieter Bruegel dem ;lteren
Literatur
Christian Gr;f: Die Winterbilder Pieter Bruegels des ;lteren. VDM Verlag Dr. M;ller, Saarbr;cken 2009, ISBN 978-3-639-12775-1.
Einzelnachweise
 Christian Gr;f: Die Winterbilder Pieter Bruegels des ;lteren. VDM Verlag Dr. M;ller, Saarbr;cken 2009, S. 100 ff
 KHM Objektdatenbank, abgerufen am 16. Oktober 2017
 Die Winterbilder Pieter Bruegels des ;lteren. S. 94 ff. (Unterschiede zwischen Original und Kopie)
 Karel van Mander: Het Schilderboek. Teil 1, Grondt …, Haarlem 1604; dt. ;bersetzung von Hans Floerke (1906), die der zweiten Ausgabe von 1618 folgt; hier zit. Nach Roger H. Marijnissen – Bruegel. Das vollst;ndige Werk, Antwerpen/K;ln 2003, S. 410, Anm. 263; vgl. auch S. 283.
 Die Winterbilder Pieter Bruegels des ;lteren. S. 88
 Die Winterbilder Pieter Bruegels des ;lteren. S. 87 ff.
 Royal Collection Trust: Pieter Bruegel the Elder (c. 1525–1569). Massacre of the Innocents c.1565-67. Abgerufen am 16. Oktober 2017 (Standort)
 Die Winterbilder Pieter Bruegels des ;lteren. S. 89 ff. (Unterschiede zwischen Original und Kopie)
 Niederlande im Freiheitskampf: Um Gold und Freiheit. Brockhaus multimedial premium, 2007.
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