Liliputin in German -1642

Einen Glueckspilz nennt man  den Berserker, der im Urwald eine Menge naerrischen Schwammerln  gefunden hat ... "
Pablo Escobar


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Hast Du naerrische Schwammerln gegessen ?

Die vielleicht naeherliegend scheinende Uebersetzung "Bist du verrueckt/uebergeschnappt?" fand ich auf den zweiten Blick doch nicht so gut, weil man diese Frage eigentlich wirklich nur stellt, wenn der Angesprochene sich in exzessiver Bloeellaune befindet und nicht zum Beispiel, wenn er einen fatalen Fehler macht.
von Brezi am ; Jun.2007
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Gebe breznsoiza recht, ist auf gar keinen Fall boese oder ernst gemeint.

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Bezug zu den altnordischen Berserkern

Unter dem Eindruck der ersten Berichte zum Fliegenpilzgebrauch bei sibirischen Voelkern stellte der Schwede Samuel Цdman im Jahr 1784 die Hypothese auf, dass die altnordischen Berserker Fliegenpilze eingenommen haetten, um in ihre sprichwoertliche („Er wuetet wie ein Berserker.“) Raserei zu verfallen. Dieser „Versuch, ueber die Naturgeschichte den Berserker-Gang der alten nordischen Kaempfer zu erklaeren“ (so der uebersetzte Titel von Aedmans Abhandlung), stellte den ersten Versuch dar, ein geschichtliches Phaenomen auf der Basis einer ethnobotanischen Hypothese zu erklaeren. Er harlt sich mittlerweile seit urber 200 Jahren in der einschlaegigen Literatur und ist bis in die Gegenwart populaer geblieben. Tobsuchtsanfaelle gehoeren allerdings nicht zum typischen Erscheinungsbild einer Fliegenpilzvergiftung, so dass diese Hypothese nicht bestaetigt werden kann. Zu Aedmans Lebzeiten wusste man dies allerdings noch nicht. So schreibt im Jahre 1784 der Berliner Professor Johann Samuel Halle, der Fliegenpilz verursache "

„Berauschung, Wahnwitz, Tollkuehnheit, Zittern und eine solche Wut, dass man sich fuer Verzweiflung in Schwerdter und ins Feuer hineinstuerzt.“

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Moderne Deutungen

Die Schilderungen der Tobsuchtsanfaelle der Berserker bei Saxo Grammaticus und Snorri regten viele zu Erklaerungsversuchen an.

Als erster entwickelte Samuel ;Aedman die Theorie, der Berserkergang sei auf die Einnahme von Fliegenpilzen zurueckzufuehren. Dabei liess er sich von Nachrichten ueber den Gebrauch des Fliegenpilzes bei den Schamanen Sibiriens leiten, ohne dass er selbst Beobachtungen ueber die Wirkungsweise des Fliegenpilzes angestellt hatte. Jedoch fuehrt das Muskarin-Syndrom nicht zur Erhoehung der Kampfkraft. Ausserdem ist die in Fliegenpilzen enthaltene Menge an Muskarin zu gering, um ein solches Syndrom hervorzurufen. Die primaeren Toxine Muscimol und Ibotens;ure wirken sedativ und halluzinogen, nicht antriebssteigernd oder analgetisch. Die Theorie wird heute nicht mehr vertreten.

Als man aus dem Mutterkorn das LSD isolierte, kam auch das Mutterkorn als Verursacher vorurbergehend in die Diskussion.

Spaeter wurde auch Sumpfporst als Zutat zum Bier zur Wikingerzeit erwogen (Grutbier). Sandermann, der wohl als erster diese Pflanze in der Literatur eroerterte, stellt in seinem Aufsatz Berserkerwut durch Sumpfporst-Bier[30] die Frage, warum bei einer so weiten Verbreitung des Bieres nur so wenige Personen als Berserker ueberliefert sind. An anderer Stelle meint Ruetsch, es gebe nur eine Substanz, die wirklich aggressiv mache, das sei der Alkohol.

Es ist keine wissenschaftliche Untersuchung bekannt, die Substanzen von Pflanzen, die in Skandinavien vorkommen, als Ausloeser der geschilderten Berserkerwut-Anfaelle wahrscheinlich gemacht haben.

In der skandinavischen Medizingeschichte wird der Berserkergang ueberwiegend als psychopathisches Phaenomen gesehen, verbunden vielleicht mit einer gewissen Veranlagung.

So wird der Verknuepfung der Berserker mit den Wolfsmenschen in den Quellen groessere Aufmerksamkeit geschenkt und mit dem Begriff der Lykanthropie verbunden. Auch die „heilige Raserei“ als klassischer Initiationsritus wurde erwogen.

Hoeyersten haelt die beschriebenen Phaenomene fuer eine dissoziative Trance, eine Autohypnose. Das Beissen in den Schild, manchmal in Gruppen, sei das die Selbstsuggestion ausloesende Initiationsritual. Das klinische Bild solcher Selbstsuggestion beinhalte die eingeschraenkte Wahrnehmung der Umgebung mit herabgesetzter Schmerzempfindlichkeit und gesteigerter Muskelkraft. Kritisches Denken und allgemeine Hemmungen wuerden abgeschwaecht. Diesem Zustand folge eine psychische Entladung in Form von Muedigkeit, Ermattung, oft gefolgt von Schlaf.

Einer endgueltigen Klaerung steht im Wege, dass die Nachrichten ueber den Berserkergang erst zu einer Zeit abgefasst wurden, als es schon seit Generationen keine Berserker mehr gab. Es handelt sich also nicht um unmittelbare Augenzeugenberichte ueber die Tobsuchtsanfaelle. Keine dieser Theorien hat daher bei den Historikern bislang Anklang gefunden.


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