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VON FUECHSEN UND JAEGERN
Seit der Fuchs in die grosse, undurchdringliche Hecke gezogen war und nachts durchs Dorf schlich, konnten die Huehnerzuechter nicht mehr schlafen.
Und so stand eines Abends schliesslich ein dunkelgruener Kastenwagen auf der Wiese. Mit ausgefahrenem Treppchen und hoch geklappten Fensterlaeden, die Hecke im Visier. Es dauerte eine Nacht lang, bis mir schwante, dass es sich bei dem seltsamen Wagen um eine mobile Jagdkanzel handelte.
Von da an sass Abend fuer Abend geduldig der Jaeger im gruenen Verschlag, die Flinte auf die Hecke gerichtet. Der fremde Mann in der Kanzel beobachtete uns beim Holunder sammeln, bei der Gartenarbeit, blickte auf unsere Terrasse, sah die Lichter in unseren Zimmern aufleuchten und spaeter am Abend wieder verl;schen. Wie erst musste sich der Fuchs in der Hecke fuehlen.
"Es ist eine Dilemmageschichte", erklaerten wir unserer Tochter, nachdem der erste Fehlschuss des Jaegers uns von den Terrassenstuehlen aufgeschreckt hatte. Der Fuchs hatte etliche Tiere im Dorf geholt, hatte Tauben und Huehner gerissen.
Das ist ein altes Lied, das gesungen wird, seit der Mensch Huehner haelt und der Fuchs Huehner liebt. Menschen mit Huehnern und Fuechse koennen nicht friedlich in einem Dorf leben. Im Wald aber wurde seit Wochen auf immer groesseren Flaechen abgeholzt, Hecken, wie jene am Fuss unserer Gaerten, sind kaum noch zu finden, zwischen den Weiden und Feldern.
Eine Dilemmageschichte also.
Der Fuchs fiel am Abend des vierten Tages der Belagerung. Unsere Tiere k;nnen zurueck ins Freilaufgehege.
Und dennoch: ich mochte den Fuchs und den Gedanken an den Fuchs in der Hecke. Er hat die Hecke hinter unserem Garten schoener, wilder und geheimnisvoller gemacht. Ich habe mich gefreut, wenn er am Abend nur wenige Meter vor mir durch den Garten schnuerte, wenn er auf der Wiese sass und sich sonnte. Fuechse sind herrliche Tiere. Kleine wandelnde Wildnisse, die in unsere gezaehmten Gaerten fallen.
Wuerden sie doch nur keine Huehner lieben.