Liliputin in German -2242

Ich dachte, der Winterpalast waere eine sturmfreie Bude ... "
Zar Nikolaus II


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Word of the Week

sturmfreie Bude

Learn a funny, quirky German word each week with DW's Word of the Week feature. This week: sturmfreie Bude.

          
 
Parents gone for the weekend? Roommates out of town? Great! It's time to throw a party and make a mess with no worries about getting caught. And German has just the expression for this lucky state of affairs: sturmfreie Bude. A "Bude" is a place or hangout, and "sturmfrei" (literally, storm-free) refers to the fact that no one is going to come storming in unexpectedly and break up the fun - at least, that's what one hopes anyway. But then again, if teen movies or sitcoms are anything to go by, you probably know that nothing stays "sturmfrei" for long. The parents are sure to show up just when things are getting fun.


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Sturm auf den Winterpalast: Wie die Bolschewiken vor 100 Jahren die Macht ergriffen

7.11.2017 •

https://de.rt.com/1ahe

Vor 100 Jahren kamen die Bolschewiken in Petrograd an die Macht. Damit leiteten sie eine 70-jaehrige kommunistische Herrschaft ein. Der Winterpalast fiel als letztes Symbol der zaristischen Macht den Revolutionaeren zum Opfer.


von Oleg Jegorow

Eine schreiende und schiessende Menge versucht, ein massives Gebaeude zu stuermen. Ein verwundeter Mann, der dem Tode nah ist, kniet auf der Strasse und ruft die Menschen dazu auf, den heiligen Kampf gegen die Tyrannei fortzusetzen. Ein schier endloser Menschenstrom ueberwindet die riesigen Tore und findet sich schliesslich im Winterpalast wieder. Die Revolution hat gesiegt, die Luft ist von donnernden Jubelrufen erfuellt.

So zumindest beschreibt der beruehmte sowjetische Regisseur Sergei Eisenstein in seinem Film "Oktober: Zehn Tage, die die Welt erschuetterten" (1928) den Hoehepunkt der Oktoberrevolution und die Erstuermung des Winterpalastes, der langjaehrigen Residenz der Zarenfamilie Romanow in Petrograd, dem heutigen Sankt Petersburg. Doch diese dramatische Filmszene hat nichts mit der Realitaet zu tun.

Eine Regierung in der Klemme

Denn diese war weitaus weniger heroisch. Am 6. November 1917, nach dem Julianischen Kalender, der in Russland bis 1918 gueltig war, am 25. Oktober, befand sich die russische Uebergangsregierung, die nach der Abdankung des Zaren Nikolaus II. seit Maerz das Land regierte, in einer aeusserst schwachen Position. Unfaehig, entscheidende Veraenderungen herbeizufuehren und die wachsenden Proteste in den Griff zu bekommen, verlor sie selbst in der Hauptstadt zunehmend an Macht.


Darueber hinaus waren die Besatzungstruppen von Petrograd mit dem Chef der Uebergangsregierung, Alexander Kerenski, aeusserst unzufrieden. Dieser hatte in den Wochen zuvor versucht, die in der Hauptstadt stationierten Regimenter an die Front zu schicken. Der Erste Weltkrieg war zu jener Zeit schliesslich noch in vollem Gange.

Die Soldaten, die keinerlei Lust verspuerten, an der Front zu dienen, schlossen sich kurzerhand den radikalen Bolschewiken an, die zu einer neuen Rebellion aufriefen. Am 4. und 5. Oktober ergriffen die Bolschewiken unter der Fuehrung von Wladimir Lenin und Leo Trotzki in Petrograd die Macht.

Regimewechsel

Der Regimewechsel glich eher einem Wechsel des Wachpersonals: Bewaffnete Revolutionaere drangen in das Hauptquartier ein und loesten die Soldaten mit dem Satz ab, dass die Uebergangsregierung abgesetzt sei. "Die Macht gehoert nun den von den Sowjets repraesentierten Arbeitern und den Bauern", teilten sie ihnen mit. Die Sowjets waren Gremien, die von den unteren Schichten der Gesellschaft gewaehlt wurden, und bei denen die Bolschewiken eine Fuehrungsposition einnahmen.


Da die Soldaten nicht mehr motiviert waren, die Regierung weiterhin zu unterstuetzen, wechselten sie ohne zu zoegern die Seite. So hatte Kerenski am Vorabend der Revolution de facto keine Truppen und verliess am Morgen des 6. Oktober die Stadt, um bei den Frontsoldaten fьr Unterstuetzung zu werben. Vergeblich.

Die Ruhe vor dem Sturm

In der Zwischenzeit versuchte die Regierung, das, was ihr noch blieb, zu verteidigen: den Winterpalast. Jeder, der verfuegbar war, wurde mobilisiert: auch Junker, also Studenten der Militaerakademie, und Frauen. "Es ist immer noch unklar, wie viele Soldaten sich im und um den Palast herum befanden, wahrscheinlich an die 500 bis 700 Leute, die kamen und gingen", sagt die russische Historikerin Julia Kantor in einem Interview mit Lenta.ru.


In der Nacht war der Winterpalast schliesslich von den Bolschewiken und ihren Anhaengern, dem Militaertrupp Rote Garde, umstellt. Um 21:40 Uhr feuerte das Kreuzfahrtschiff "Aurora" auf dem Fluss Newa einen Schuss ab, der das Startsignal fьr den Angriff gab.

Von Angesicht zu Angesicht

Nach dem Untergang der Monarchie diente der Winterpalast nicht laenger als royaler Wohnsitz, sondern lediglich als Hauptquartier der Uebergangsregierung und als Krankenhaus fьr die im Ersten Weltkrieg verwundeten Truppen. Als die Bolschewiken den Winterpalast von der auf der anderen Seite der Newa liegenden Peter-und-Paul-Festung aus unter Beschuss nahmen, fielen einige der Soldaten der Auseinandersetzung zum Opfer.

Abgesehen davon verlief die Einnahme des Winterpalastes jedoch ruhig und erfolgreich. Waehrend des Angriffs schlich sich eine Gruppe von zehn bis zwoelf Mann unter der Fuehrung des Militaerbefehlshabers Wladimir Antonow-Owsejenko durch ein offenes und unbewachtes Tor im hinteren Teil des Gebaeudes in den Palast.


Nach stundenlanger Suche fand die Gruppe das Kabinett, in dem die Minister der Uebergangsregierung tagten. Bewacht wurden diese unerklaerlicherweise nicht. Antonow-Owsejenko gab den Befehl zur unverzueglichen Festnahme und versprach allen, die ihre Waffen niederlegen wuerden, kцrperliche Unversehrtheit.

Das Finale

Im Prinzip ist die Geschichte damit erzaehlt. Die Erstuermung des Winterpalastes verlief relativ unblutig, sagt der Historiker Boris Sapunow: "Die Sowjetfuehrung hatte also allen Grund, zu behaupten, dass die Oktoberrevolution die unblutigste Revolution Europas war." Die Amtszeit der provisorischen Regierung in Petrograd hatte damit ein Ende ohne gewaltsame Auseinandersetzungen genommen.

Unter den Opfern befand sich lediglich noch ein Weinkeller, dessen Beschuss Antonow-Owsejenko angeordnet hatte, um die Soldaten vom Trinken abzuhalten. Damit floss der Wein durch die Strassen und in die Kanalisation und sorgte fuer die eine oder eigene Legende darueber, wie viel Blut bei der Erstuermung des Winterpalastes geflossen war. Das Blutvergiessen jedoch sollte in Wirklichkeit erst spaeter erfolgen.


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