Das schaetz ich hoch

Von Andrey Bohl an die Eltern               
               
Es ist für mich die höchste Zeit gekommen,
Da ich verlassen muss das Elternhaus.
Ich hab, ihr Lieben, das von euch bekommen,
Was ich nur brauchte, so tagein, tagaus.

Ich hatte es so schön bei uns zuhause.
Oh, diese Liebe, die von euch ausging!
Und diese Ruhe nach dem Weltgebrause
In eurer Mitte, ist ein köstlich Ding.

Ich bin der dritte Sohn von zehn Geschwistern;
Schon zwei vor mir, die gehen ihren Weg.
Gestrichen sind sie nicht aus dem Register,
In eurem Herzen habt ihr den Beleg.

Und jetzt, die letzten vier vergangenen Jahre
Als ältester war ich, und trug die Kron`.
Nur so, symbolisch. Nein, noch nicht die wahre,
Denn ich war immer meiner Eltern Sohn.

Ich war der groß Bruder bei den anderen,
Die nach mir folgen, allen, groß und klein.
Wir kamen gut zu recht so miteinander,
Mit meinen Brüdern und den Schwesterlein.

In den vergangenen einundzwanzig Jahren
Hab ich euch oftmals bitterlich enttäuscht.
Und auch so viel an euren grauen Haaren
Ist meine Schuld, das ist nicht vorgetäuscht.

Verzeiht mir, lieber Vater, liebe Mutter,
Dass ich euch Tränen manchmal hab beschert.
Es lief nicht immer alles wie auf Butter,
Das Herz hab ich euch oft genug beschwert.

Doch trotz all dem ward ihr mir stets zur Seite,
Weil ihr die Kraft von unserem Heiland schöpft,
Dass Er euch stärkt und euer Leben leite,
Denn oft genug ward ihr total erschöpft.

Und Gott gab euch die Kraft, um das zu geben,
Was wir stets brauchten: eure Lieb und Mut,
Um uns zu lernen, sinnvoll hier zu leben,
Und Gott zu lieben, und Sein teures Blut.

Ihr hattet Zeit für jede unsere Frage,
Für jede Not, die uns zu schwer erschien;
All diese Jahre und so viele Tage
Habt ihr uns Ohr und auch das Herz geliehen.

Es ist so wichtig, wenn ein Kind kann kommen
Zu seinen Eltern, wie zum besten Freund.
Wie viel hab ich bis jetzt von euch bekommen
Verständnis, Liebe, Zuneigung und Freud.

Wie oft kam ich, oh, Mama, in dein Zimmer,
Wenn du schon müde abends gingst zu Bett.
Ich legte mich auf Papas Bett, wie immer,
Und teilte dir mein Leiden mit, komplett.

Ob Trauer oder Freud, ob Leid, ob Schmerzen,
Du nahmst dir immer Zeit für deinen Sohn.
Du hast getröstet mich von ganzem Herzen,
Gott gebe dir dafür den rechten Lohn.

Du musst stets waschen, bügeln, backen, kochen
Und bist für alle trotz dem immer da.
So viele Jahre und  ununterbrochen
Bist du mit uns und so unendlich nah.

Du hast all das, was Frau und Mutter ausmacht,
Einmalig wirst du immer für mich sein.
Und wenn die Sonne früh am Morgen aufwacht,
Scheint sie in dein, oh, Mama, Herz hinein.

Ich hörte nie von dir und Papa Klagen,
Dass es zu schwer für euch im Leben sei.
Ihr könnt so wunderbar die Lasten tragen
Mit Lieb, Geduld und ohne Heuchelei.

Im Gegenteil, ihr kommt uns stets entgegen,
Auch wenn es manchmal nicht so nötig ist,
So rechtzeitig, und meistens so gelegen.
Ihr seid ein Vorbild, das heißt echter Christ.

Als wir noch alle klein zuhause waren,
Da bautest du uns, Papa, selbst ein Haus.
Und kurz danach hast du bereits erfahren,
Dass deine Söhne lernten was daraus.

Auch ihnen halfst du fleißig Häuser bauen,
Bei Frost und Regen, Hitze und beim Wind.
Wir sind dir dankbar, Papa, fürs Vertrauen
Und, glaub, wir alle zehn sind so gesinnt.

Vor kurzem halfst du mir, zu renovieren
Auch meine Wohnung, die ich mir nun nahm.
Du konntest alles prima kombinieren
Mit deinem Haushalt, warst nicht unachtsam.

Auch wenn du `s schwer hast oft in deinem Leben,
So zeigst du `s nicht und gibst nicht einfach auf.
Und wenn sich mal Ereignisse ergeben,
So reagierst du unterschiedlich drauf.

Deswegen ist `s nicht leicht, dich einzuschätzen,
Man weiß nicht immer, was jetzt wirklich kommt.
Wird es jetzt ernst mit uns? Darf man noch scherzen?
Ob man nun Ärger kriegt? Ob man entkommt?

Und, weißt du was? Das ist 'ne gute Seite,
Die du als Plus zu allen anderen  hast.
Dein Herz, in seiner Tiefe und in Weite,
Hat sich der Welt und Sünd' nicht angepasst.

Du gibst dein Wort, so bleibt es auch bestehen,
Du tust es auch, wie du es hast gesagt,
Um keinen nicht mit List zu hintergehen,
Und keiner sei enttäuscht oder verzagt.

So auch mit Gott nimmst du es ernst im Leben,
Du bist Ihm treu von deiner Jugend auf.
Du hast dich Ihm auch restlos übergegeben,
Und Er allein schreibt deinen Lebenslauf.

Du warst ein Vorbild in all diesen Jahren,
Die ich mit dir gemeinsam hab gelebt,
Und konntest mir so vieles offenbaren,
Wie man mit Gott der Sünde widerstrebt.

Wir sassen oft bis in die Morgenstunde,
Du bautest mich mit Gottes Worten auf.
Oh, wie viel Weisheit kam aus deinem Munde!
Ich freute mich auch jedes Mal darauf.

Ihr seid nicht zu stolz, uns in den Arm zu nehmen,
Auch wenn wir schon erwachsen sind und groß.
Und nehmt auch manchmal, ohne sich zu schämen,
Uns, wie vor Jahren, einfach auf den Schoss.

Ihr traut euch auch „Verzeih mir“ uns zu sagen,
Wenn ihr mal Fehler selber habt gemacht.
Das kann nicht jeder von den Eltern wagen.
Großartig ist es, und nicht vorgemacht.

Das alles schätz ich hoch, ihr bleibt auch weiter
Für mich, ihr Lieben, unveränderbar.
Auch jetzt bin ich für euch kein Aussenseiter,
Das ist so schön und das ist wirklich wahr.

Ich wünsche euch auch weiter Gottes Frieden,
Er gäbe euch die Weisheit und die Kraft,
Nicht zu verzagen, kommt es auch verschieden,
Dass ihr auch weiter, wie bis heute, schafft.

Auch für die anderen eurer sieben Kinder
Seid so, wie ihr `s schon alle Jahre ward.
Als Vorbild , als Zusammenhalt und Binder
In allen Lagen und in jeder Art.

September 2007


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