Ulrike Meinhof Wege in den Terror
Lieblingsautor Hermann Hesse
Stefan Aust ueber RAF and Hermann Hesse
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"Die ungest;me Herrlichkeit des Terrors" - Stefan Aust
dctp-Fan
Mar 9, 2023
NEWS & STORIES VOM 07.12.2008
Stefan Aust ;ber den Wahnwitz im Baader Meinhof Komplex
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"Stammheim - Zeit des Terrors": Wie Moralismus in Unmoral umschl;gt
Stand: 19.05.2025 21:45 Uhr
Das Dokudrama "Stammheim - Zeit des Terrors" von Niki Stein und Stefan Aust rekonstruiert sowohl den Gef;ngnisalltag der RAF-Terroristen als auch das Geschehen im Gerichtssaal. Im Interview spricht Aust ;ber seinen Film.
Vor 50 Jahren hat in Stuttgart-Stammheim der Prozess gegen die f;hrenden K;pfe der Roten-Armee-Fraktion begonnen, ein Verfahren, das die Bundesrepublik nachhaltig pr;gen sollte. Zu diesem Jahrestag gibt es in der ARD-Mediathek das Dokudrama "Stammheim - Zeit des Terrors". Kaum jemand kennt die Rote-Armee-Fraktion und die Bedeutung damals so gut wie Journalist und Autor Stefan Aust.
Frau mit Brille wird aus einem alten Polizeiauto gef;hrt © SWR/Hendrik Heiden Foto: Hendrik Heiden
Mediathektipps: "Stammheim", "Time" und "Boarders"
Zu unseren Tipps z;hlen das Doku-Drama "Stammheim - Zeit des Terrors" und die Serien "Time" und "Boarders".
Herr Aust, es gibt ja schon viele Filme ;ber die RAF und Stammheim. Warum haben Sie sich entschieden, zu diesem Jahrestag das noch mal filmisch aufzuarbeiten?
Stefan Aust: Ich habe vor 40 Jahren mit Reinhard Hauff einen Film ;ber den Prozess gemacht, anhand der Wortprotokolle des Prozesses. Dann habe ich mit Bernd Eichinger zusammen den Kinofilm "Der Baader-Meinhof-Komplex" gemacht, was deren ganze Geschichte von der Studentenbewegung in den Terror zeigte. Das, was mir immer noch fehlte, waren die letzten Jahre im Gef;ngnis: wie die Gefangenen im Gef;ngnis sich verhalten haben, wie sie versucht haben, aus dem Gef;ngnis rauszukommen, wie ihre Kumpanen drau;en die RAF zu ihrem eigenen Thema gemacht haben, indem sie versucht haben, die Gr;ndergeneration aus dem Gef;ngnis freizupressen und dadurch ganz schreckliche Geschichten anzurichten: etwa durch die Entf;hrung des Arbeitgeberpr;sidenten Hanns Martin Schleyer, der 44 Tage in schrecklicher Geiselhaft gehalten und dann ermordet wurde.
Es ist eine sehr dramatische Geschichte, die wir von Stammheim aus geschildert haben. Die Basis sind ganz viele Informationen gewesen, die ich im Laufe der Jahre zusammengekramt habe. Die Dialoge im Film sind weitgehend auf der Basis von Briefen geschrieben worden, die sie sich gegenseitig geschrieben haben und dergleichen mehr. Es war der H;hepunkt des Terrorismus, aber leider nicht das Ende.
Manche beklagen, dass beim Blick auf diese Zeit h;ufig die T;terperspektive eingenommen wird. Was sagen Sie denen?
Aust: Nein, ich w;rde nicht sagen die T;terperspektive, sondern der Bericht ;ber die T;ter. Das ist ja nicht deren Perspektive. Die ARD zeigt hinterher noch eine gro;e Dokumentation ;ber die Opfer. Nat;rlich hat man sich auch mit den Opfern besch;ftigt, aber in Kriminalf;llen ist es nat;rlich so, dass die Hauptrolle die T;ter spielen und das, was sie gemacht haben und wie dann im Prozess mit ihnen umgegangen worden ist, wie sie versucht haben, da rauszukommen. Das ist schon eine sehr spannende Angelegenheit. Bei den Opfern ist es meistens so: Es sind Leute, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind und dadurch in diese schrecklichen Sachen hineingezogen wurden.
VIDEO: Im Schatten der M;rder (29 Min)
Sie haben den Film unter anderem in den Original-Zellen gedreht - was war das f;r eine Atmosph;re am Set?
Aust: Das ist nat;rlich etwas sehr besonderes. Wir haben das f;r die anderen Filme immer nachgebaut. Aber wir haben hier die M;glichkeit gehabt, den Film im Hochsicherheitstrakt in Stammheim zu drehen. Die Zellen sind ja alle noch da. Sie sind zwar leer, aber der ganze Trakt im siebten Stock sieht nat;rlich noch genauso aus, wie er damals ausgesehen hat. Wir haben aufgrund von Fotos, die wir hatten, die Zellen fast genauso eingerichtet, wie sie damals gewesen sind. Das war schon etwas sehr Besonderes, in diesem Gef;ngnis drehen zu d;rfen. Daf;r sind wir denen sehr dankbar, dass sie uns das erm;glicht haben.
Es ist keine absolute Wahrheit, sondern so k;nnte es gewesen sein. Wie nahe kommt der Film aus Ihrer Sicht den Tatsachen?
Aust: Es ist ein Dokudrama, das hei;t, die Szenen, die in dem Film gezeigt werden, sind logischerweise keine abgefilmten Dokumentarszenen, aber die Ereignisse, die sich dort abgespielt haben, das Verh;ltnis der Gefangenen untereinander, wie sie Ulrike Meinhof fertiggemacht haben - sie hat sich dann auch umgebracht, weil das die einzige M;glichkeit f;r sie war, sich aus dieser Gruppe zu befreien -, das haben wir so nachgespielt, wie man sich das in etwa vorstellen kann aufgrund der Unterlagen und Recherchen. Es kommt, glaube ich, den Ereignissen so nahe, wie man das in einem Spielfilm machen kann. Die Dialoge sind zum Beispiel zum gro;en Teil auf der Basis der Briefe entstanden, die sie sich geheim geschrieben haben.
Was k;nnen wir heute, 50 Jahre sp;ter, aus dieser Zeit lernen?
Aust: Wie ein ;bersteigerter Moralismus in eine krasse Unmoral umschl;gt. Das Interessanteste, was ;ber Terrorismus gesagt worden ist, hat der Vater von Gudrun Ensslin gesagt, und zwar bevor es richtig losging, nach den Brandstiftungen in zwei Frankfurter Kaufh;usern: Er hat von einer "ganz heiligen Selbstverwirklichung" gesprochen. Da redet ein Pfarrer ;ber den Terrorismus seiner Tochter und spricht von einer "ganz heiligen Selbstverwirklichung" im Sinne des heiligen Menschentums. Daran wird deutlich, wie wie krass diese Moral in Unmoral umgeschlagen ist.
Das Gespr;ch f;hrte Philipp Schmid.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Der Morgen | 19.05.2025 | 08:10 Uhr
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