Der Kupfer Reiter

Petersburger Erzaehlung


Original (russisch)                : A. S. Puschkin 1833
Uebersetzung / Interpretation      :    J. A. Anderlana 2014
                (07. Jan.  2014 16 00 Uhr) bis
                (27. Dez.  2014 04 45 Uhr)



VORWORT

Das Geschehen in dieser Erzaehlung basiert auf wahrer Begebenheit. Berichte ueber diese Ueberschwemmung wurden aus Zeitgenoessischen Aufzeichnungen entnommen. Wer mag, der kann sich belesen in den Berichten von W.N.  (Berch) Bergom.


EINLEITUNG

Am hohen Ufer, leer umschwaemmt
Stand Er, vertieft in den Gedanken
Und blickte fern. Vor ihm schlug breit
Der Fluss in Eile, ein armer Kahn
Strebte der Weile einsam die Ferne an.
Am Sumpf und Morast Fluss entlang
Sah man ne Huette hier und da,
Ein Elend-Unterschlupf der Finnen;
Ein Wald, versteckt vor Sonnenlicht
Bergend im Nebel sein Geheimnis
Laermte umher.

Und dachte Er:
Von hier aus wird Schweden gerichtet,
Ne grosse Stadt wird hier errichtet,
Um unserer Nachbarn Hochmut schlichten.
Das Schicksal hat uns aufgetragen,
Ein Fenster nach Europa schlagen,
Um festen Fuss zu Wasser haben.
Und neue Wellen werden tragen
Von aller Welt der Schiffe Flaggen -
Um unsere Feste mit zu tagen.

Jahrhundert strich - und junge Stadt,
Naechtlicher Laender Pracht und Wunder
Aus finstern Waeldern, Sumpfe Land
Erhob sich feierlich und protzend;

Wo einst der Finnen Fischer war,
Trauriger Stiefsohn der Natur,
Einsam, in sumpfiger Landschaft
Warf er die Fischernetze aus, in
Unergruendete Gewaesser, von nun,
An hoch belebte Kuesten
Beengen Riesenbauten sich
Von Schloessern und Palaesten;
Und Handelsschiffe aller Welt


Schlagen in reichen Haefen Anker;
Newa gekleidet in Granit;
Mit Brueckenbauten gespickt
Und dunkelgruener Gaertenpracht
Wurde den Inseln angebracht
Und vor der jungen Hauptstadt
Erlisch die Moskauer Pracht,
Wie vor der neuen Koenigin
Der alten Zarenwitwen Macht.

Ich liebe Dich, du Peters Schoepfung,
Und Deine Strenge, Harmonie,
Der Newa herrische Flussstroeme,
Und Uferkleidung aus Granit,
Gusseisenschmuck Praesenz der Huerde,
Nachdenklichkeit der Naechte Buerde,
Mondlose Daemmerung Essenz,
Wenn ich in meinem Zimmer sitze
Und schreib und lese ohne Kerze,
Und strahlend schlummert Residenz
Der leeren Strassen, und voll Glanz
„Admiraltejskaja“ Spitzen Kranz,
Laesst nicht die Finsternis der Nacht
Sich ueber goldenen Himmel legen,
Wo eine Daemmerung Andere wacht,
Und eilt Ihr halbe Stunde gebend.
Ich liebe Deiner Winterhaerte
Und Frost der Luft - reglos, wie tot,
Und Schlittenlauf lang Newa Breite
Und Weiber Antlitz Rosenrot,
Und Glanz und Prunk und Laerm der Feste,
Zur Stund der Junggesellenfeste,
Das zischen schaeumender Pokale,
Und blau schimmernde Punschflamme.
Ich liebe Deine Kriegsfederpracht
Und die gespielten Kriegsfeldzuege,
In Reih marschierender Soldaten, Reiterzuege
Einseitig schoene Wunderpracht,
In ihrer Strenge schwankend Reihen,

In Feldzuegen zerfetzte Flaggen
Und deren glanzpolierten Helme
Total zerschossen in der Schlacht.
Ich liebe meiner Kriegs-Hauptstadt
Den Rauch und Donner zu der Stund
Als Mitternacht die Koenigin
Schenkt Thronfolger dem Zar, als Sohn,
Oder nach siegreichem Feldzug
Russland mal wieder Triumpf feiert.
Oder zerbricht ihr blaues Eis,
Newa treibt es ins Meer hinaus
Des Fruehlings feiernd Prunk und Braus.

Strahl du Peterspracht und stehe
So unerschuettert wie Russland,
Mit dir zusammen wird Ruh finden
Bezwungene Naturgewalt;
Feindselige Gefangenheit soll Finnenmeer
Aus alter Zeit, in die Vergessenheit verdraengen,
Und vergeblich wueten unterlassen,
Um Peters ewig Ruh zu stoeren!

Es war eine Ungeheure Zeit
Ich weiss als waere es noch heute…
Bin es erzaehlen euch bereit
Und jetzt hoert zu ihr guten Leute.
Es wird trostlose Begebenheit.


TEIL EINS

UEber den trueben Petrograd
Atmete Herbst November Kaelte.
Laut plaetschernd schlugen Wellen
Ans harmonierende Flussbett,
Die Newa wuetet wie befallen,
Wie Kranker in sein Krankenbett.
Es war schon spaet und finster;


Regen schlug zornig an dem Fenster,
Und draussen traurig heulte Wind.
Und vom Besuch kommt wieder Heim
Unser Jewgeny, zur Tuer rein…
Wir nennen unseren Helden so,
Der Name klingt und liegt mir so.
Den Namen mag ich irgendwo;
Sein Rufnam wird uns nichts bringen,
Obwohl vor gar nicht langer Zeit
Leistete er wohl Glanzarbeit,
Mag sein, von Hand „Karamsina“
Sein Name ueberliefert war;
Doch Zeit verging und aus der Welt
Verschwand sein Nam, doch unser Held
Wohnt in Kolomna; Dient irgendwo,
Scheut Adelheit(en) und lebt gut so,
Er trauert nicht nach alter Zeit
Und auch nicht, nach Hinterbliebenheit.
Also, Jewgeny kommt nach Haus`
Schuettelt Mantel ab, zieht aus, legt sich,
Doch Schlafen konnt er noch lange nich
Erregt von den Gedankenreihen.
Was regte Ihn? Er dachte an:
Sein Armutswesen, und dass mit Not
Er Ruhm und Ehre fuer sich bot.
Und dass der Herr Ihn wohl noch gebe
Verstand und Geld, wonach er strebe,
Denn solche Glueckspilze soll`s geben,
Die faul und hirnlos zu sein pflegen
„doch nicht wie ich, muessen die leben!“
Dass er dort laengst zwei Jahre dient
Und Anerkennung auch verdient,
Und dass, das Wetter zu spinnen neigt,
Und dass, der Flusspegel schnell steigt,
Und dass, der Newa ihre Bruecken
Bald gar kein Licht mehr erblicken,
Und dass er zwei, drei Tage dann,
Seine Parascha nicht besuchen kann.
Jewgeny holte Luft vom Herzen,


Und fing an, zu traeumen - wie Poet.
„Heiraten? Ich? Warum den net?
Das Alles ist nicht ohne Schmerzen;
Was soll`s, bin doch gesund und jung,
Zu arbeiten, bereit mit Schwung;
Ich werd` mich irgendwie einrichten,
Bequem, gemuetlich und bescheiden –
Mit Parascha werden wir uns trauen,
Ihr werd` ich Kinder anvertrauen.
Nach Eniz, Zwei Jahr, versetzt man mich,
Auch Sie kommt mit mir sicherlich...
Und Hand in Hand werden wir leben
Bis wir am selben Tag wegsterben,
Und Enkel werden uns begraben…“

So traeumte Er. Und traurig war Er,
In der Nacht und wuenschte,
Dass nicht so traurig belaesst der Wind,
Und Regen nicht so zornig pochte
Von draussen zur Fensterwand…
Nun muede Augen schliesst er endlich,
Die truebe Nacht erlischt allmaehlich,
Der Tag bricht aus…
Der Tag des Grauens!
Die Newa kaempfte ganze Nacht
Gegen den Sturm, wollt raus aufs Meer,
Versagte, Sturheit des Sturms war umso mehr…
Erschoepft, zum Kaempfen hatte keine Kraft...
Frueh morgens an dem hohen Ufer
Versammelte sich Gaffer Volk,
Bestaunten Berge, Tuerme, Spritzer,
Und wie das Wasser wuetend schaeumte -
„Vernarrtes Volk.“
Gejagt vom Meereswind, erbost,
Brechend Absperrungen, Newa
Zornig schaeumend rannte ins Land,
Die Inseln alle ueberschwemmt,
Das Wetter wuetete erbost,

Sich blaehend auf heulte Newa,
Wie eine Glocke wirbelnd auf
Bricht wuetend aus allen Naehten.
Vor Ihr, rennt alles um ihr Leben.
Die Strassen wurden ploetzlich leer,
Das Wasser wurde immer mehr,
Durch Kellerschaechte und Kanaele
Schwaemmt es huefthoch die Paneele.
Und Peters Festung schwebte auf
Wie Triton, auf dem Wasser drauf.

Belagerung! Angriff! Boese Wellen
Stiegen zum Fenster wie Verbrecher
Und Kahne brachen Fenster, Daecher
Boote unter nasser Schleier,
Balken, Truemmer, Baugut,
Ware vorsorglicher Pfandleiher,
Habseligkeiten blasser Armut,
Zerstoerte vom Gewitter Bruecken,
Durch Strassen schweben Graeberruecken
Vom Friedhof ausgeschwemmt durch Flut!
Die Menschen sehen Gotteszorn
Und warten auf Armageddon.
O  weh! Dahin schied Haus und Gut!
Vom was noch leben?
In diesem grausamen Jahr
Regierte Russland alter Zar
Mit Ehren, bis der Herr Ihn nahm.
Auf dem Balkon traurig, bestuerzt kam
Er und sprach: „Dem Gottes Zorn, ist Macht
Der Zaren nicht gewachsen“. Er setzte sich
In Schwermut trachtend, mit trueben Blick
Sah er das Leid der Stadt um sich.
Stadtplaetze, Flaechen unter Wasser,
Wie grosse Fluesse muenden Strassen,
Wie Geisterinsel stand das Schloss.

„Vom Ort zu Ort“ So sprach der Zar,
„in nahen Strassen und in Fernen
Sind Generale, um zu bergen,
Vor Angst verwirrte Volk und Gut,
Aus Bauten, versenkt durch Flut,
Laengst schon vor Ort und helfen dort.“

Zu der Zeit als an Petersplatz stand
Eckhaus neu, an dessen Wand,
Auf gehobenem Podest, zwei Loewen standen,
Lebensecht, aus Marmor, mit gehobener Pranke,
Auf einem von den, Gott sein Danke,
Sass regungslos und ohne Hut, total entkraeftet,
Mit Haenden ueber Brustkorb heftend,
Jewgeny. Der Arme sass und hatte Angst,
Doch nicht um sich. Er hoerte nicht
Wie gierig sich die Welle schlich,
Und ihm die Sohle an Fuessen wischt,
Und Regen peitschte sein Gesicht,
Und heftig stuermte Wind umher
Und riss sein Hut vom Kopfe her.
Doch sein Verzweiflungsvoller Blick
Ans Ufer war fixiert gerichtet,
Wie Berge stiegen dort vernichtend,
Aus finsteren Tiefe, zornig Wellen,
Und tobten, tosten boesartig.
Dort heulte Sturm und Wellen trugen
Truemmerteile… Herr, Oh Herr! Denn-
Weh, oh weh! Nicht weit der Wellen,
Schon fast zur Bucht, wo Weide stand,
An einem unbemalten Zaun, alte Huette,
In der Sie wohnt, mit Witwe Mutter,
Seine Parascha, liebste, Sehnsucht...
Ja, oder traeumt dass alles er? Oder
Das ganze Leben ist ein Hauch,
Wie leere Nichts, ein Traum,
Belustigung des Himmels ueber Erde?

Er sitzt als waere er verhext,
Als waere er ans Stein gemetzt,
Kann nicht herab, da um ihn rum
Ist Wasser, nur Wasser drum herum!
Und ihm, den Ruecken zugewandt,
In stolzer Hoehe, gestreckter Hand,
UEber empoerter Newa stand
Auf koeniglichem Ross, der Abgott.


TEIL ZWEI

Und nun, gesaettigt der Zerstoerung,
Erschoepft dem frechen Aufruhr,
Kehrt Newa wieder heimwaerts zu,
Ihrer Verwuestung Antlitz trachtend
Und lieblos laesst erkaempfte Beute
Zurueck. Wie ein Verbrecher,
Mit seiner schonungslosen Meute,
Stuermt Siedlung - Verheerung, Morde,
Vernichtung, Raub; Gekreische, Polter,
Gewalt, Geschimpfe, Panik, Schreie!..
Mit schwerer Beute vollgepackt,
In Angst vor der Verfolgungsjagt,
Eilen die Raeuber wieder Heim,
Die Beute auf dem Weg verlierend.

Kaum schwand das Wasser, befreiend
Bruecken, schon  eilt Jewgeny
Besaenftigten Gewaesser zu, voll
Hoffnung, Sehnsucht und Angst
Ist seine angespannte Seele.
Noch immer voller Siegesruhm,
Boese kochen, brodeln Wellen rum,
Als waeren sie an Feuerherd,
Noch immer war es voller Schaum
Und Newa atmete noch kaum,
Wie ein halbtot gerittenes Pferd.
Jewgeny schaut: er sieht ein Kahn;
Er rennt zu diesem, wie in Wahn;
Er ruft den Faehrmann-
Und dieser  Faehrmann, unbeschwert
Fuer einen Groschen, wohlgemerkt,

Auf boese Wellen zu, ihn faehrt.
Noch lange gegen Wellenhoehen
Kaempfte erfahrener Ferge an,
Schon zu verschwinden in den Reihen
Minuetlich, wie beim Tauchgang,
Drohte das Boot - doch endlich kam
Es an das andere Ufer an.
Der AErmste -
Vertraute Strassen rennt er dann,
Vertraute Orte steuert an.
Sieht, erkennts nicht. Entsetzlich!
Alles vor Ihm zur Hauf geschuettet;
Zum Teil gefaellt, zum Teil verschuettet;
Die Haeuser sind in Schutt und Truemmer
Ein Haus steht dem Anderen kruemmer,
Ganz andere vom Platz gebracht;
Sieht aus wie nach einer Schlacht,
Alles von Leichen uebersaet. Jewgeny
Kopfueber ausser Besinnung,
Erschoepft der Anstrengung,
Eilt hin, wo ihn bereits erwartet
Des Schicksals  ungewisser Wert,
Wie ein versiegeltes Kuvert.
Und nun ist er bereits im Vorort,
Da ist die Bucht, Ihr Haus dort...
Was ist das? ...
Er hielt an.
Kehrt um und wieder dann.
Schaut... Laeuft... Und wieder schaut.
Da war der Platz wo`s Haus gebaut;
Die Weide steht, hier waren Tore -
Weggeschwemmt, vermutlich. Das Haus, wo?
In voellig duesterem Befangen,
Laeuft hin, laeuft her, im Kreis gefangen.
Er babbelt laut mit sich wirr -
Ploetzlich, schlug mit Hand die Stirn,
Und lacht.

Bereits die Daemmerung der Nacht
Legte sich sanft ueber die Stadt;
Doch lange noch fand Sie kein Ruh,
Bewohner sprachen immer zu
Von dem ereignisreichen Tag.
Des Morgens erster Sonnenstrahl
Durch muede, blasse Wolkenwolle
Erblickte starre Metropole,
Doch der Zerstoerung vom Vortag
Fand keine Spur; die Morgenroete ueberall
Bedeckte Boeses unter sich.
Die Ordnung kehrte allmaehlich.
Bereits geraeumten Strassen lang
Gefuehllos, gleichgueltig entlang
Liefen Passanten. Beamtenschaft
Verliess Behausung der Nacht,
Nahm Arbeit auf. Der kuehne Haendler
Vertickte das von Newa ausgeraubte
Und in Totalverlust geglaubte
Hab und Gut an naechste weiter. Vom Hof
Geborgen werden Boote.

Graf Chvostov,
Poet, geliebter Himmeldichter,
Schon singt unsterbliche Gedichte,
Der sich ereigneten Geschichte,
Vom Unglueck - Nevskys Ufer Hof.
Jewgeny nur, der arme Junge…
O-wehe! Seine verstoerten Sinne
Hielten schrecklichen Erschuetterungen
Nicht Stand. Laerm graulte ihn
Des Wassers, Windes, klangen
Ihm in Ohr. Des Grauens Schrecken
Stumm mit ihm, irrte umher.
Ein Traum truebte seine Sinne.
So Wochen, Monate verrinne
Nach Hause kehrte er nicht mehr.
Und sein verwaistes Stuebchen ist
Vom Hausherrn, als verstrich die Frist,

Nen; armen Dichter weiter gegeben.
Jewgeny holt sein Hab und Gut
Nicht ab. Er war dem Leben
Bald fremd. Tags ueber irrte er zu Fuss,
Schlief im Hafen; zu essen haben
Konnte er, was Leute ihm zum Fenster gaben.
Kleidung, durch Witterung, an ihm
Zerriss und berste. Boese Streuner
Warfen nach ihn mit Steine.
Nicht selten haben Kutscher Gerte
Gepeinigt ihn, da er nicht waehlte
Wo er im Weg zu stehen scheine,
Niemals; schien es - nahm er es wahr,
Denn wie betaeubt, sein Wesen gar,
Durch innerliche Unruh war.
So schleppte er sein Dasein hier
Weder als Mensch noch auch als Tier,
Nicht dies, nicht das, kein Lebewesen,
Auch nicht ein toter Geist gewesen…
Mal hat geschlafen
Er am Nevsky-Hafen. Sommertage
Neigten zum Herbst. Der Regen atmete
In Schmerz. Truebe Welle
Stuermend den Hafen klaeglich schaeumte,
Schlug sich an Marmorstein Paneele,
Wie armer Bettler vor dem Tor
Fuer den kein Richter hat ein Ohr.
Der AErmste wachte auf. Dunkelte:
Es heulte Wind und Regen weinte,
Und mit Ihm, fern aus dunkler Nacht
Des Waerters Ruf, dass er noch wacht…

Er schreckte auf; und rasch besinnt
An Horror letzter Tage; geschwind
Stand auf; ging wirr, und da
Verharrt er ploetzlich, den er sah
Mit scheuem Blick einmal um sich,
Die Angst verzerrte sein Gesicht.
Stand er an einer Saeule da,
Am grossem Haus. An der Veranda
Mit erhobener Pranke, lebensnah,
Zwei Loewenwaechter standen da
Und vor ihm, aus dem finstern bannt
UEber umzaeunten Stein Kollos
Stolz reitend mit gehobener Hand
Der Goetze auf dem Bronze Ross.

Entsetzlich zuckte er,  erschien ihm
Des Grauens Alptraum. Er erkannt
Den Ort wo Wasserflut ihn fand,
Und Wellen tobten Wutentbrannt,
Boesartig taenzelt Wasserwand,
Und Platz, und Loewen, ja und den,
Der ruehrungslos ragte empor,
Aus Dunkelheit wie Bronze Haupt,
Dessen fatale Hand gebaut
Ne Stadt im Meer, in nirgendwo…
Erschreckend schien im finstrem er!
Woran gerade denkt wohl er?
Was fuer ne Macht traegt er umher!
Und dessen Ross, wie Feuerherd!
Wo willst du hin, oh stolzes Pferd,
Wo laesst sich nieder, diesmal er?
Oh maechtiger du Schicksals Herr!
Warst du es nicht, der Abgrund nahe
In Hoehe, mit eiserner Kandare
Riss Russland wirtschaftlich empor?

Rund um den Abgott armer Irrer
Lief rum, sein Blick ehrfuerchtig war
An „Herrn der halben Welt“ gerichtet.
Den Busen ballte er zusammen,
Haupt gepresst ans Gittergunst,
Die Sinne truebt ein Nebeldunst,
Sei Herz entfachte Feuerflammen,
Blut kocht. Im finsterem befangen
Vor dem Totem, beisst Zaehne fest,
Die Finger ballen sich zur Faust,
„Zufrieden, Wunderbauer du!“ -
Zwischen den Zaehnen presste er, -
„Na warte!“ Ploetzlich sprang auf
Und rannte davon. Den glaubte er,
Als ob dem schrecklichen Titan, im nu
In Flammen Zorn ploetzlich ging auf
Das Gesicht und richtet sich auf…
Er ueberquert den lehren Platz
Und hoert wie s hinter ihm her klatzt -
Es kracht und poltert wie Gewitter -
Die Erde bebt und Bruecken zittern
Vom schwer zockendem Hufschlag.
Erhellt von blassem Mondeslicht,
Mit ausgestreckter Hand zum Licht,
Ihm jagt der Ehrenreiter nach
Auf laut klotzendem Wallach;
Den armen Irren, ganze Nacht,
Wo auch immer er hin macht,
Auf Schritt und Tritt der Ehrenreiter
Folgt im, in laut zockendem Galopp.

Von der Zeit an, wen er es mag
Den Platz passieren, schien es als ob
In seinem verzweifeltem Gesicht
Die Panik immer ausbricht.
Da ballt er dann die Hand zum Herzen
Als ob er lindern wollte Schmerzen,
Zieht ab zerflederten Barett,
Mit scheuem Blick, ganz schuechtern, nett
Und laeuft demuetig seitlich rum.

Der kleinen Insel rings herum
Sieht man die Kueste. Manchmal
Strandet mit Fischernetzen dort
Nachzuegler Fischer vom Vorort
Und kocht dort sein bescheidnes Mal,
Oder besucht Beamte mal,
Auf der Erholungstour am Sonntag,
Die wueste Insel. So wuchs dort nicht ein
Kleiner Halm. Durch Flut vom Vortag
Ist spielerisch im Sand gestrandet ein
Verfallenes Haeuschen. Wie schwarzer Strauch
UEber Wasser blieb er dort auch.
Doch letzten Herbst bracht man es fort.
Das Haus war leer, total vermoort. Dort
In der Tuere, regungslos, lag unser Irrer,
Sein kalter Leichnam wurde ledig
Bestattet. Herr sei seiner Seele gnaedig.



                Juri Anderlana


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