Pipapo

Pipapo
Pipapo ist ein Wort (eine Triplikation) der Umgangssprache und wird haupts;chlich in Verbindungen wie „mit allem Pipapo“ in der Bedeutung „mit allem, was dazugeh;rt“, „mit allem Drum und Dran“ als ein zusammenfassender Platzhalter verwendet, wenn man nicht alle gemeinten Einzelheiten aufz;hlen m;chte (Beispiel: „Es gibt ein Festessen mit allem Pipapo“).

Entstehung
Der Ausdruck ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts belegt und wurde m;glicherweise aus der Abk;rzung p.p. „herausgesponnen“ (Kluge),[1] die in der Verbindung mit der Abk;rzung „etc.“ (etc. p.p.) „perge, perge“ („fahre fort, fahre fort“, sinngem;; „und so weiter, und so fort“) bedeutet oder in Anreden mit der Bedeutung praemissis praemittendis („nach Vorausschickung des Vorauszuschickenden“) als Platzhalter f;r die Aufz;hlung einzelner Titel steht. Auch ein Zusammenhang mit Pofel oder Bafel „schlechte Ware oder wertloses Geschw;tz“ wurde gelegentlich vermutet.[2]

Der Rechtschreib-Duden nahm das Wort erstmals in der 18. Auflage von 1980 mit einem eigenen Lemma auf.[3]

Literarische Verwendungen
Pipapo ist der Name einer Nebenperson in der komischen Oper Turlututu, empereur de l’;le verte („Turlututu, Kaiser der gr;nen Insel“) von Beffroy de Reigny, die am 3. und 5. Juli 1797 im Pariser Th;;tre de la Cit; zwei Auff;hrungen erlebte.[4] Der Name soll in diesem St;ck, ebenso wie der der Hauptperson und einiger anderer Charaktere, zugleich die Klangwelt der Kindersprache wie auch den exotischen Charakter des m;rchenhaften Schauplatzes evozieren.

Pipapo – Die Geschichte eines Drehbuchs war der Titel eines satirischen H;rspieles, mit dem Hans Werner Richter, der Begr;nder der Gruppe 47, seine Erlebnisse als Drehbuchautor zu einer Kritik der Filmbranche verarbeitete. In diesem H;rspiel erz;hlt ein Drehbuch von seiner eigenen Entstehung und Verhunzung im Verlauf eines st;ndig von sachfremden Erw;gungen geleiteten Filmprojekts. Das H;rspiel wurde am 18. Oktober 1955 vom NWDR Hamburg erstmals gesendet. Eine ver;nderte Fassung unter dem Titel Der gro;e Verzicht, die vom Bayerischen Rundfunk bereits fertig produziert und deren Sendung f;r den 3. Februar 1956 angek;ndigt war, wurde von dem damaligen NWDR-Abteilungsleiter R;diger Proske kurzfristig durch eine Sperrung der Rechte verhindert, nachdem die Berliner Capitol-Filmgesellschaft, in deren Auftrag Richter an dem Drehbuch des Films Vor Gott und den Menschen mitgearbeitet hatte, den Erlass einer Einstweiligen Verf;gung angek;ndigt hatte, weil sie sich und ihren Film in Richters H;rspiel kritisiert und in der ;ffentlichkeit herabgesetzt sah.[5]

1960 ver;ffentlichte der deutsche Schriftsteller Michael Ende sein Kinderbuch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf;hrer, das in der Folge durch Adaptionen des Marionettentheaters Augsburger Puppenkiste und durch deren Verfilmungen – 1961/62 in Schwarz-Wei;, 1977/78 neu in Farbe – popularisiert wurde. Dort gibt es die Figur des chinesischen „Oberbonzen“ Herrn Pi Pa Po, dessen Name ;hnlich wie anderweitig bei Ende der Name Ping-Pong seinen Sprachwitz daraus bezieht, dass ein umgangssprachlich vertrauter deutscher Ausdruck zur Erzeugung eines chinesischen Kolorits der erz;hlten Handlung eingesetzt wird.[6]

Weitere Verwendungen
Von dem Regisseur und Produzenten Richard Eichberg ist der Ausspruch ;berliefert, mit dem er einmal Conrad Veidt auf dessen Frage, wie er eine Rolle anzulegen h;tte, in breitestem Berlinisch geantwortet habe: “Menschenskind, da machste eben einfach pi-pa-po, du hast ma doch vasproch’n, du bist ‘n Schoospiela!”[7]

Der Komponist Ewald Bludau (4. August 1884 – 6. Juni 1940) schrieb um 1924 einen Shimmy-Fox mit dem Titel “Pi-Pa-Po”, dessen Kehrreim wortspielerisch (und f;r die Zeit leicht anz;glich) anfing: “Am Pi-Pa, am Po-Po, am Potsdamer Platz...”[8]

Eine Gruppe mit dem Namen Podpiraten[9] gibt Podcasts mit dem Namen PiPaPo heraus. Die Sendung besch;ftigt sich haupts;chlich in Form von Interviews mit der Piratenpartei Deutschland. Der Name kann als Abk;rzung f;r Piratenpartei Podcast interpretiert werden und spielt bewusst mit der Bedeutung der Redewendung.

Weblinks
Wiktionary: Pipapo – Bedeutungserkl;rungen, Wortherkunft, Synonyme, ;bersetzungen
Einzelnachweise
 Friedrich Kluge (Begr.), Elmar Seebold (Bearb.): Stichwort: Pipapo. In: Dies.: Etymologisches W;rterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017473-1, S. 704.
 Johann Knobloch: Grundformen subkultureller Wortbildungen und Begriffspr;gungen in den klassischen Sprachen. In: Roland Bielmeier (Hrsg.): Indogermanica et Caucasica. Festschrift f;r Karl Horst Schmidt zum 65. Geburtstag (= Untersuchungen zur indogermanischen Sprach- und Kulturwissenschaft. N.F. Band 6). Walter de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-013448-9, S. 63–66, hier S. 63.
 Duden. Band 1: Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdw;rter. 18., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1980.
 Louis Henry Lecomte: Histoire des Th;;tres de Paris. Le Th;;tre de la Cit; 1792–1807. Slatkine, Genf 1973, S. 141–142 (unver;nderter Nachdr. d. Ausg. H. Daragon, Paris 1910).
 Richters Pipapo. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1956, S. 48 (online).
 Heidi Aschenberg: Eigennamen im Kinderbuch: eine textlinguistische Studie. (= T;binger Beitr;ge zur Linguistik. 351). Narr, T;bingen 1991, S. 61.
 zitiert bei Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, M;nchen 1956, DNB 451329279, S. 191.
 ;berliefert auf zahlr. Schallplatten, z. B. auf Artiphon No. 1830, Etikett abgeb. bei hitparade.ch (Memento des Originals vom 2. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepr;ft. Bitte pr;fe Original- und Archivlink gem;; Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
 podpiraten.de, Internetseite des Podcasts PiPaPo
Kategorie: Redewendung


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