Franz Kiessling. Ein Christ aus euerer Mitte

      Franz Kiessling geb.1918 in Znaim(Ma"hren),
                Schule in Wien.

In eurer Mitte lebt ein Christ,
der betet nicht,wann*s no"tig ist.
Der tut vor seinem Herrgott stolz,
als wa"r er aus besonderm Holz.
Fehlt*s ihm an Geld,fehlt*s ihm an Brot,
der bittet nicht in seiner Not.
Was Gott ihm auch an Plagen schikt:
kein Betstuhl ihm die Beine knickt.

Der Herrgott denkt:Der ist verlorn,
den trifft am ju"ngsten Tag mein Zorn.
Wer meine Pru"fung nicht verstand,
steht nicht zu meiner rechten Hand.
Doch weil er sonst nichts Bo"ses tat,
deschenk ich ihn, der um  nichts bat.
Ist ihm die Ewigkeit verwehrt,
so sei ihm gute Zeit beschert.

Und u"ber Nacht hebt fu"r den Mann
die Zeit der guten Tage an.
Sein Atem geht ihm wieder leicht,
der hat zur Arbeit kaum gereicht.
Die Arbeit rechten Lohn,
sein Weib erspart noch was davon
und sucht nicht Putz und Zeitvertreib
und ist bei Tag und Nacht sein Weib.

Doch jetzt,wo*s nicht mehr no"tig ist,
jetz betet der verkehrte Christ:
Hab Dank, mein Gott,du hast verjagt
den Teufel,der mich lang geplagt.
Er hat mir Brot und Wein geku"rzt,
mein Weib in Eitelkeit gestu"rzt.
Nun komm und sei bei dem zu Gast,
den du zu Gast geladen hast!

Und Gott erstaunt: Wo denkt der hin?
Ha"lt mich fu"r besser,als ich bin!
Was ich zu seiner Pru"fung tu,
schiebt er dem Teufel in die Schuh!-
Doch weil sich jeder in der Welt
freut,wenn man ihn fu"r besser ha"lt
und weil auch Gott nicht anders kann,
begnadigt er den armen Mann.


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