***

Schlangenoel
(aus dem Englischen snake oil) ist die Bezeichnung fuer ein Produkt, das wenig oder keine echte Funktion hat, aber als Wundermittel zur Loesung vieler Probleme vermarktet wird.

Der Begriff Schlangenoel entstammt der Mythologie des amerikanischen Wilden Westens, wo selbsternannte Wunderheiler und Kurpfuscher auf Medicine Shows Schlangenoel als Heilmittel fuer Gebrechen aller Art verkauften. Im angloamerikanischen Sprachraum wird der Begriff snake oil heute hauptsaechlich als Synonym fuer Quacksalber-Produkte verwendet. Die Eindeutschung zu Schlangenoel wurde erst fuer die uebertragene Verwendung bezueglich zweifelhafter Softwareprodukte gaengig.

Schlangenoel-Software findet man haeufig in Softwarebereichen, deren technischer Hintergrund fuer Laien nur schwer verstaendlich ist oder viel Einarbeitung erfordert. Hier finden windige Geschaeftemacher leicht Kunden, indem sie ihr Produkt mit vielen wichtig klingenden, aber nichtssagenden technischen Begriffen bewerben. Die meisten Beispiele fuer Schlangenoelsoftware stammen daher aus den Bereichen der Kryptographie, der Netzwerksicherheit oder der Performancesteigerung.

Insbesondere die Hersteller von Antivirenprogrammen werden von IT-Sicherheitsexperten haeufig kritisiert, da deren Software nicht die Kunden schaetze, sondern diese noch mehr Gefahren aussetze. Dadurch, dass solche Programme meist mit erweiterten Rechten laufen und Systemzugriffe fuer andere Programme unsichtbar umlenken, seien Sicherheitsluecken in Antivirenprogrammen besonders kritisch.

Zum heutigen Verstaendnis gehoert, dass es sich bei „Schlangenoel“-Angeboten um einen Schwindel handelt. Wenn der Anbieter an die Wirksamkeit seines Produktes glaubt – obwohl diese bzw. die Funktionsweise des Produkts wissenschaftlich-rational nicht nachvollziehbar sind – so spricht man nicht von „Schlangenoel“. Hierher gehoeren etwa homaeopathische Praeparate, Orgonmaschinen oder Erdstrahlenentstoergeraete.

Beispiele

Das Unternehmen Syncronys Softcorp verkaufte 1995 ein Produkt namens SoftRAM 95, das laut Werbeaussagen durch Kompression den unter Windows verwendbaren Arbeitsspeicher verdoppeln und zusaetzlich das Computersystem immens beschleunigen sollte. Die Zeitschrift c’t stellte durch Disassemblieren des Programms fest, dass es aus der Luft gegriffene Statistiken anzeigte und ansonsten keine weiteren Funktionen erfuellte.

Im April 2014 wurde bekannt, dass eines der beliebtesten Antivirenprogramme – Virus Shield von Deviant Solutions – fuer Android absolut nutzlos war. Das einzige, was es konnte, war ein Icon beim Antippen zu aendern. Trotzdem war Virus Shield tausendfach installiert worden und stand sogar an der Spitze der Bezahlapps bei Google Play. Google erstattete anschliessend allen Kaeufern den Kaufpreis und entschuldigte sich bei den Kunden.

Speziell im chinesischen Markt werden Energiespargeraete angeboten (sog. Power Savers), die an die Steckdose angesteckt werden. Sie sollen angeblich den Energieverbrauch senken. Im Innern befinden sich uelicherweise ein kleiner Kondensator und eine minimale Elektronik fuer den Strom der LED. Ein Universitaetstest konnte keine Wirksamkeit nachweisen.


Рецензии