Jette Nietzard fuer den bewaffneten Widerstand

Gr;ne-Jugend-Chefin Jette Nietzard hat den bewaffneten Widerstand gegen den Faschismus nicht ausgeschlossen. Ein warnender Gedankengang. Was daraus nun gemacht wird, zeigt nur die Macht rechter Medien – und die linksliberale Hilflosigkeit

Juli 29, 2025
Jette Nietzard

Foto: Philipp Plum f;r der Freitag


Ein paar spekulative S;tze ;ber m;glichen Widerstand gegen m;glichen Faschismus – und die rechte Erregungsmaschinerie l;uft hei;. Jette Nietzard, Noch-Vorsitzende der Gr;nen Jugend, wird einmal mehr zur Projektionsfl;che im Kulturkampf von rechts.

Was sie tats;chlich gesagt hat, interessiert dabei kaum.

Was wir stattdessen erleben: die professionell orchestrierte Skandalisierungsmaschinerie der Rechten, die anhaltende linksliberale Hilflosigkeit im Umgang mit der AfD – und eine gr;ne Parteif;hrung, die lieber schweigt, als sich mit ihrer linken Kritikerin auseinanderzusetzen.

Und was fehlt: eine ernsthafte Debatte ;ber Strategien gegen den Faschismus.

Wenige S;tze, viele Schlagzeilen
Aber von Anfang an. Jette Nietzard

hweigt, als sich mit ihrer linken Kritikerin auseinanderzusetzen.Und was fehlt: eine ernsthafte Debatte ;ber Strategien gegen den Faschismus.Wenige S;tze, viele SchlagzeilenAber von Anfang an. Jette Nietzard hatte am 21. Juli mit dem Journalisten und Freitag-Verleger Jakob Augstein ein Interview f;r den Freitag gef;hrt, das auch bei radioeins ausgestrahlt wurde. Es ging um verschiedene Themen, darunter auch um den richtigen Umgang mit der AfD.Im Gespr;ch sagte Nietzard: „Wie sehr sind eigentlich Zivilgesellschaft und die Parteien darauf vorbereitet, dass 2029 eine gesichert rechtsextreme Partei ;ber Deutschland regieren kann? Bedeutet das, dass dann immer noch Parteien im Bundestag sitzen und kleine Anfragen schreiben und durchdachte Antr;ge schreiben? Bedeutet das, dass ich immer noch mit verschr;nkten Armen vor irgendeiner Kamera stehe und sage, wie schlimm Rechtsextreme sind?“ Die Gesellschaft w;rde noch nicht gen;gend ;ber solch ein Szenario nachdenken. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von der Freitag (@freitag)Auf Augsteins Frage, was sie selbst dann machen werde, sagte sie: „Ich glaube, dass ich nicht eine Antwort hier gerade liefern kann, was ich dann mache. Es ist schon eine Frage, wie sieht dann ein Widerstand aus? Also ist er dann intellektuell? Ist er dann vielleicht mit Waffen? Ich will jetzt hier nicht in so eine Schublade direkt gesteckt werden. Aber ich glaube, wir sollten uns gesellschaftlich diese Fragen stellen. Sind wir bereit, Menschen tats;chlich wieder zu verstecken? Sind wir bereit (…) ein Parlament zu verteidigen?“ Auf die Nachfrage Augsteins, ob man gegen den Willen der W;hler*innen verteidigen m;sste, antwortete Nietzard: „Gegen den Faschismus“.Weder w;hrend des Gespr;chs noch im Anschluss gab es ;ffentliche Emp;rung ;ber die AussagenWeder w;hrend des Gespr;chs noch im Anschluss gab es ;ffentliche Emp;rung ;ber die Aussagen. Leicht redigiert und freigegeben wurde das Interview am 22. Juli auf der Webseite des Freitag ver;ffentlicht. Nachdem der Freitag dann aber am 28. Juli auf Instagram das entsprechende Zitat von Nietzard geteilt hatte, bekam das Interview mehr Aufmerksamkeit. Es gab rasch Kritik von links – und von rechts. Die rechtskonservative Blase erkannte das Potenzial f;r eine Kampagne und begann hei; zu laufen.Der rechte Apparat funktioniert wie geschmiertAm Morgen des 29. Juli ver;ffentlichten dann zahlreiche konservative bis extrem rechte Medien Beitr;ge zu Nietzard. Ihre S;tze wurden dabei teilweise aus dem Kontext gerissen oder umgedeutet, um zu skandalisieren. Bild behauptete, sie „faselte von ‚bewaffnetem Widerstand‘ gegen die AfD“, beziehungsweise „denkt ;ber bewaffneten Widerstand nach“. Welt-TV berichtete, dass sie „laut dar;ber nachdachte, zu den Waffen zu greifen“. Im selben Tenor ging es weiter, im Laufe des Tages berichteten auchweitere.Ungeachtet der realen, unspezifischen Worte sickerte die Erz;hlung „Gr;nenpolitikerin = militante Extremistin“ von rechten Medien in die b;rgerlichen Blasen. Eine ;hnliche Mechanik war auch Grundlage der orchestrierten Skandalisierungskampagne rund um die Besetzung der Richterin Frauke Brosius-Gersdorf am Bundesverfassungsgericht. Der Kulturkampf im Stile Trumps l;sst gr;;en. Er will Macht demonstrieren, delegitimieren, progressive Individuen zerst;ren. Gleichwohl – es war nicht Nietzards erster Shitstorm. Mehrfach schon gab es ;ffentliche Aufregung wegen ihrer Person, zuletzt etwa aufgrund eines „acab“-Pullovers.Was fehlt: Eine starke Linke mit BodenhaftungDie beschriebenen medialen Logiken sind bekannt – auch Jette Nietzard. Ihre kritisierte Aussage sollte daher in einem breiteren Kontext betrachtet werden. Sowohl auf inhaltlicher als auch auf diskursiver Ebene kann gefragt werden, ob sie politisch hilfreich war.Inhaltlich: Machen wir uns nichts vor. Nat;rlich gibt es bereits jetzt viele Menschen, die sich Gedanken machen m;ssen um ihre Sicherheit. Insbesondere queere Menschen, Migrant*innen, Linke – gerade im l;ndlichen Raum, gerade in Ostdeutschland. Sie sind es, die vielerorts tagt;glich angefeindet und angegriffen werden, die von den Kommunalregierungen Gelder und R;ume entzogen bekommen. Menschen reagieren unterschiedlich auf den Druck: Einige ziehen weg, andere machen Selbstverteidigungskurse, wieder andere vernetzen sich und k;mpfen f;r die stabile Finanzierung der Zivilgesellschaft. Die Diskussionen finden hier statt.Wie auch auf gr;;erer Ebene: Hier diskutiert die gesellschaftliche Linke seit Jahren sehr intensiv, ob generell eine antifaschistische Wirtschaftspolitik helfen k;nnte gegen den Rechtsruck, Streiks, Stadtteilorganisierung, ziviler Ungehorsam, demokratische und kulturelle Bildungsarbeit, Unterst;tzung f;r Initiativen im l;ndlichen Raum.Diskussionen zum bewaffneten Widerstand werden dagegen von keiner ernstzunehmenden linken Kraft gef;hrt. Vielleicht ;ndert sich das. Die Welt dreht sich gerade schnell, und wer wei;, wie sie in f;nf Jahren aussieht. So wirkt Nietzards Aussage aber tats;chlich losgel;st von der Realit;t und den realen Bewegungen. Einer Realit;t, in der zuletzt vor allem extrem Rechte sich bewaffnen und terroristische Anschl;ge planen, w;hrend b;rgerliche Medien und Beh;rden alten RAF-Phantomen hinterherjagen. Nietzard ging es wohl gar nicht so sehr um das inhaltliche Argument – Gr;nen-Mitglieder w;ren vermutlich sowieso nicht die ersten, die in den bewaffneten Untergrund gingen. „Anti-AfD-Maulheldentum“, kommentierte dazu die Journalistin und Freitag-Autorin ;zge Inan auf Instagram. „Was ihr immer gegen eine regierende AfD tun werdet: Ihr tut es jetzt gerade.“ Vermutlich hatte genau deswegen auch kaum jemand Nietzards Aussage nach dem Interview ernst genommen. Was ihr immer gegen eine regierende AfD tun werdet: Ihr tut es jetzt gerade;zge Inan, Autorin und JournalistinViel mehr wollte die Nachwuchspolitikerin mit ihrer Aussage wohl zum Nachdenken anregen und deutlich machen, dass die AfD keine normale Regierungspartei ist – und daher auch nicht auf herk;mmlichen Wegen bek;mpft werden kann. Es w;re ein Bruch mit der deutschen Geschichte, der kein „Weiter so“ erlaube. Der Verweis auf die Waffen diente eher als kleine Provokation – eine Praxis, die sie schon seit langem anwendet, um Diskursr;ume und Aufmerksamkeit zu schaffen. Zwischen Strategie, Symbolik und OhnmachtAber mit Erfolg? Ihre allgemeine Strategie sei an Grenzen gesto;en, sagte Nietzard selbstkritisch in ihrem Instagram-Video am Dienstag. „Weil rechte Medienh;user viel Macht haben“ und „weil wir intern nicht einig genug und nicht mutig genug waren“, nannte sie als Gr;nde. Diskursverschiebungen habe man so nicht nutzen k;nnen, wenn sie m;glich gewesen waren „Und auch, weil Gr;ne lieber den Tone-Policing-Kampagnen rechter Medienh;user hinterhergelaufen sind, anstatt sich mit eigenen Leuten zu solidarisieren“, f;gte sie hinzu.Stellt sich die Frage dann nicht aber, ob die Strategie von versuchten Diskursverschiebungen ;ber Interviews und Social-Media-Posts ;berhaupt sinnvoll ist, um den Rechtsruck zu bek;mpfen – ohne starke Bewegungen im R;cken zu haben? Und wie authentisch kann so etwas wirken, wenn die eigene Mutterpartei seit Jahren einen entgegengesetzten Kurs verfolgt? Was fehlt, sind linke Organisationen, die sowohl in den Institutionen als auch auf der Stra;e und in den Betrieben intervenieren k;nnen – mit Kraft, Strategie und Verankerung. Nietzards Ansatz wirkt letztlich nicht nur wenig in realen K;mpfen verankert, sondern auch etwas hilflos. Bleiben oder gehen? Das Dilemma der linken Gr;nenNietzard hat mit Beginn des neuen Shitstorms angek;ndigt, nicht mehr im Oktober als neue Bundessprecherin f;r die Gr;ne Jugend zu kandidieren. Sie habe in ihrer Amtszeit versucht, eine „linke Hoffnung“ zu sein f;r jene, die sich vom Kurs der Mutterpartei nicht mehr repr;sentiert f;hlten. Gleichwohl wolle sie weiter Mitglied bleiben – eine bewusste Entscheidung gegen die „Junge Linke“.Nietzards Vorg;nger*innen um Sarah-Lee Heinrich hatten im Herbst 2024 die Gr;nen verlassen, um eine neue Organisation zu gr;nden. Die Spielr;ume f;r eine linke Politik habe es dort nicht mehr gegeben, hie; es von den Abtr;nnigen. Die etwa 200 Aktiven versuchen seither mit Nachbarschaftsorganisierung und Klassenpolitik in mehreren St;dten ihren Idealen treu zu bleiben.Nietzards Entscheidung, trotz mangelnder R;ckendeckung weiter bei den Gr;nen zu bleiben, kann nun als Haltung interpretiert werden. Immerhin braucht es auch dort Aktive, die weiter f;r andere Mehrheiten streiten. Die aktuelle F;hrung wird zumindest wohl keine Politik unterst;tzen, die sich wirklich mit den Reichen und M;chtigen anlegt – ein Ansatz, der vielleicht besser gegen die AfD helfen k;nnte. Genauso k;nnte man Nietzards Entscheidung aber auch als inkonsequent bezeichnenGenauso k;nnte man Nietzards Entscheidung aber auch als inkonsequent bezeichnen. Sie sei stolz darauf, „dass sie immer nach oben getreten hat, nie nach unten“, sagte sie. Andere vor ihr wagten den Sprung ins kalte Wasser – dort gibt es jetzt weniger Medienaufmerksamkeit, aber daf;r auch mehr Raum, weiter nach oben zu treten.Ob Jette Nietzard die Gr;nen von innen ver;ndern kann oder nur weiter als Projektionsfl;che in der Emp;rungs;konomie dient, ist offen. Sicher ist nur: Ohne realen Aufbau organisierter Gegenmacht bleibt jede Provokation ein Zeichen der Ohnmacht – und die AfD marschiert weiter.

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Umstrittene Gr;ne-Jugend-Chefin Nietzard geht und rechnet ab
Politik / Lesedauer: 6 min


Mit ihren Wortmeldungen l;ste sie immer wieder Kontroversen aus. Nun will Gr;ne-Jugend Chefin Jette Nietzard nicht erneut kandidieren. Selbstkritik ist aber nicht der Grund, wie ihr Videostatement zeigt.
Ver;ffentlicht:29.07.2025, 12:33
Aktualisiert:29.07.2025, 14:25
Von:
Deutsche  Presse-Agentur
Deutsche Presse-Agentur

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Unter heftigen Vorw;rfen gegen Mitglieder ihrer eigenen Partei hat die Co-Chefin der Gr;nen Jugend, Jette Nietzard, ihren R;ckzug angek;ndigt. Beim Bundeskongress der Gr;nen-Nachwuchsorganisation Mitte Oktober in Leipzig will sie sich nicht erneut als sogenannte Bundessprecherin zur Wahl stellen. Das teilte die 26-J;hrige im sozialen Netzwerk Instagram mit. Sie bleibe aber Parteimitglied und Mitglied der Gr;nen Jugend.

„Allerliebste Gr;ne Jugend“
„Allerliebste Gr;ne Jugend“, begann Nietzard ihre knapp dreimin;tige Video-Botschaft. „Ich habe die letzten neun Monate versucht, eine linke Hoffnung, eine linke Stimme in den Gr;nen zu sein.“


Bei den Gr;nen seien ihre Gedanken nicht immer auf Gegenliebe gesto;en, sagte Nietzard. „Mal wurde ich in Fraktionssitzungen ausgebuht, mal wurde ich von Realo-Spitzenpersonal angeschrien oder von Ministerpr;sidenten oder solchen, die es werden wollten, wurde mein R;cktritt gefordert“, sagte sie in Anspielung auf den baden-w;rttembergischen Gr;nen-Ministerpr;sidenten Winfried Kretschmann und Cem ;zdemir, der ihm nachfolgen will.

Nietzard beklagt st;ndige Anfeindungen
„Ganz ehrlich, das sollte nicht der Alltag von der Gr;nen-Jugend-Sprecherin sein.“ Seit einiger Zeit sei klar, dass sie „in diesem Bundesvorstand“ der Partei keine Zukunft haben k;nne. „Bei st;ndigen Anfeindungen kann einfach keine gute Politik entstehen und wenn die Parteispitze es nicht schafft, dass diese Anfeindungen enden, dann ziehe ich eben die Konsequenzen f;r meinen Jugendverband“, res;mierte Nietzard.



Zur Seite sprang Nietzard ihr Co-Chef Jakob Blasel. Er bescheinigte Nietzard „pers;nliche Gr;;e“ und zollte ihr Respekt. Von der Partei verlangte er: „Unsouver;ne Reaktionen und toxische Emp;rung der letzten Wochen m;ssen aufgearbeitet werden.“ Statt sich am eigenen Nachwuchs abzuarbeiten, m;ssten die Spitzen der Partei ihre Haltung grunds;tzlich ;berdenken. „Gr;ne Politik muss konsequent f;r soziale Politik, gegen das fossile Kartell und die Macht der Superreichen eintreten.“

Heftige Reaktionen bei Parteifreunden auf ;u;erungen
Jette Nietzard hatte zuletzt in einem Radiointerview einen Widerstand mit Waffengewalt gegen eine m;gliche AfD-Regierungsbeteiligung ins Spiel gebracht. „Wie sieht dann der Widerstand denn aus? Ist der intellektuell? Ist der dann vielleicht mit Waffen?“, so Nietzard w;rtlich. Die AfD emp;rte sich daraufhin ;ber eine „RAF 2.0“, die ;ber einen bewaffneten Widerstand gegen eine AfD-Regierung fantasiere.


Nietzard hatte auch mit ;u;erungen in sozialen Medien immer wieder ;rger und Unverst;ndnis in den Reihen der Gr;nen ausgel;st. Anfang Juni entschuldigte sie sich f;r ein kurz zuvor hochgeladenes Video zu Gaza und Israel. Die Gr;ne Jugend erkl;rte in einem Transparenzhinweis, in der vorherigen Version des Videos sei „nicht deutlich genug geworden, dass der 7. Oktober ein antisemitischer Terroranschlag war“.

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In der zu diesem Zeitpunkt bereits ge;nderten Version hatte Nietzard Medienberichten zufolge ge;u;ert, seit dem 7. Oktober 2023 seien „;ber 50.000 Pal;stinenserInnen und 1.200 Israelis bei milit;rischen Operationen umgekommen“.


Es war nicht das einzige Mal, dass Nietzard Kopfsch;tteln bei Gr;nen-Mitgliedern ausl;ste. Kurz zuvor, im Mai, hatte sie sich auf ihrem privaten Instagram-Kanal mit einem Pullover gezeigt, auf dem das K;rzel “ACAB„ zu lesen war. Es steht f;r „All Cops Are Bastards“. Dazu trug sie eine Kappe mit der kapitalismuskritischen Aufschrift „Eat the rich“.

Baden-W;rttembergs Ministerpr;sident Kretschmann hatte Nietzard zum Parteiaustritt aufgefordert. „Ich verstehe ;berhaupt nicht, was die bei uns will“, sagte der Gr;nen-Politiker. F;r die Positionen, die Nietzard vertrete, gebe es mit der Linken ein passendes Angebot im Parteienspektrum.


Nietzard distanzierte sich – ein St;ck weit
Gr;nen-Chef Felix Banaszak hatte Nietzards Beurteilung der Polizei „inakzeptabel“ genannt. ;zdemir, Spitzenkandidat der Partei f;r die kommende Landtagswahl in Baden-W;rttemberg, kritisierte damals, bei den Gr;nen sei falsch, wer nicht kapiere, dass die Polizei auch Gr;nen-Werte verteidige.

Nietzard distanzierte sich damals ein wenig von ihrer Pullover-Aktion. Sie „glaube nicht, dass das der richtige Weg war, um auf die Probleme aufmerksam zu machen“, erkl;rt sie in einem „Stern“-Podcast. Den Pulli besitze sie „als Privatperson“. Nietzard ist seit Oktober 2024 Co-Sprecherin der Gr;nen Jugend.

Jette Nietzard, Sprecherin der Gr;nen Jugend, spricht bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Gr;nen. (zu dpa: „Gr;ne-Jugend-Chefin Nietzard geht – und rechnet ab“)Bild vergr;;ern
Jette Nietzard, Sprecherin der Gr;nen Jugend, spricht bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Gr;nen. (zu dpa: „Gr;ne-Jugend-Chefin Nietzard geht – und rechnet ab“) (Foto: Michael Kappeler/dpa)
Es war nicht die erste Kontroverse
Es war nicht das erste Mal, dass Nietzard provozierte. So hatte sie nach Angaben von Nutzern zu Silvester in sozialen Medien gepostet: „M;nner, die ihre Hand beim B;llern verlieren, k;nnen zumindest keine Frauen mehr schlagen.“ Der Beitrag wurde nach Kritik gel;scht.

Den R;ckzug von FDP-Chef Christian Lindner nach dem desastr;sen Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl quittierte sie auf X mit den Worten: „Ich freue mich, dass der Mann von @francalehfeldt jetzt k;rzertritt, um ihr Karriere und Kind zu erm;glichen“. Parteikollegin Renate K;nast kommentierte den Post. „Jette, das ist unsouver;n und macht Dich sehr klein“, schrieb sie.

Zu zweifelhaften Bel;stigungsvorw;rfen gegen den Gr;nen-Politiker Stefan Gelbhaar erkl;rte Nietzard, die Unschuldsvermutung gelte vor Gericht. „Aber wir sind eine Organisation, und wir sind kein Gericht.“

„Immer nach oben getreten“
Nun betonte Nietzard: „In der ganzen Zeit habe ich versucht, Aufmerksamkeit auf linke Themen und auf Ungerechtigkeiten zu lenken. Und auch wenn man meine Art und meinen Weg dabei vielleicht kritisieren will, egal ob bei Polizei oder bei ;bergriffigen M;nnern oder beim Rechtsruck in der Migrationspolitik: Ziel meiner Kritik waren immer Menschen in Machtpositionen, die ihrer Verantwortung halt einfach nicht gerecht wurden.“

Sie erkl;rte: „Man kann vieles ;ber mich sagen, aber auf eins werde ich immer stolz sein, und zwar, dass ich immer nach oben getreten habe und nie nach unten.“ Ihrer Partei gab sie mit: „Gr;ne m;ssen Konflikte da f;hren, wo sie sich f;r die Menschen lohnen. Das ist mit Superreichen, das ist mit Immobilienkonzernen, die halt daf;r verantwortlich sind, dass unsere Schei;-Mieten so viel zu hoch sind.“ Auch mediale Kampagnen beklagte sie.

Gr;ne Jugend gilt als Kaderschmiede
Innerhalb des gr;nen Meinungsspektrums vertritt die Gr;ne Jugend traditionell sehr linke Positionen. Wie in anderen politischen Nachwuchsorganisationen schrecken die f;hrenden K;pfe in der Regel nicht vor Kritik am Kurs der eigenen Parteif;hrung zur;ck. Dennoch ist die Organisation auch eine Kaderschmiede: Die fr;here Parteichefin Ricarda Lang stand einst an ihrer Spitze, ebenso ihr Nachfolger Felix Banaszak.

Nietzard war gemeinsam mit Jakob Blasel, ihrem Co-Bundessprecher, wie das F;hrungsamt in der Gr;nen Jugend hei;t, im Oktober letzten Jahres mitten in einer Krise gew;hlt worden. Zuvor war der vorige Vorstand zur;ckgetreten und hatte das mit Entfremdung von den Gr;nen begr;ndet, bei denen es „mittelfristig keine Mehrheiten (...) f;r eine klassenorientierte Politik gibt, die soziale Fragen in den Mittelpunkt r;ckt und Perspektiven f;r ein grunds;tzlich anderes Wirtschaftssystem aufzeigt“.

Die damalige Hoffnung, mit einer neuen F;hrungsriege k;nnten die Beziehungen zwischen Jugendorganisation und Partei zur Ruhe kommen, erwies sich als tr;gerisch. F;r die Zukunft k;ndigte Nietzard an: „Die Gr;ne Jugend verliert mich vielleicht als Sprecherin, aber ich verspreche auch, die linke Stimme zu bleiben.“


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