Liliputins in German -4858

Bucharin, Du wirst erschossen wie ich und Sinowjew. Darauf kannst du Gift nehmen! ... "
Lew Kamenew


Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2021/11/24/7101

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Die Redensart "Darauf kannst du Gift nehmen" ist umgangssprachlich eine Bekr;ftigung, dass etwas ganz sicher passieren wird bzw. man etwas ganz sicher machen wird, man sich also darauf verlassen kann.

Literarisch bezeugt ist "Darauf kannst du Gift nehmen" erst in der zweiten Haelfte des 19. Jahrhunderts Unklar ist der Ursprung. Einige Deutungen gehen  davon aus, dass es sich um eine  Analogie zu Redensarten im Rahmen der Gottesurteil-Symbolik handeln koennte.

Ein Gottesurteil zur Rechtsprechung heranzuziehen bedeutet im weiten Sinn das Eingreifen Gottes zum Zweck der Strafe oder zum Erweis der Wahrheit. Im engeren Sinn versteht man darunter ein Beweismittel im Rechtsstreit, bei dem Gott durch eine bestimmte Probe, die der Verdaechtigte bestehen muss, zu einer "Entscheidung" herausgefordert wurde.

Der Gottesurteile-Brauch entstand in pr;historischer Zeit und war fast weltweit verbreitet, besonders stark bei Germanen und Slawen. Nach jener Vorstellung reagierten Goetter bzw. von ihnen bestimme Dinge aussergewoehnlich, um Schuld oder Unschuld eines Menschen zu erweisen. Beispielsweise naehme demnach das Wasser den Schuldigen oder Unschuldigen nicht auf; er versinke nicht; das Feuer verbrenne den Unschuldigen nicht, Gift schade ihm nicht, Gott bzw. Goetter schuetzten den Unschuldigen im Zweikampf.

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Auszug aus dem Bucharin's Brief an Josef Stalin vom 10. 12. 1937

"Falls mich das Todesurteil erwartet, so bitte ich Dich im voraus, ich beschwoere Dich bei allem, was Dir teuer ist, die Erschiessung dadurch zu ersetzen, dass ich in der Zelle selbst Gift nehme (mir Morphium zu geben, damit ich einschlafe und nicht mehr erwache). Fuer mich ist dieser Punkt ausserordentlich wichtig, ich weiss nicht, welche Worte ich finden muss, um diese Barmherzigkeit zu erbitten: Denn politisch wird das keinen Schaden anrichten, und es wird ja auch niemand erfahren. Doch lasst mich die letzten Sekunden so verbringen, wie ich es moechte. Habt Erbarmen! Du, der Du mich gut kennst, wirst das verstehen. Manchmal sehe ich dem Tod ohne Furcht entgegen, so wie ich, das weiss ich sehr wohl, zu Heldentaten faehig bin. Aber manchmal bin ich gleich so verwirrt, dass in mir nur eine grosse Leere ist, Wenn mir also der Tod beschieden ist, dann bitte ich um den Morphiumbecher. Ich bitte instaendig darum."

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Lew Borissowitsch Kamenew, geboren als Leo Rosenfeld * 6. Juli / 18. Juli  in Moskau; † 25. August 1936 ebenda) war ein russischer und sowjetischer Politiker. Er wurde im Zuge der Stalinschen Saeuberungen hingerichtet.

Nach dem Attentat auf Kirow am 1. Dezember 1934 wurde ihm und Sinowjew ;ffentlich vorgeworfen, Drahtzieher des Attentates zu sein. Bald darauf wurde er w;hrend der Stalinschen Saeuberungen verhaftet und in einem geheimen Prozess angeklagt. Zun;chst wurde er 1935 zu fuenf Jahren Haft verurteilt. Im selben Jahr fand ein neuer Prozess gegen ihn statt, wobei die Strafe auf zehn Jahre verlaengert wurde.

Wie Sinowjew wurde Kamenew im ersten Schauprozess, dem „Prozess der Sechzehn“ im August 1936 zum Tode verurteilt und danach hingerichtet. Kamenew wurde 1988 in der Sowjetunion rehabilitiert und postum wieder in die KPdSU aufgenommen.

Die Kugeln, mit denen Kamenew und Sinowjew getoetet wurden, wurden in ein kleines Glaskaestchen mit dem darauf geschriebenen Namen des Opfers gesteckt und vom Geheimdienstchef Genrich Jagoda privat behalten. Nachdem Jagoda exekutiert worden war, uebernahm sein Nachfolger Nikolai Jeschow die Kugeln, die nach dessen Exekution in den Besitz seines Nachfolgers, Lawrenti Beria, uebergingen, der dann auch exekutiert wurde.


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