Nassauer
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Nassauer (Begriffskl;rung) aufgef;hrt.
Ein Nassauer ist eine Person, die sich ohne Gegenleistung von anderen Personen aushalten l;sst, beispielsweise indem sie bei jemandem wohnt, ohne Miete zu zahlen oder st;ndig dort isst, ohne irgendetwas zur Mahlzeit beizutragen.
Er unterscheidet sich vom Schnorrer dadurch, dass er sich kontinuierlich ;ber einen l;ngeren Zeitraum aushalten l;sst, w;hrend der Schnorrer immer nur wiederholt um kleine Gaben bittet. Er ist kein Betr;ger, da sein Handeln f;r alle Beteiligten offen sichtbar ist.
Etymologische Hypothese
„Nassauer“ als Bezeichnung f;r eine Person, die dauerhaft Leistungen ohne Gegenleistung in Anspruch nimmt, ist in dieser Bedeutung 1864 f;r Berlin bezeugt. Das Wort k;nnte eine scherzhafte Umbildung des Berliner Ausdrucks nass sein, der „umsonst“ bedeutet. Der berlinerische Ausdruck stammt aus dem rotwelschen nassen, der sich aus dem westjiddischen nossenen ableitet und „schenken“ bedeutet.
M;glicherweise hat also der Begriff „Nassau“ selbst, der unter anderem die Stadt Nassau an der Lahn, das Adelsgeschlecht Haus Nassau und mehrere historische Staatswesen wie das Herzogtum Nassau und die Preu;ische Provinz Hessen-Nassau bezeichnet – deren Einwohner also in anderer Bedeutung ebenfalls als „Nassauer“ bezeichnet werden – keinen direkten inhaltlichen Bezug zum Nassauern.
Herkunftslegende
Die Aufw;rterin (Serviererin) umringt von Studenten
Die verbreitete Geschichte vom Freitisch der Nassauer Studenten gilt als eine nachtr;glich erfundene Herkunftslegende.
Da das Herzogtum Nassau ;ber keine eigene Universit;t verf;gte, schloss Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg am 29. Oktober 1817 einen Staatsvertrag mit dem K;nigreich Hannover. Die K;niglich Hannoversche Georg-August-Universit;t G;ttingen wurde dadurch zur Nassauischen Landesuniversit;t. Um den Studenten einen Anreiz zur Aufnahme des Studiums im 200 bis 300 Kilometer entfernten G;ttingen zu bieten, gew;hrte der Herzog ;ber den Nassauischen Zentralstudienfonds Stipendien in Form einer unentgeltlichen Verk;stigung.
Die Stipendiaten konnten also bei einem G;ttinger Vertragswirt kostenlos essen. Nutzte ein Nassauer Student dieses Angebot nicht, nahm – so die Legende – h;ufig ein Fremder, Unbefugter, der sich als Nassauer ausgab, dessen Platz und das freie Mahl ein. Dadurch seien die studentischen Ausdr;cke „nassauern“ und „Nassauer“ entstanden. Diese W;rter bez;gen sich also auf ungebetene G;ste, die auf Kosten und anstelle anderer, n;mlich der Nassauer, gegessen und getrunken h;tten.[4]
Literatur
Volker Schmidt: Nassauern!? Warum nicht nur Nassauer „nassauern“. In: Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch f;r den Kreis Limburg-Weilburg 2020. Limburg 2019, ISBN 978-3-927006-57-7, S. 99–109.
Einzelnachweise
Nassauer. In: Deutsches Sprichw;rter-Lexicon.
Friedrich Kluge: W;rterbuch der Deutschen Sprache. 24. Auflage. Fortgef;hrt von Elmar Seebold. de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017473-1, S. 646.
Nassauer. In: Meyers Gro;es Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1908, S. 436.
Christian Spielmann: Geschichte von Nassau. Plaum, Wiesbaden 1910, S. 290.
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