Dammbruchargument
Als Dammbruchargument, genannt auch Slippery-Slope-Argument bzw. Argument der schiefen Ebene, bezeichnet man eine Argumentationsweise (bzw. rhetorische Technik), die darin besteht, dass der Opponent den Proponenten vor dem Vollzug eines bestimmten Schritts bzw. einer bestimmten Handlung warnt und dabei geltend macht, dass diese Handlung „den Damm bricht“ bzw. der Beginn einer schiefen Ebene sei und damit St;ck f;r St;ck (als Ereigniskette/Dominoeffekt) weitere negative Konsequenzen zwangsl;ufig zur Folge habe (daher auch „Argument der schiefen Ebene“ oder „Slippery-Slope-Argument“).[1][2]
Das Argumentationsmuster ist nicht streng deduktiv, sondern ein eher praktisch-anwendungsorientiertes Element der ethischen Diskussion.[3]
Damit das Argument als Gegenargument wirkt, muss die Prognose plausibel sein und die prognostizierte Endhandlung als moralisch ablehnenswert gelten.[4]
Inhaltsverzeichnis
1 Andere Bezeichnungen
2 Charakteristika
3 Beispiele
4 Siehe auch
5 Einzelnachweise
Andere Bezeichnungen
Bezeichnungen im deutschsprachigen Raum sind:[3]
Dominoeffekt
Lawineneffekt
;hnliche Bedeutung haben Redewendungen wie:
Spirale der Gewalt
Vergiftung der Atmosph;re
Herabsetzen von Hemmschwellen
einen Pr;zedenzfall schaffen
Abstumpfen
Gew;hnungseffekt
die B;chse der Pandora ;ffnen
„da kann ja jeder kommen“
Weitere Bezeichnungen im angels;chsischen Raum sind:[3]* wedge-argument (Keilargument), the thin end of the wedge (Das d;nne Ende eines Keils)
the foot in the door (Der Fu; in der T;r)
the genie in the bottle (Der Geist in der Flasche)
the snowball argument (Der Schneeballeffekt)
the camels' nose in/under the tent (Die Kamelnase im/unter dem Zelt)
Charakteristika
Nach Douglas Walton gibt es sechs typische Merkmale:[5]
Gebrauch in konkreten Entscheidungssituationen
Nutzung in einem Dialog mit ;berzeugungscharakter
Hinweis auf schlimme Folgen
Die Argumente sind auf Vermutungen und Hypothesen gest;tzt und daher widerlegbar.
Ihre ;berzeugungskraft variiert, sie stellen aber nur selten Trug- oder Fehlschl;sse dar.
Ihre Anwendung f;hrt h;ufig dazu, die Beweislast auf das Gegen;ber umzukehren.
Beispiele
In der Diskussion um neue medizinische Verfahren wird das Dammbruchargument von Gegnern benutzt, um diese einzuschr;nken, so etwa bei der Pr;implantationsdiagnostik (PID).[2]
Ebenfalls ein Beispiel f;r das Dammbruchargument ist die Diskussion zur Erlaubnis der sogenannten „Rettungsfolter“, die in Deutschland vor allem im Zuge der Entf;hrung des Frankfurter Bankierssohns Jakob von Metzler aufkam und in der ;ffentlichkeit zur kontroversen Debatte gestellt wurde. Gegenstand der Diskussion war die m;gliche Erlaubnis in absoluten Notstandssituationen einen Straft;ter von einer Amtsperson unter Folter oder folter;hnlichen Methoden zur Aussage zu zwingen, wenn dadurch ein in Lebensgefahr schwebendes Opfer gerettet werden k;nnte. Ein gro;er Teil der Rechtslehre f;hrte dieser ;berlegung das Dammbruchargument entgegen, da nicht abzusch;tzen sei, wo die Folter dann beg;nne und wo aufh;re, welche Ma;nahmen wann eingesetzt werden d;rften, wie man mit einem relativ schmerzunempfindlichen T;ter umzugehen h;tte, wann definitiv keine anderweitige – „rechtm;;ige“ – Ma;nahme mehr zur gew;nschten Information f;hrte etc. Es wurde die Bef;rchtung angef;hrt, dass man – betritt man dieses Territorium einmal – den „Damm durchbricht“ und ungewollt im Laufe der Zeit, da man einen Point of no Return ;berschreitet, das Prinzip des Folterverbots Schritt f;r Schritt aufg;be.
Siehe auch
Broken-Windows-Theorie – eine Theorie zur Beschreibung von Kriminalit;tsursachen und Verst;rkung
Salamitaktik
Einzelnachweise
Markus Zimmermann-Acklin: Euthanasie: eine theologisch-ethische Untersuchung (= ;tudes d';thique chr;tienne. Band 79; = Studien zur theologischen Ethik. Band 79). 2., erweiterte und ;berarbeitete Auflage. Universit;ts-Verlag, Freiburg Schweiz 2002, ISBN 3-7278-1401-2, S. 346 ff.
Georg Pfleiderer: Zeithorizonte des Ethischen: Zur Bedeutung der Temporalit;t in der Fundamental- und Bioethik. W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 3170191128, Seite 226.
Markus Zimmermann-Acklin: Euthanasie: eine theologisch-ethische Untersuchung (= ;tudes d';thique chr;tienne. Band 79; = Studien zur theologischen Ethik. Band 79). 2., erweiterte und ;berarbeitete Auflage. Universit;ts-Verlag, Freiburg Schweiz 2002, ISBN 3-7278-1401-2, S. 346.
Tobias Krohmer: Klonen oder nicht klonen? Analyse und Bewertung der bioethischen Argumente zum Thema Klonen. LIT Verlag, M;nster 2007, ISBN 3825802868, Seite 340.
Zitiert nach: Markus Zimmermann-Acklin: Euthanasie: eine theologisch-ethische Untersuchung (= ;tudes d';thique chr;tienne. Band 79; = Studien zur theologischen Ethik. Band 79). 2., erweiterte und ;berarbeitete Auflage. Universit;ts-Verlag, Freiburg Schweiz 2002, ISBN 3-7278-1401-2, S. 346.
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