Why people loved Hitler?
Triggernometry
Stephen R. C. Hicks is Professor of Philosophy at Rockford University, Illinois, Executive Director of the Center for Ethics and Entrepreneurship, and Senior Scholar at The Atlas Society. Inspired by Stephen's fantastic documentary Nietzsche, the Nazis, and National Socialism
• Stephen Hicks - Nietzsche, the Nazis,...
***
NATIONALSOZIALISMUS
»Ich m;chte ein Kind von Ihnen«
14.02.2001, 16:28
Dabei konnte Adolf Hitler mit Frauen wenig anfangen. Fast alle, die ihm nahe standen, versuchten sich das Leben zu nehmen. Doch auch wenn der F;hrer sie geringsch;tzte - im Nazi-Reich spielte die deutsche Frau eine Schl;sselrolle: als Stimmvieh und Sittenw;chterin, Mutter und M;rderin.
Dabei konnte Adolf Hitler mit Frauen wenig anfangen. Fast alle, die ihm nahe standen, versuchten sich das Leben zu nehmen. Doch auch wenn der F;hrer sie geringsch;tzte - im Nazi-Reich spielte die deutsche Frau eine Schl;sselrolle: als Stimmvieh und Sittenw;chterin, Mutter und M;rderin.
An einem sch;nen, warmen Maiabend des Jahres 1932 gehen Leni Riefenstahl und Adolf Hitler am Nordseestrand spazieren. Die Filmschauspielerin der Berg- und Schneeschinken hatte den k;nftigen Diktator kurz zuvor im Berliner Sportpalast erlebt, hatte die Menge wie von Sinnen Heil, Heil, Heil! schreien h;ren und hatte eine apokalyptische Vision: Die Erde spaltet sich, und ein ungeheurer Wasserstrahl schie;t aus ihr hervor, so gewaltig, da; er den Himmel ber;hrte und die Erde ersch;tterte.
Fr;ulein Riefenstahl ist gel;hmt und infiziert und schreibt Herrn Hitler einen Brief. Sie m;chte ihn kennen lernen. Er ist im Wahlkampf und l;sst sie kommen. Und so laufen sie nun am Wasser entlang.
Anzeige
Hitler lobt ihren letzten Film »Das blaue Licht«, sagt, sie m;sse all seine Filme machen, wenn er erst an der Macht sei, redet ;ber Wagner, K;nig Ludwig und die eigene Berufung, Deutschland zu retten. Dann ist er stumm. Es d;mmert. Schweigend gehen sie neben den Nordseewellen her. Pl;tzlich bleibt er stehen, erregt, legt die Arme um sie, zieht sie an sich, will sie... Leni lehnt ab. Adolf l;;t los. Dann reckt er die H;nde zum Himmel hoch und ruft beschw;rend in die Dunkelheit: Ich darf keine Frau lieben, bis ich nicht mein Werk vollendet habe.
So steht es in Riefenstahls Memoiren. Dramatisch, kitschig, gro;. Sie scheint zu den wenigen Frauen zu geh;ren, die Hitler in einem privaten Gef;hlsausbruch erlebt haben. Denn so treffend er Gef;hle darstellen konnte, schreibt Joachim C. Fest in seiner Hitler-Biografie, so peinlich vermied er es, sie zu zeigen. Immer hat er Angst, sich l;cherlich zu machen. Selbst seinen Hund jagt er davon, wenn er merkt, dass ihn jemand beim Streicheln beobachtet.
Seine Lustinstinkte entfesselt er nur in seinen Reden. Und diese Reden nennt der deutsch-franz;sische Expressionist Ren; Schickele Lustmorde. Sonst stilisiert Hitler sich zum einsamen Wanderer aus dem Nichts, zum Heilsbringer und Entsager, der sich das Bild seiner Mutter Klara ;bers Bett h;ngt, der Geb;rerin eines Freudlosen, Frauenlosen, Kinderlosen, der sagt: Meine Braut ist Deutschland.
Das hat die deutschen Br;ute in Hysterie versetzt. Mein lieber zuckers;;er Adolf, schreibt eine an die Reichskanzlei. Andere schreiben Mein hei;geliebter F;hrer!... Mein Herzensmann!... W;lflein,... Majest;t... und Adilie...Ich m;chte gern ein Kind von Ihnen... gelt Purzelchen?
Diese Briefe zeigen, welche Erl;sungsfantasien Hitler in den Frauen lostrat. Sie wollen ihn retten. Sie wollen vor allem mit ihm ins Bett. Liebling, darf ich bald zu Dir kommen?, fragt Eva K. im Juli 1940. Und aus K;nigsberg trifft ein langer Brief ein. Mein Lieb, nun h;r mal zu: Ich la; f;r Dich einen Hausschl;ssel anfertigen. Aber er m;sse vorsichtig sein, wenn er nachts zu ihr k;me. England hat ja ;berall seine Spione und scheut vor keinem Mord zur;ck... Dein Weiberl.
Die nationalsozialistische Sexualmoral, schreibt Sebastian Haffner in seinen »Anmerkungen zu Hitler«, war widerspr;chlich. Man pries deutsche Zucht und Sitte, hatte aber nichts gegen »gesunde Sinnlichkeit«. Also ehelich oder nicht, rassenreiner Nachwuchs war erw;nscht. Praktisch, schreibt Haffner, dampfte der Zug zum K;rper- und Sexkult, der in den 20er Jahren abgefahren war, in den 30ern und 40ern ungebremst weiter.
Kindermachen f;r den F;hrer. Saat und Ernte. Je mehr, je besser. F;r vier Kinder gibt es das »Ehrenkreuz der Deutschen Mutter« in Bronze, f;r sechs in Silber, f;r acht in Gold.
Gerda Bormann hat zehn. Sie ist eine der Nazi-Frauen im zweiten Band von Anna Maria Sigmunds Dokumentation, der jetzt erschienen ist. Sie stammt aus einem deutschen Haus, wo Flei;, Ordnung und Ehrlichkeit herrschen. Anst;ndige Nazis, sagt der Vater, wollen sie sein. Und Gerda soll einen anst;ndigen Beruf haben. Sie wird Kinderg;rtnerin.
Das M;dchen mit der Gretchenfrisur ist sch;chtern und vertr;umt. Es spielt Gitarre und singt Volkslieder. Es verliebt sich beim Besuch einer Parteiversammlung in den SA-Funktion;r Martin Bormann, eine Schl;gertype mit Hundeblick und schlechten Manieren.
Sie heiraten 1929. Die Braut in Wei; und Myrtenkranz, ihr Mann in Rohrstiefeln und Braunhemd mit Hakenkreuzbinde. Adolf Hitler und Rudolf He; sind Trauzeugen.
Bormann ist Herr im Haus. Seine Frau hat den Mund zu halten. Kritik verbittet er sich. Auch von seiner Mutter. Der schreibt er: Haushaltsf;hrung und Kindererziehung verlaufen nach meinen Weisungen, nach denen Gerda sich zu richten hat.
Gerda hat auch mit ihren Eltern zu brechen. Ihr Vater, ein Parteirichter, hatte einen Gauleiter wegen pers;nlicher Bereicherung angeklagt. Wie kommt er dazu!, br;llt Bormann. Also Schluss. Keine Besuche mehr. Gerda folgt.
Und Gerda ist fruchtbar. Ewig ist sie schwanger. Orgelpfeifen wachsen heran. Der j;hzornige Vater traktiert die Kinder bei kleinsten Vergehen mit Fu;tritten. Gerda tr;stet.
Hitler sch;tzt die sch;ne Frau, die sich so ganz dem Manne unterordnet. So soll es sein. Wenn sie auf dem Obersalzberg mit anderen Nazifrauen am Kamin sitzt, sagt sie den ganzen Abend kein einziges Wort.
Aber Gerda hat zwei Gesichter. In ihren Briefen an Bormann ist sie fanatische Parteigenossin, entwirft wilde Visionen, pl;diert f;r die Endl;sung der Judenfrage. Ja, das hat sie schon bei den Eltern gelernt. Der Jude ist kein Mensch. Er ist ein Spaltpilz, er ist F;ulnis.
Und Bormann? Der vertraut ihr sp;ter vom R;uberhauptquartier aus alle m;glichen Geheimnisse an. Dass Goebbels die Theater schlie;en will - behalt es f;r dich. Dass G;ring Gift und Galle spuckt, weil die Fliegermeldungen so schlecht sind.
Und: Leider geht es - behalt es f;r dich - dem F;hrer nicht gut. Er bekam vor ;rger wieder seine Spasmen. Bormann schreibt auch vom Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 in der »Wolfsschanze«, schreibt, welche Angriffspl;ne verraten wurden. Vati, mir wird ganz schwindlig, schreibt Gerda zur;ck.
Dass ihr Mann sie laufend betr;gt, ertr;gt sie mit Gro;mut. Eines Tages erdenkt sie sogar einen Plan. Einen Zuchtplan. Warum soll er seiner Geliebten nicht ein Kind machen? Das Reich braucht Kinder. Du mu;t nur darauf achten, da; M. in einem Jahr ein Kind bekommt und ich im darauffolgenden, da; Du immer eine bewegliche Frau an Deiner Seite hast.
Nach der Geburt dieses Gedankens ist Gerda nicht mehr zu bremsen. Sie will die Volksnotehe einf;hren. Will, dass jeder Mann mehrere Frauen haben darf. Per Gesetz. Sie entwirft Texte und Formulare und bombardiert ihren Mann damit.
Das Wort »Ehebruch« muss aus B;chern und Filmen gestrichen werden. Sie w;rde auch mit all seinen Freundinnen eine Kommune bilden, wenn er das m;chte.
Ja, und dann die Frontsoldaten, die m;ssten wegen der hohen Kriegsverluste einfach h;ufiger Urlaub bekommen. Damit sie Nachschub zeugen k;nnen. Also wenn der Krieg erst vorbei ist, muss das alles geregelt werden. Wie nach dem Drei;igj;hrigen Krieg, schreibt sie. Da h;tten gesunde, wertvolle M;nner auch zwei Frauen haben d;rfen. Und Bormann notiert am Rand: Der F;hrer hat ;hnliche Gedanken.
In dieser nationalen Brunstgesellschaft, in der Hitler erkl;rt: Das Schlachtfeld der Frau ist der Krei;saal, dreht Karoline Diehl durch, als sie Dr. Sigmund Rascher kennen lernt. Der Arzt arbeitet f;r den Reichsf;hrer SS Heinrich Himmler im KZ Buchenwald. Er macht Menschenversuche.
Sie ist 43, er 27. Sie macht sich j;nger, und er glaubt ihr. Er will sie heiraten und fragt Himmler um Erlaubnis. Der sagt, die ist zu alt, die kriegt keine Kinder mehr. Er werde ihm das Gegenteil beweisen, sagt Rascher. Und siehe da, 1940 ist Karoline schwanger. Rascher rennt stolz zu Himmler.
Nach ein paar Monaten gehen Karoline Diehl und ihre eingeweihte Cousine auf S;uglingsfang. Den ersten legen sie wieder zur;ck. Scheint rassisch minderwertig zu sein. Sie treiben einen niedlichen neuen auf. Einen Jungen nat;rlich. Der F;hrer braucht ja Jungen.
Als Rascher mit Himmler auf Dienstreise ist, bestechen die Frauen eine Hebamme. Eine Fr;hgeburt wird vorget;uscht. Der Br;utigam staunt nur so ;ber den strammen Knirps.
Ein zweites Kind muss her. Erneuter dramatischer Einsatz. Diesmal kommt der Knabe einen Tag vor »F;hrers Geburtstag« zur Welt. Dabei ist das Kind schon acht Wochen alt. Aber Rascher merkt nichts. Zu sehr ist er mit seinen eigenen Verbrechen besch;ftigt. 70 H;ftlinge sind ihm gerade bei einem Experiment weggestorben.
Himmler gestattet dem erfolgreichen M;rder, das fruchtbare sp;te M;dchen zu heiraten. Das spornt die Gattin erneut an. Wieder wird sie schwanger. Wieder gehen zwei tiefverschleierte Frauen auf Raub aus.
Sie verhandeln mit verzweifelten, ausgebombten M;ttern, bieten Hilfe an, testen Babys, tauschen um, vertauschen auch. Und der Ehemann wundert sich langsam, dass keins der Kinder ihm ;hnlich sieht. Hat seine Frau die wirklich geboren? Er meldet Zweifel an.
Da ;berrascht ihn seine Frau neun Monate sp;ter mit einer Hausgeburt. Das Schlafzimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld. Sie liegt im blutverschmierten Bett mit einem blutverschmierten S;ugling. Die rote Farbe hatte sie selbst anger;hrt.
Die Geschichte endet t;dlich. Rascher wird kurz vor dem Eintreffen der Alliierten als »Sonderh;ftling« erschossen, seine Frau geh;ngt. Die Cousine hatte sich schon zuvor von einem Felsen in die Tiefe gest;rzt.
Untertanen. F;hrertreue. Mitmacher. Feige, sentimental und gnadenlos. Heinrich Mann hat diesen neuen Typus schon 1914 in seinem Roman »Der Untertan« beschrieben, einen Typus, der in H;rte und Unterdr;ckung... den Sinn des Lebens sieht. Wie sein Held Diederich He;ling.
Und gezeugt wird auch hier f;r einen F;hrer, den Kaiser. F;r wen denn sonst. Bevor wir zur Sache selbst schreiten, sagt He;ling am Brautbett zu Guste, gedenken wir seiner Majest;t. Denn die Sache habe nun mal den Zweck, t;chtige Soldaten zu liefern.
Ob Hitler selbst zur Sache geschritten ist, bleibt unklar. Neugierige Dienstboten auf dem Obersalzberg haben immer wieder nach Spuren im Bett gesucht. Vergebens. Der F;hrer hat kein Privatleben. Er schlie;t sich auch regelm;;ig im Schlafzimmer ein.
Einmal ist der Filmstar Marianne Hoppe eingeladen. Sie ist neugierig und m;chte wissen, wie Hitler so lebt. Da zeigt er ihr seine Wohnung. Und pl;tzlich, so erz;hlt sie, macht er die T;r zum Schlafzimmer auf. Sparta. Ein Eisenbett, ein Stuhl, eine nackte Birne. Ach, sagt sie, wie ungem;tlich.
Hitlers Leben ist menschenleer. Ihm fehlt alles, schreibt Sebastian Haffner, was einem W;rde gibt: Bildung, Beruf, Liebe und Freundschaft, Ehe, Vaterschaft. Ein paar Frauen hat es gegeben. Er hat sie als Nebensache betrachtet und ungl;cklich gemacht.
Sehr intelligente Menschen, sagt Hitler einmal zu Albert Speer, sollen sich eine primitive und dumme Frau nehmen. Seine Gef;hrtin Eva Braun steht stumm daneben.
Er hat nie Zeit gehabt f;r sie. Dabei tr;umt sie schon mit 20 davon, Frau Hitler zu werden. Aber er ist im Wahlkampf und ruft nicht an. Obwohl er ihr doch ein Telefon geschenkt hat. Ewig sitzt sie vor dem Apparat und wagt nicht wegzugehen. Sie ger;t in Panik und schie;t sich mit dem Revolver ihres Vaters in den Hals. Knapp neben der Schlagader bleibt die Kugel stecken.
Das wirkt. Hitler besucht sie, nimmt sie mit in die Oper. Aber dann steht sie wieder drei Stunden vorm »Hotel Carlton«, nur um ihren Adolf von weitem zu sehen.
Sie mopst sich. Bl;ttert in Modejournalen, Fotografiert, f;hrt Tagebuch, schreibt: Gut, er hat den Kopf voll gehabt in dieser Zeit mit politischen Problemen. Richtig. Er hat seinen alten Kampfgenossen Ernst R;hm erschie;en lassen. Er hat das Saarland heim ins Reich geholt. Und der ;sterreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfu; war auch im Weg und musste ermordet werden. Und Eva Braun? W;nscht sich ein Hunderl vom F;hrer, wenn er denn schon so selten kommt.
Ende Mai 1935 macht sie einen zweiten Selbstmordversuch. Sie hat Schlaftabletten gekauft. Ich habe mich f;r 35 St;ck entschlossen, schreibt sie ins Tagebuch. Wenn er wenigsten anrufen lassen w;rde. Er l;;t nicht anrufen. Da schluckt sie. Und wird durch Zufall von ihrer Schwester gerettet.
Hitler ist umringt von suizidgeneigten Frauen. Er selbst ist auch in st;ndiger Selbstmordbereitschaft. Er hatte einen nekrophilen Charakter, schreibt der Psychoanalytiker Erich Fromm, war angezogen von allem, was modert, verwest und krank ist. Er hat die Leidenschaft, lebendige Zusammenh;nge zu zerst;ckeln.
M;glich, dass er vor 1933 Geli Raubal geliebt hat, das sch;ne, dralle Kind seiner Halbschwester, das ihm anvertraut war. Doch Geli liebt seinen Chauffeur, schreibt ihm: Wir werden uns ja oft sehen und auch oft allein, hat mir Onkel Adolf versprochen. Er ist ja goldig.
Das ist er nicht. Er entl;sst den Chauffeur und macht Geli zu seiner st;ndigen Begleiterin. Sitzt geduldig im Laden, wenn sie alle H;te durchprobiert. Und abends nimmt er sie mit zum Stammtisch im »Caf; Heck«. Der Rest ist Vernachl;ssigung. 1931, als sie 23 ist, erschie;t sich Geli Raubal mit Hitlers Pistole. Einen Abschiedsbrief gibt es nicht.
Diese tr;be Geschichte, schreibt Sebastian Haffner, ist das, was in Hitlers Leben einer gro;en Liebe am n;chsten kommt.
Ein tr;bes Ende nimmt auch Unity Mitford, des F;hrers englische Walk;re. Sie ist eine gl;hende Nationalsozialistin. Seinetwegen verl;sst die Adelige ihr englisches Tudor-Schloss und zieht nach M;nchen.
Ein Prachtweib. Einsachtzig, blond, mit alarmierenden Ma;en. Wer ist denn dieses Urbild einer Germanin?, fragt Hitler am 9. Februar 1935 in der Osteria Bavaria, wo Unity dem Diktator auflauert.
Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Heldenverehrung. Hitler l;dt sie zu Tee und »Tannh;user«. Und Albert Speer wundert sich, wie hemmungslos die verliebte Heroine den F;hrer anblitzt.
Am 3. September 1939, zwei Tage nach Hitlers ;berfall auf Polen, ;berreicht der britische Botschafter dem Reichsau;enminister von Ribbentrop die Kriegserkl;rung. Das ist das Ende. Unity steckt Hitlers Portr;t mit Autogramm in einen Umschlag, legt ihr Parteiabzeichen dazu und einen Abschiedsbrief: Sie k;nne einen Krieg zwischen England und Deutschland nicht ertragen. Dann geht die treudeutsche Lady, die Hitlers Paladine bis dahin f;r eine Spionin gehalten haben, in den Englischen Garten, setzt sich auf eine Bank und schie;t sich in den Kopf.
Der Schuss ist nicht t;dlich. Die Kugel ist stecken geblieben. Hitler besucht die Zerschossene in der Klinik. Er bringt Blumen und gibt ihr das Parteiabzeichen zur;ck. Sie nimmt es und verschluckt es vor seinen Augen. Hoffmann, sagt Hitler da zu seinem Leibfotografen, ich beginne mich zu f;rchten.
Er ist nicht der Einzige. Auch Heinrich Himmler f;rchtet sich. Der Mann, der Herr ;ber alle Konzentrationslager ist, der sich zum Ziel gesetzt hat, alle Juden von der Erde verschwinden zu lassen, hat Angst vor seiner Frau.
Henriette von Schirach, die mit dem Reichsjugendf;hrer verheiratet ist, erz;hlt von einer Kaffeetafel beim Reichsf;hrer SS: Ich habe nie einen Mann erlebt, der so unter dem Pantoffel stand wie Heinrich Himmler.
Er flie;t ;ber vor Freundlichkeit, so erz;hlt sie, aber je netter er wird, desto schlechter wird er von Marga Himmler behandelt. Der Chef der SS war zu Hause eine Null, musste immer nachgeben. Und immer sagt seine Frau in strengstem Ton: Heinrich! Kein Gespr;ch kommt zustande. Jedes Wort erstickt sie mit b;sem Blick. Und abends trinkt der Pantoffelheld schwachen Kamillentee.
Als Henriette von Schirach erf;hrt, dass Himmler eine Geliebte hat, wundert sie sich, woher der Mann den Mut nimmt.
Gerda Bormann ist einmal bei dieser Geliebten eingeladen, bei »H;schen« Potthast. Himmler hat ihr eine Wohnung einrichten lassen, und die soll nun besichtigt werden. Gerda erz;hlt ihrem Mann ganz begeistert, dass alles sehr sch;n und praktisch sei. Meint sie die Lampenschirme aus Menschenhaut? Und die geschnitzten St;hle aus Menschenknochen?
Zum F;rchten ist auch Lina Heydrich, die Frau des Mannes, der mit der Endl;sung der Judenfrage beauftragt wird. Sie ist ein Organisationstalent. Herrisch, kalt, unh;flich. Eine Nazisse, die Ordnung h;lt. Wenn der Gartenfreund Himmler zu Besuch kommt, zupft sie tagelang vorher Unkraut.
Sie ist stolz auf ihren Mann, der sich oberster M;llkipper des Deutschen Reiches nennt. Die bekennende Antisemitin hilft ihm, ihr M;nchner Haus zu einer Geheimdienstzentrale umzubauen. Sogar ihr Bett, schreibt sie sp;ter, sei eine Festung gewesen. Sie kann Stempel und Urkunden f;lschen. Und als das Dritte Reich so richtig warml;uft und der Vorsitzende der J;dischen Gemeinde mit Hundepeitschen aus seinem Haus gejagt wird, empfindet sie das als gro;e Gaudi.
Aber so richtig in Fahrt kommt Lina Heydrich erst nach 1942, nach der Ermordung ihres Mannes in Prag. Da sitzt die reiche Witwe im Traumschloss aus j;dischem Besitz mit all den zusammengestohlenen antiken M;beln, Bildern und Porzellanen f;r 30 Zimmer. Da braucht man Personal.
Sie bekommt H;ftlinge aus dem KZ: Ungeheure Perspektiven er;ffnet sie bald ihrem Freund und F;rderer Himmler. Sie will eine Sklavenkolonie gr;nden. Hat Pl;ne ausgearbeitet mit Baumschulen, Viehhandel und Weinanbau. Ja, sie wird ihm alles schicken. Ach, Reichsf;hrer, schreibt sie begl;ckt, ich wei; gar nicht, wo mir der Kopf steht.
Hitler mochte es nicht, dieses Einmischen in Politik. Eine Frau ist f;r ihn H;terin der Rasse, der Sitte, der h;uslichen Tugend. Die Waffe der Frau ist der Kochl;ffel, hat er gepredigt. Und unser Programm hat nur einen einzigen Punkt: das Kind.
Es ist bis heute nicht verschwunden, dieses Bild der deutschen Frau. Die Gef;hrtinnen der rechtsextremen Republikaner gehen ganz auf Hitler-Schiene, auf Treue, Sauberkeit und Ordnung. In einer »Brigitte«-Reportage haben sie in den 90er Jahren Auskunft gegeben. Wir sind dazu da, dem Mann das Leben sch;n zu machen. Und ihre Kinder sollen rassisch rein sein. Sie warten daheim und h;keln f;rs Vierte Reich.
Im Dritten Reich haben die Frauen der hohen Nazis ihr Plansoll an Kindern selten erreicht. Gerda Bormann mit zehn und Magda Goebbels mit sieben sind die Ausnahmen. Hitler hatte sich schon 1920 festgelegt: Was meine Familie betrifft, so besteht sie... aus einem wundervollen deutschen Sch;ferhund.
Und G;ring? Der kann keine Kinder zeugen, hie; es. Und Emmy Sonnemann, die Schauspielerin, seine zweite Frau sei ja wohl zu alt. Sie ist vermutlich ;ber 44, als sie schwanger wird und 1938 ihrem Hermann seine Edda schenkt. Aber ist sie seine? Der Kabarettist Werner Finck kommt ins KZ, als er ;ffentlich sagt: Das Kind m;sse eigentlich Hamlet hei;en. Sein oder nicht sein?
Magda Goebbels ist die Dame unter den Nazifrauen. Die adoptierte Friedl;nder und geschiedene Quandt ist elegant, rasant, geschminkt. Sie kocht dem F;hrer schon vor 1933 kleine k;stliche vegetarische Speisen, die sie ihm in W;rmebeh;ltern schicken l;sst. Aber trotz K;chenkunst und sieben Kindern wird sie nicht die Nazi-Musterfrau.
Der Propagandaminister schreibt in seinen Tageb;chern immer wieder von heftigen Debatten, die er mit seiner Frau hat. Es ging hart bis nachts 2 Uhr. Aber er weicht nicht ab von seinem reaktion;ren Frauenbild. Das Kinderkriegen und Gro;ziehen ist doch eine ganze Lebensaufgabe. Frauen brauchen keinen Intellekt. Und sie sollen sich auch nicht in alles einmischen. Das nennt sich dann Emanzipation, wettert er. Nein, gegen diesen Terror setzt er sich zur Wehr.
Im Sommer 1933 interessiert sich Magda Goebbels f;r ein ;ffentliches Amt, das »Modeamt«. Ausgeschlossen! Ihr Mann ist dagegen. Gut, sagt sie, dann k;me sie auch nicht mit zu den »Meistersingern« nach Bayreuth, nicht als Schmuck des Mannes. Sie nicht. Nach einem gewaltigen Krach dampft der Propagandaminister allein ab.
Warum kommt Goebbels allein? Er erz;hlt Hitler von seinem ;rger. Der ist w;tend. L;sst Frau Goebbels sofort mit dem Flugzeug aus Berlin abholen. Nach dem ersten Akt erscheint sie. Strahlend vor Sch;nheit. Nachts geht der ;rger weiter. Hitler setzt sie auf den Pott. Er hasst Frauen, die ;mter wollen. Emanzipation? Das ist ein j;discher Begriff, sagt er und, so Goebbels im Tagebuch, stiftet Frieden zwischen Magda und mir. Er ist ein wahrer Freund.
Als das Dritte Reich zusammenkracht, schreibt Martin Bormann an seine Frau: Wir werden unsere Pflicht bis zum Ende tun, und wenn wir, wie weiland die ollen Nibelungen in Etzels Saal untergehen.
Eva Braun geht im F;hrerbunker unter. Am 28. April 1945, kurz vor Mitternacht, heiratet Hitler sie. Am Nachmittag des folgenden Tages - die Rote Armee ist nur noch ein paar hundert Meter entfernt - nimmt sie Blaus;ure. Hitler erschie;t sich.
Am 1. Mai zieht Magda Goebbels ihren Kindern h;bsche wei;e Kleidung an und l;sst sie im F;hrerbunker einschl;fern. Sie selbst nimmt Gift. Ihr Mann erschie;t sich.
Gerda Bormann stirbt 1946 mit 37 Jahren an Unterleibskrebs. Lina Heydrich wird in Prag in Abwesenheit zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Sie lebt unbehelligt bis 1985 als Pensionsmutter auf Fehmarn.
Hitlers englische Walk;re Unity stirbt 1948 an den Sp;tfolgen ihrer Kugel im Kopf, die kein Arzt sich traute herauszuoperieren.
Henriette von Schirach wandert kurze Zeit in ein Internierungslager. Dann wird sie f;r eine S;hnestrafe von 2000 Mark als »Minderbelastete« entlassen. Bis zu ihrem Tod 1992 predigt sie, dass Hitler ein Idealist gewesen sei. Der Zusammenbruch des Dritten Reichs ist f;r sie: Der Preis der Herrlichkeit.
Birgit Lahann
#THEMEN Heinrich Mann Adolf Hitler Leni Riefenstahl Sebastian Haffner M;rderin Deutschland Wahlkampf England Martin Bormann Magda Goebbels Obersalzberg Eva Braun Nationalsozialismus Heinrich Himmler KZ Liebe
…
Свидетельство о публикации №123091604534