Liliputins in German -838

Den Teufel an die Wand zu malen kann einem erspart bleiben, wenn Menetekel
darauf schon geschrieben ist ... "
Kassandra


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den Teufel an die Wand malen

das Schlimmste bef§оrchten S ;
eine unguenstige Situation voraussehen;
uebermaessig pessimistisch sein 

umgangssprachlich;

Das Malen des Teufels ist genauso verboten wie das Nennen seines Namens. Dahinter steckt die Vorstellung, dass man mit bestimmten Zeichen das Boese beschwoeren koenne, ebenso wie die Segenszeichen "C + M + B" am Dreikoenigstag ueber der Haustuer angebracht werden, um das Unheil abzuwehren. Tatsaechlich lautete die urspruengliche Formulierung der Redensart: "Man braucht den Teufel nicht ueber die TЁ№r zu malen, er kommt von selbst ins Haus" (Sprichwoerter des Sebastian Franck aus dem Jahre 1541). Zu "Teufel" siehe auch "es ist der Teufel los"; zu "Wand" siehe auch "die eigenen vier Waende; in den eigenen vier Waenden


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Menetekel

Als Menetekel  bezeichnet man eine unheilverkuendende Warnung, einen ernsten Mahnruf oder ein Vorzeichen drohenden Unheils. Der Begriff ist von einem biblischen Wortspiel in akkadischer Sprache abgeleitet, das Gott dem Koenig Belsazar als Ankuendigung seines baldigen Todes und Untergangs seines Koenigreiches ueberbracht haben soll.

Wortherkunft

Biblische Ueberlieferung

Im Buch Daniel des Tanach wird Belsazar als Sohn des Nebukadnezar II. beschrieben. In Kapitel 5, Verse 1–30, wird geschildert, wie Belsazar von Gott bestraft wird:
Koenig Belsazar veranstaltet ein grosses Fest und betrinkt sich. In seiner Trunkenheit wird er uebermuetig und laesst saemtliche, goldenen wie silbernen Kelche und Pokale herbeischaffen, die sein Vater, Koenig Nebukadnezar, aus Jerusalem geraubt hatte. Belsazar trinkt nun aus diesen Gefaessen und laesst seine Goetter preisen. Daraufhin erscheint eine geisterhafte Hand ohne menschlichen Koerper und schreibt mit ihren Fingern fremdartige Worte an die Wand, der Belsazar gegenuebersitzt. Der Koenig erschrickt und laesst all seine Weisen und Propheten kommen und verspricht ihnen, dass er sie in Purpur kleiden, mit Gold behaengen und zum dritten Mann im Koenigreich ernennen wuerde, wenn sie ihm nur die Worte uebersetzen und deuten koennten. Doch sie koennen das Geschriebene weder lesen, noch uebersetzen. Darueber erschrickt Belsazar noch mehr. Da erscheint seine Mutter und berichtet ihm, dass ein Weiser namens Daniel in der Lage sei, jegliche Art von Omen, Traum oder Raetsel zu deuten. Daraufhin wird Daniel zu Koenig Belsazar gebracht.

Daniel liest die Worte Mene mene tekel u-parsin . Seiner Aussage nach bedeuten sie: „Mene: Gezaehlt, das heisst, Gott hat gezaehlt die Tage Deiner Koenigsherrschaft und sie beendet. Tekel: Gewogen, das heisst, Du wurdest auf der Waage gewogen und fuer zu leicht befunden. Peres (U-parsin): Zerteilt wird Dein Koenigreich und den Persern und Medern uebergeben“.

Daniel erklaert dem Koenig auch, warum Gott so entschieden hat: „Du hast all die silbernen, goldenen, ehernen, eisernen, hoelzernen und steinernen Goetter gepriesen, die weder sehen, noch hoeren, noch fuehlen koennen. Den Gott aber, der deinen Atem und alle deine Wege in seiner Hand hat, den hast du nicht verherrlicht. Deshalb wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben.“ Belsazar haelt sein Versprechen: Er laesst Daniel in Purpur kleiden, mit Gold behaengen und zum dritten Mann im Koenigreich ausrufen. Aber noch in derselben Nacht wird Belsazar umgebracht.

Historische Forschung

Das Wortspiel mene mene tekel u-parsin ist hoechstwahrscheinlich von den akkadischen Worten man iqlu parsu hergeleitet, die als Bezeichnungen im Zusammenhang von Gewichtseinheiten benutzt wurden: Mine bedeutet „Mina“, tekel heisst „Schekel“ und pares (von parsin) meint somit „halbe Mina“. Diese Deutung knoepft direkt an die woertliche Uebersetzung der drei Worte als „gezaehlt, gewogen, geteilt“ an. Das aramische Wort parsin kann gleichzeitig als ein scherzhaft gemeintes Wortspiel auf den Begriff „Persien/Perser“ aufgefasst werden: es zielt vielleicht auf den Umstand ab, dass Babylon tatsaechlich von den Persern ueberrannt wurde. Daniel war offenbar der Einzige, der das Wortspiel durchschaut hatte und deshalb richtig zu deuten vermochte.

Vor diesem Hintergrund wird klar, warum niemand von den Anwesenden des Gastmahls den Sinn dieser Worte erklaeren konnte, obwohl die Begriffe zur Umgangssprache gehoerten. Auch wird offenkundig, warum die urspruengliche Bedeutung heute nicht mehr zurueckverfolgt werden kann: Der Autor des Danielbuchs machte aus den von Gott geschriebenen Zeichen ein Wortspiel in aramischer Sprache, deren Schrift keine Vokale abbildet, sodass sich die Bedeutung der Worte jederzeit beliebig aendern laesst, je nachdem, wie man sie liest. Das eigentlich Gemeinte bleibt dabei verborgen.

Moderne Bedeutung und Auslegung
 
 
Bis in die heutige Zeit wird „Menetekel“ als Inbegriff drohenden Unheils, das letztlich nicht abwendbar ist, verstanden. Dabei gilt das besondere Augenmerk der Unvermeidbarkeit des Ungluecks. „Menetekel“ steht auch fuer dunkle Vorahnungen, boese Omen und Zerstoerung bringendes Schicksal. Generell hat der Begriff bis heute keinerlei positive Konnotationen erfahren. Dabei ist zu beruecksichtigen, dass die biblische Botschaft nach Ansicht der an sie glaubenden Religionen nicht Menschenwerk ist, sondern goettlicher Natur. Daher kommt dem Menetekel der Bibel eine besondere Bedeutung zu, die dadurch noch gesteigert wird, dass den Geschaedigten, die bei dem von Hybris gepraegten Fest nicht anwesend sind (in diesem Falle die bestohlenen Bewohner von Jerusalem), zunaechst sinnbildlich eine anklagende Stimme verliehen wird und ihnen schliesslich doch noch Gerechtigkeit widerfuehrt. Diese Deutung verleiht der Geschichte vom Gastmahl des Belsazar eine gewisse Moral: Alles Fehlverhalten hat Folgen.


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