Marchen uber mutige Kartoffel-Tofel

Viele verschiedene Marchen kursieren auf der Welt,
von einer mutigen Kartoffel dieses hier erzahlt.
Wie ich sicher weiss, wartet ihr schon gespannt,
drum fangt mit diesen Zeilen das Toffel - Marchen an.
 
In der Kuche stehen in Reihen die Teller frisch poliert,
der Koch geht rasch zu Werke, Salat wird bald serviert.
Bereit steht eine Schussel im Topf daneben fein,
Kartoffeln und Radieschen, Gemuse allerlei.
 
Karotten und Tomaten, ein Zuckerrubenkopf,
Suppengrun und Pfeffer warten schon im Topf.
Soeben von der Ernte: Gurken, Zwiebeln, Dill -
die Kuche ist in Balde in sussen Duft gehullt.
 
Der Koch beginnt sein Handwerk, das Wasser kochelt heiss
und jedes Gemuse wird sauber dann zerteilt.
Radieschen und Kartoffeln schneidet er winzig klein,
und wirft sie voller Freude in die weisse Schussel rein.
 
Das Gemuse dort wartet in Stuckchen klein und frisch,
wird nun in Ol gebadet, getragen dann zu Tisch.
In der vollen Schussel wird Salz dezent verteilt,
um den Tisch sitzen gespannt die Gaste schon bereit.
 
Es liegt dort das Gemuse, gewaschen frisch und still,
die Gaste warten ebenso - ein Jeder essen will.
Besteck liegt schon bereit, der Hunger riesengross,
doch der Koch beschaftigt sich mit andern Dingen bloss.
 
Nun regt sich das Gemuse, kaum merkbar noch ganz leis,
Kartoffel Toffel hebt die Stimme: "Mir wird es hier zu heiss.
Sagt mir nur, wie lange sollen wir unterwurfig bleiben
und ertragen, wie sie uns, ohne zu fragen, dann zerschneiden?"
 
Mit leisen Worten fragt die Gurke: "Sag, was sollen wir machen,
die Flucht ergreifen, weg von all der dicken Leute Rachen?
Ihnen ist es ernst, man sieht schon keinen Sinn im Diskutieren.
Ach, Toffel! Hilf! Ich will doch noch mein Leben nicht verlieren"!
 
"Nein, es ist uns noch zu fruh, das Essen hier zu sein,
drum folge mir", sprach Toffel, "denn ich fliehe nicht allein!“
"Der Koch ist weg, der Weg ist frei, das nutzen wir jetzt aus,
weg uber den Schusselrand und raus aus diesem Haus."
 
Toffel wirft den Blick nach allen Seiten durch den Raum,
der Koch ist schwer beschaftigt, bemerkt die Schussel kaum.
Der Rest der Koche abgelenkt, die Katze wird gefuttert,
die Mutzen lustig auf den Kopfen, kein Verdacht gewittert.
 
Mit einem flinken Satz hupft Toffel aus dem Topf,
und saust wie eine Kugel dann der Katze auf den Kopf.
"Ihr konnt mich nicht kochen, meine Schale gehort mir“, 
flustert Toffel und verschwindet kullernd durch die Tur.
 
Die Gurke folgt ungeschickt und macht einen Satz,
von Topf zu Tisch zu Boden, auf des Koches Arbeitsplatz.
Die Koche folgen, schreien laut, verfolgen das Gemuse
und sturmen wie vom Blitz getroffen wutend aus der Kuche.
 
Sie laufen nun die Treppen hinab und sturzen auf den Hof,
das fluchtende Gemuse rennt schneller in der Not.
Laufen sie auch noch so schnell, die Koche machen schlapp
und so entkommen Toffel und die Gurke ihrem Grab.
 
Toffel fasst Gurke nun entschlossen an der Hand,
und springt mit letzter Kraft dann in ein Blumenbeet hinab.
Sie landen und verstecken sich in dichten Buschen gleich,
und schleichen leise fort, bloss weg von Topf und Fleisch.
 
Nun graut schon der Morgen, Toffel singt vor Gluck ein Lied;
mit Gurke Seite an Seite flieht er mit festem Schritt.
Den ganzen Tag bis abends folgen sie nun ihrem Weg,
die Fusse werden schwer, weil sich der Schlaf auf sie nun legt.
 
Doch dort steht eine Mauer, eine Treppe fuhrt nur hoch,
sie steigen auf, fallen hinab und landen weich im Stroh.
Den ganzen Tag marschiert, sind sie gerade noch so wach,
doch nun im warmen Stroh uberkommt sie gleich der Schlaf.
 
Aufgewacht mit neuer Kraft in einem fremden Stall -
der Hahn kraht laut, neben ihnen Huhner uberall.
Die Ferkel, sieben an der Zahl, um einen grossen Tisch,
warten auf ihr Fruhstuck, ein leckeres Gericht.
 
Der Stall voll Prunk ist wohl geschmuckt und gleicht bald einem Schloss.
Die Dienerschaft der Ferkel, wilde Ganse, riesengross,
sie leben dort wie Konige, voll Gluck in dieser Pracht
und ihnen wird zum Frass frisches Gemuse stets gebracht.
 
In der Kuche kraht der Hahn und spielt gekonnt den Koch,
die Hennen kochen, backen, braten unter seinem Joch.
Gemuse wird hier klein gehackt und Toffel merkt sofort,
die Flucht geht weiter, bloss hier weg, das ist kein guter Ort.
 
Um die Ecke schielt Toffel und sieht das neue Pech,
die Koche sind ihnen gefolgt, die Bedrohung wird nun echt.
Sie wetzen ihre Messer, die Ferkel staunen nicht schlecht,
aus ihnen wird Suppe, denn sie waren viel zu frech.
 
Die Flucht beginnt erneut, entlang der Mauer schnell und leis,
sie verwischen ihre Spuren - von ihrer Flucht zeugt kein Beweis.
Hinab die dunkle Treppe, in den finstren Keller rein,
damit man sie nicht findet, mussen sie ganz leise sein.
 
Oh weh! Oh Schreck! Was sehen sie da im dunklen Kellerraum,
eine gefangene Karotte hinter Gittern wie im bosen Traum.
Dem Ende nah und ohne Kraft so weint sie gar sehr,
sie ware bald Salat, es gabe keine Hoffnung mehr.
 
Die Gurke schreit der Toffel zu: „Sei klug und lauf davon!“
Doch Toffel voller Heldenmut steht still und holt nun Schwung,
durchbricht die Wand mit blosser Faust und hilft dem Mohrchen auf,
so laufen sie zu dritt in Richtung Freiheit aus dem Haus.
 
Die Huhner kommen schon gerannt - mit Hass und Wut im Blick,
sie fallen ;ber Mohrchen her, gleich wird wild gepickt.
Der Hahn gibt das Kommando zur ach so bosen Tat
und will Rache nehmen, da Toffel Mohrchen befreiet hat.
 
Endlich findet auch Gurke Mut und fasst sich ein Herz,
wenn Mohrchen hier wurde zerpickt - ein schlimmes Ende war‘s.
Mit einem Schlauch in Richtung wilde Huhnerschar,
ruft Gurke „Wasser, Marsch!” und richtet auf sie den Wasserstrahl.
 
Toffel greift derweil des Mohrchens zitternd schwache Hand
und ruft zu Gurke "Los doch, nimm die Beine in die Hand!".
Der Hahn kraht nach Verstarkung, ruft die Schweine noch dazu,
doch das Gemuse rennt schneller und entwischt gekonnt im Nu.
 
Jedoch der Gurke schlanke Beine versagen ihr den Dienst,
der Hahn holt langsam auf und Gurke angstlich schnieft:
„Toffel, bitte rette mich, sonst ist‘s um mich geschehen!“
Und Toffel sieht die Gurke grad ins Erdreich untergehen.
 
Toffel springt ihr hinterher, mit einem grossen Satz
und sieht unter der Erdenschicht eine geheime Stadt.
Gemuse hat sich eingerichtet, sucht hier unten Schutz,
und bietet Toffel Hilfe an, so gelingt ihnen die Flucht.
 
Die Nacht vergeht, der Morgen graut, vor Angst regt sich kein Blatt.
Doch Toffel schmiedet einen Plan, der sich gewaschen hat:
„Mit aller Kraft und jedem Kraut, das sich hier hat versteckt,
verscheuchen wir die Ganse und verschaffen uns Respekt.“
 
Eine Schar voller Gemuse, fast unschatzbar an Menge,
beginnt den Marsch zur Scheune mit Gestampfe und Gedrange.
An der Spitze des Gefolges reitet Toffel auf einer Maus,
sie sturmen nun das Scheunentor und mischen alles auf.
 
Das Federvieh ergreift die Flucht, die Ganse schnattern laut,
der Hahn und auch die Huhner furchten nun um ihre Haut.
Die Schweine erschrecken furchterlich, man sieht, wie‘s ihnen bangt
sie ziehen ihre Schwanze ein und grunzen laut vor Angst.
 
Der Hahn, in Panik nun, die Wand des Stalls entlang sich schwingt,
man hort, wie aus Angst ein lautes Kikiriki erklingt.
Er breitet die Flugel aus, um in die Luft zu starten,
doch das Gemuse fangt ihn ein und bestraft seine Taten.
 
Das Laub und auch die Stocke turmen sie nun an die Wand,
es fehlt nur der Funke und alles steht in Brand.
Die Flammen schlagen um sich, alles brennt lichterloh,
keine Furcht vor Gans und Schwein und alle sind nun froh.
 
Das Gemuse ist sehr stolz auf sich und auch das man sich wehrt,
so kehren sie zuruck ins Feld, doch nicht unter die Erd'.
Ohne Furcht konnen sie jedes Wetter nun geniessen,
die Wurzeln in der Erde – hoch Richtung Sonne spriessen.
 
Der Dank dafur gilt Toffel, nun nennt man ihn einen Held
und bald kennt man seinen Namen auf der ganzen Welt.
Vom Ruhm und Glanz der Ehrerbietung bleibt er nicht verschont,
doch Toffel will das nicht, es ist ihm ungewohnt.
 
Noch am gleichen Morgen verlasst Toffel die Stadt,
bis das Licht zum Sehen und die Krafte werden knapp.
Man sucht ihn vergebens, Toffel ist schon fort,
und sucht sein Lebensgluck an einem anderen Ort.
 
Mit seinen muden Armen grabt Toffel sich ein Loch,
verschwindet darin und hauft uber sich die Erde hoch.
Er fallt in einen sussen Schlaf und wacht nicht mehr auf
und aus der Erde spriesst ein kleiner gruner Strang hinauf.
 
Die Sonne warmt die Erde und der Regen fallt ganz sacht,
der Spross wachst nun heran zu einem Strauch in voller Pracht.
Dann im Herbst fallen die Blatter leicht wie goldene Flugel,
und es krabbeln viele kleine Kartoffeln voller Kraft aus dem Hugel.
 
Kartoffeln schon und mutig, wie der Vater war davor,
so sind sie gewachsen und nun ragen sie empor.
So laufen sie hinfort und ziehen aus in jedes Land
und werden wie ihr Vater auf der ganzen Welt bekannt.
 
Nun findet auch mein Marchen uber Toffel seinen Schluss.
Ihr habt gelernt, dass man wie Toffel sich stets mutig zeigen muss.
Dass man sich hilft in dunklen Zeiten und den schwersten Noten
ich bedanke mich recht herzlich, dass ihr mir zuhotet.


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