Liliputins in German -4105

Die Grossapitalisten-Knechte Schroeder und Merkel liessen sich seit 2000 bei ihren lukrativen Gasgeschaeften mit Russland  von Karl Marx' Ideen inspirieren, dass fuer das Kapital kein Verbrechen mehr existiert, wenn dieses 300 Prozent Profit verspricht. Was dann 2008, 2014 und 2022 Putins agressive Kriege  ermoeglichte ... "
Friedrich Engels




"Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinen Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital k;hn. Zehn Prozent sicher , und man kann es ;berall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; f;r 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fu;; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel."

(Kapital, Bd I, Siebenter Abschnitt: Der Akkumulationsprozess des Kapitals. Marx-Engels-Werke 23, S. 788, 1867)


Liliputins. What, the heck, is this ?
http://stihi.ru/2021/11/24/7101




23. Jahrgang | Nummer 20 | 28. September 2020
300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen,
das es nicht riskiert …
von Juergen Leibiger

Vor 160 Jahren veroeffentlichte Thomas Joseph Dunning (1799–1873), Sekretaer der Londoner Vereinigung der Buchbinder, ein Buechlein „Trades’ Unions and Strikes: Their Philosophy and Intentions“. Er hatte es im Auftrag seiner Gewerkschaft verfasst; mit dem Essay sollte den einseitigen, diffamierenden und gewerkschaftsfeindlichen Veroeffentlichungen der damaligen Mainstream-Medien entgegengetreten werden. Kein Verlag wollte es herausbringen, und so erschien es im Selbstverlag. Dunning legt dar, wovon die L;hne bestimmt werden, er erkl;rt die Rolle der Gewerkschaften und ihre Kampfmittel. Der links-liberale John Stuart Mill (1806–1873), einer der damals f;hrenden ;konomen Englands, ;u;ert sich in den sp;ten Auflagen seiner „Grunds;tze der politischen ;konomie“ au;erordentlich lobend ;ber diese Schrift. Obwohl er nicht mit allen ihren Ansichten ;bereinstimme, h;tten die Gewerkschaften „bedeutende Wahrheiten […] auf ihrer Seite.“ Sogar die Irrt;mer seien „weniger augenf;llig und verwerflich“, wenn sie aus dem Blickwinkel der Interessen der arbeitenden Klassen betrachtet w;rden.

Auch ein anderer Wirtschaftswissenschaftler schreibt anerkennend ;ber die Schrift und die Darlegungen zum Lohn: Karl Marx. Dunning treffe „nicht nur die Sache“, sondern behandle sie auch „mit gl;cklicher Ironie.“ Aber nicht mit dieser Sache und seiner Abhandlung ;ber Philosophie und Ziele der Trade Unions ging Dunning in die ;konomische Weltliteratur ein. Was mit seinem Namen in Verbindung gebracht wird, ist eine Textpassage, die Marx im „Kapital“ zitiert. Dunning kommentiert darin eine im Quarterly Review, einer konservativen Vierteljahresschrift, ge;u;erte Auffassung, wonach die Arbeiter sich besser ruhig verhalten sollten, denn Kapital sei „;ngstlich“ und „fliehe vor Turbulenzen und Streit“. Dunning kontert, das sei zwar „sehr wahr, aber eine unvollst;ndige Antwort auf diese Frage“. Und weiter, in der ;bersetzung von Marx: „Das Kapital hat einen horror vor Abwesenheit von Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital k;hn. 10 Prozent sicher, und man kann es ;berall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; f;r 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fu;; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.“

Bis auf diese Passage, die Dunning relativiert, als er hinzuf;gt, „Kapital ist an und f;r sich gut“ und „b;se Instinkte“ finde man auch in seiner eigenen Klasse, geriet seine Brosch;re v;llig in Vergessenheit. Aber diese wenigen S;tze werden immer und immer wieder zitiert und, weil sie so gut zur Grundaussage seines Werkes passen, werden sie gar nicht selten Marx zugeschrieben. Abgesehen davon, dass sie in seiner ;bersetzung eine stilistische Wucht entfalten, die sie im Original nicht haben („even to the chance of its owner being hanged“ ;bersetzt Marx mit einem emphatischen „selbst auf die Gefahr des Galgens“), besteht der Hauptgrund darin, dass diese zugespitzte Charakterisierung der Profitorientierung des Kapitals nach wie vor ihre Berechtigung hat.

Ich wurde an diesen Text erinnert, als der Wirecard-Betrug aufflog. Luftbuchungen in H;he von 1,9 Milliarden Euro offenbaren eine enorme kriminelle Energie der Firmenvorst;nde. Sie wurde beg;nstigt durch genauso profitgierige Wirtschaftspr;fer und eine mehr als lasche, wohl auch ;berforderte staatliche Finanzaufsicht. Die Hoffnung auf einen deutschen Global Player im Digitalgesch;ft lie; selbst die Bundesregierung erblinden und so v;llig abwegig ist der Verdacht nicht, dass angesichts des regierungsamtlichen Unterst;tzungskurses den Mitarbeitern der Aufsicht, die Wirecard-Aktien besa;en, steigende Kurse lieber waren als zunehmende Bedenken und gr;ndlichere Kontrollen.

Ist Kapital an und f;r sich gut und entspringt kriminelle Energie wirklich einem „Trieb zum B;sen“, der allen menschlichen Wesen eigen ist, wie Dunning meint? Nat;rlich werden Verbrechen nicht allein aus Gewinnsucht begangen, aber es ist schon auff;llig, das ab der Zeit, da Geld nicht nur als Tauschmittel, sondern auch f;r Geldgewinne, das hei;t als Kapital angewendet wird, auch sein verbrecherisches Potenzial kritisiert wird. „Die schlimmste Frucht, die je gesetzlich eingef;hrt […] ist das Geld. […] Geld bet;rt das Herz, so dass der brave Mann Abscheuliches begeht“, dichtete Sophokles vor zweieinhalbtausend Jahren. Und die Kette der Abscheulichkeiten, legalen wie illegalen, ist auch im heutigen „zivilisierten“, „geb;ndigten“ Kapitalismus lang. Gegen die 55 Milliarden Euro schwere Bilanzf;lschung des US-amerikanischen ENRON-Konzerns oder den 44-Milliarden-Euro-Anlegerbetrug Bernard Madoffs erscheinen die Wirecard-Betr;ge fast harmlos. Seit der Krise von 2007/09 haben Banken weltweit ;ber 300 Milliarden Dollar Strafe wegen der Verletzung von Vorschriften zahlen m;ssen. Die Rechtskosten infolge des Betrugs mit digitalen Abschaltvorrichtungen allein f;r den VW-Konzern belaufen sich auf 30 Milliarden Euro, trotzdem wurde 2019 ein Gewinn vor Steuern von rund 17 Milliarden Euro eingefahren. Was ist schon der Diebstahl eines Autos gegen den Betrug an tausenden Autofahrern! Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gr;ndung einer Bank!

Die Liste l;sst sich fortsetzen: Steuerhinterziehung, illegale Spenden, Korruption, Bilanzf;lschung, Anlagebetrug, Insider-Gesch;fte, Kundenbetrug, Kinderarbeit, Umweltvergehen, Verletzung von Arbeitsschutzvorschriften, Zwangsprostitution, Sklaverei, Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen … L;ngst sind Verbrechersyndikate wie die Mafia in die „normale“ Wirtschaft eingesickert. Sich superseri;s gebende Konzernmanager haben keinerlei Skrupel, Aktivit;ten, die im Inland aus guten wirtschaftlichen, sozialen oder moralischen Gr;nden verp;nt oder verboten sind, in L;nder zu verlegen, wo das nicht der Fall ist. Ungeniert werden staatliche Subventionen eingestrichen, w;hrend Gewinne in Steueroasen verschoben werden. Ein George Soros rechtfertigte seine Spekulation gegen das Pfund, die auch den britischen Steuerzahler Anfang der 90er Jahre Milliarden gekostet hat: H;tte er das nicht gemacht, h;tten es andere getan. Nat;rlich war alles legal. Die Betonung des Eigennutzes als wichtigster Triebkraft menschlichen Handelns, das Credo „Erlaubt ist, was nicht verboten ist“ und die Forderung „Mehr Markt, weniger Staat“ implizieren nicht nur ein Ungleichgewicht von Moral und Gewinn, sondern auch ein asymmetrisches Kr;fteverh;ltnis zwischen Kapitalwirtschaft und Staat. Der befindet sich damit ewig im Nachtrab und ist nicht selten auf die Rolle eines Reparaturbetriebs reduziert. Blo; nicht zu viel Regulation, Kapital sei ein „scheues Reh“, oder, wie Quarterly Review es ausdr;ckte, es „flieht vor Turbulenzen und Streit“. Moralische Gesetze sind sekund;r. Kapital ist nicht zuletzt auch deshalb so „k;hn“ und risikobereit, weil – festgeschrieben in der Rechtsform – volle Haftung teilweise von vornherein beschr;nkt ist. Selbstverpflichtungen oder Good-Governance-Regeln sind zahnlose Tiger. Auch Wirecard hatte einen Corporate-Governance-Bericht vorgelegt, wie Rolf Nonnenmacher, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, informierte. Er erl;uterte dazu: „Dass die Regeln [des Kodex] eingehalten werden, wird nicht von einer Beh;rde oder Institution ;berwacht, sondern vom Kapitalmarkt.“ Na toll. Der Mann war fr;her Sprecher von KPMG Deutschland, einem f;hrenden Wirtschaftspr;fungsunternehmen.

Das Kapital habe, so Dunning mit Blick auf die USA, „das sogenannte freieste Land der Welt in ein riesiges Sklavengef;ngnis verwandelt, und, schlimmer noch, von allen Kanzeln im S;den dieses Landes l;sst es verk;nden, das Wort Gottes beweise, dass dieses Verbrechen vom Allm;chtigen gebilligt wird.“ Sklaverei wird heute wohl kaum noch von der Kanzel herab verteidigt (bei manchen Evangelikalen im S;den der USA bin ich mir allerdings nicht ganz sicher), aber das Kriegsger;t, mit dem die US-Streitkr;fte im Namen der „westlichen Wertegemeinschaft“ ;lfelder besetzten oder m;rderische Luftangriffe unternahmen, wurde von Milit;rpfarrern gesegnet. Den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, der auch von US-Amerikanern begangene Kriegsverbrechen ahnden soll, wurde von den USA deshalb selbst mit Sanktionen belegt. In den vergangenen 160 Jahren mag sich vieles ver;ndert haben und der Fortschritt ist un;bersehbar, der Aktualit;t von Dunnings Text hat das keinen Abbruch getan.

Schlagw;rter: Kapital, Karl Marx, Profit, Thomas Joseph Dunning, Wirecard, Wirtschaftswissenschaft


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