Liliputins in German -4271

Die Ochsentour ist das Schicksal der dummen Kuehe ... "
Angela Merkel


Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2021/11/24/7101



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Ochsentour
Bedeutungen (2)
m;hevolle, anstrengende Arbeit
langsamer beruflicher Aufstieg, m;hevolle Laufbahn (besonders eines Politikers)

Ochsentour beschreibt im Allgemeinen eine m;hevolle, anstrengende Arbeit und gilt im Besonderen als Sinnbild f;r den beruflichen Aufstieg eines Politikers.Sie ist das typische bundesrepublikanische Karrieremuster fuer Politiker, im Gegensatz zum Seiteneinsteiger, der aus einem anderen Sektor, z. B. der freien Wirtschaft, auf hoeherer Ebene in die Politik einsteigt.
Wortherkunft
Der Begriff entwickelte sich aus dem franzoesischen Wort Tour, zurueckgehend auf lateinisch tornus, mit mehrfacher Bedeutung wie Ausflug, Rundgang, Bergsteigung. Seit Ende 17. Jh. auch in der Bedeutung (Reise-)Weg, -Route. In der bildlich verwendeten Zusammensetzung Ochsentour, einer von Otto von Bismarck gepraegten ironischen Bezeichnung fuer die von vornherein festgelegte Beamtenlaufbahn.

Der Begriff kann Mitte des 18. Jahrhunderts nachgewiesen werden. In der „B;rgerlichen Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen“ lautete es im Jahr 1767 „ambts-alter, zum exempel das regirungs-alter, das dinstalter in hof- und krieges-dinsten, bei erbaemtern etc.; unter den soldaten nennet man es die ochsen-tour.“

Zur Begrifflichkeit in der Politik
Die Bezeichnung Ochsentour beschreibt den h;ufig m;hsamen Verlauf einer Politikerkarriere, insbesondere seine Parteilaufbahn – dem Lauf „durch Orts- und Kreisverb;nde, Gemeinde- und Stadtraete.“ Diese beginnt auf der lokalen Ebene mit der ;bernahme kleinerer Partei;mter – meist in den Jugendorganisationen der Parteien. Diesen schlie;en sich kommunale Aufgabenbereiche und Posten an. Sp;ter kommt es bei Erfolg und Durchhalten zur Vergabe bedeutenderer politischer Positionen. Von dieser erweiterten Ausgangslage aus besteht die M;glichkeit, prestigetr;chtige Funktionen auf Landes- oder Bundesebene zu ;bernehmen. Gleichzeitig steigt die Chance, auf Landtags- oder Bundestagsmandate kandidieren zu d;rfen. Von hier aus f;hrt der Weg der fachpolitischen Sprecher, die sich in ihren Themengebieten ;ffentlich profilieren k;nnen, ;berproportional h;ufig in Regierungspositionen. Dies beschreibt allerdings nur den statistisch signifikant am h;ufigsten auftretenden Verlauf.

Somit ist die Ochsentour ein Weg der Qualifikation von Politikern, die ihr Handwerk auf unteren Parteiebenen und in kommunalen Mandaten erlernen. Dazu geh;rt auch die Zusammenf;hrung von Mehrheiten und der Verzicht auf private Eitelkeiten und Rivalit;ten. Daneben beschreibt sie eine Art Stimmungsmesser: Wie kommt der Politiker in der ;ffentlichen Meinung an? Die Messlatte spielt hierbei die Parteibasis, die diesen in neue ;mter w;hlt und dort dann ggf. best;tigt. In dieser Form des Stimmungsbarometers l;sst sich der Wert der ;ffentlichen Zuschreibung von Charisma absch;tzen, welches der Politiker letztlich in den bedeutenderen Wahlen ben;tigt. Innerparteiliche Karrieren sind demnach mit ;ffentlichen Wahl;mtern verkn;pft.

Beispiel: Sozialdemokratie
Vor allem in der deutschen Sozialdemokratie ist das Beschreiten der Ochsentour ein g;ngiger Weg zum politischen Aufstieg. Bereits die historische SPD, die in ihrem Aufstieg zur legalen parlamentarischen Massenpartei immer ihren „revolution;ren sozialistischen“ Anspruch abwog, besa; eine straffe Parteihierarchie. Vom Parteiapparat wurde diese nach unten weitergegeben. Die F;hrung hatten die Funktion;re inne, die mit der Partei aufgestiegen sind.[10] Bereits Robert Michels beschrieb die disziplinierende Wirkung der Ochsentour, „die aus einem jungen Radikalen ;ber die Jahre einen f;gsamen Parteisoldaten macht, der der alten Elite nicht mehr gef;hrlich werden kann.“ Bedeutsam sind hier Verb;rgerlichungsprozesse innerhalb der sozialdemokratischen Eliten und nicht zuletzt die Inkorporierung gew;nschten – positiv sanktionierten – Verhaltens. Hier;ber gel;nge es, die Parteir;nder zu integrieren.

Aufhebungsstrategien
Die Ochsentour wird immer wieder in Frage gestellt. Sowohl aus dem Blickwinkel potentieller Politiker und generell politisch Interessierter wie auch dem der Parteien. Damit soll Frustration bei Potentialtr;gern und generell Politikverdrossenheit entgegnet werden.

Protektion und Beziehungen
F;r Seiteneinsteiger ;bernehmen oftmals Mentoren die wichtige Funktion, ihnen den langj;hrigen Weg durch die Parteihierarchie zu ersparen. Denn Externe unterliegen ansonsten – je nach Wettbewerbssituat – meist bei internen Nominierungen und ben;tigen eine in der Partei akzeptierte Pers;nlichkeit aus der Elitenebene, die kraft der ihr zugewiesenen Autorit;t die T;r ;ffnet. Er fungiert teils auch als Rollenvorbild und Instruktor f;r politikspezifisches, erfolgreiches Denken und Handeln. Drittens ;bernimmt diese Person die Protektion, da die Quereinsteiger noch keine politische Machtbasis innerhalb der Partei besitzen. Der Patron teilt hierf;r seinen Machtzugriff und R;ckhalt. Dies f;hrt in der Anfangszeit zu hoher politischer Abh;ngigkeit der Seiteneinsteiger.

Parteiexterne Bekanntheit
Zahlreiche F;lle zeigen, dass Personen durch ;ffentlichkeitswirksame T;tigkeit au;erhalb von Parteien f;r diese als Kandidaten interessant werden oder sich selbst ins Gespr;ch bringen und auf diese Weise ;ber die parteiinternen Wahlverfahren f;r h;here ;mter aufgestellt werden.

Einzelnachweise
 Duden | Ochsentour | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 2. Dezember 2022.
Robert Lorenz, Matthias Micus: Politische Seiteneinsteiger: Ann;herung an eine Definition. In: Seiteneinsteiger: Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie. Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-531-91569-2, S. 12, 13.
Alan Kirkness, Elisabeth Link, Isolde Nortmeyer, Gerhard Strauss , Paul Grebe: Deutsches Fremdw;rterbuch. T /. Band 5. Walter de Gruyter, 2020, ISBN 978-3-11-084255-5, S. 315.
Christian Schmid: Nur die allergr;;ten K;lber w;hlen ihren Metzger selber. Cosmos Verlag, 2021, ISBN 978-3-305-00501-7 (E-Book).
Zitiert nach: Ulrich Sarcinelli, J;rgen W. Falter, Gerd Mielke und Bodo Benzner (Hrsg.): Politik in Rheinland-Pfalz: Gesellschaft, Staat und Demokratie, Wiesbaden 2010, S. 278
Andreas K. Gruber: Der Weg nach ganz oben - Karriereverl;ufe deutscher Spitzenpolitiker, Wiesbaden 2009, S. 246–252
Martin Morlok: Politische Chancengleichheit durch Abschottung? Die Filterwirkung politischer Parteien gegen;ber gesellschaftlichen Machtpositionen, S. 19–36, in: David Gehne und Tim Spier (Hrsg.): Krise oder Wandel der Parteiendemokratie?, Wiesbaden 2010, S. 30f
Jasmin Siri: Parteien - Zur Soziologie einer politischen Form, Wiesbaden 2012, S. 163
Andreas K. Gruber: Der Weg nach ganz oben - Karriereverl;ufe deutscher Spitzenpolitiker, Wiesbaden 2009, S. 123
Erich Matthias: Der Untergang der alten Sozialdemokratie 1933, S. 250–286, in: Vierteljahrshefte f;r Zeitgeschichte, 4. Jahrg., 3. H. (Jul., 1956), S. 282
Dirk J;rke: Eine Ph;nomenologie der Macht - zur Aktualit;t von Michels' mikropolitischen Beobachtungen, S. 229–240, in: Harald Bluhm und Skadi Krause (Hrsg.): Robert Michels’ Soziologie des Parteiwesens Oligarchien und Eliten – die Kehrseiten moderner Demokratie, Wiesbaden 2012, S. 233f
Ulrich Sarcinelli: Politische Kommunikation in Deutschland. Medien und Politikvermittlung im demokratischen System, Wiesbaden 2011 (2005), S. 236.
Robert Lorenz, Matthias Micus: Die fl;chtige Macht begabter Individualisten, S. 487–503, in: Robert Lorenz und Matthias Micus (Hrsg.): Seiteneinsteiger. Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie, Wiesbaden 2009, S. 487f.
Vgl. z. B. Peter Grupp: Harry Graf Kessler als Diplomat, S. 61–78, in: Vierteljahrshefte f;r Zeitgeschichte, 40. Jahrgang, 1. Halbjahr (Jan. 1992), hier S. 70 (PDF).
Kategorie: Politisches Schlagwort (Deutsch)


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