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Н.Н.: литературный дневник

Gottfried Benn


Abschied


"Du fuellst mich an wie Blut die frische Wunde
und rinnst hernieder seine dunkle Spur,
du dehnst dich aus wie Nacht in jener Stunde,
da sich die Matte faerbt zur Schattenflur,
du bluehst wie Rosen schwer in Gaerten allen,
du Einsamkeit aus Alter und Verlust,
du Ueberleben, wenn die Traeume fallen,
zuviel gelitten und zuviel gewusst.


Entfremdet frueh dem Wahn der Wirklichkeiten,
versagend sich der schnell gegebenen Welt,
ermuedet von dem Trug der Einzelheiten,
da keine sich dem tiefen Ich gesellt;
nun aus der Tiefe selbst, durch nichts ruehren,
und die kein Wort und Zeichen je verraet,
musst du dein Schweigen nehmen, Abwaertsfuehren
zu Nacht und Trauer und den Rosen spaet.


Manchmal noch denkst du dich : die eigene Sage:
das warst du doch ? ach, wie du dich vergasst!
war das dein Bild? war das nicht deine Frage,
dein Wort, dein Himmelslicht, das du besasst?
Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen,
mein Wort, mein Himmelslicht, zerstoert, vertan --
wem das geschah, der muss sich wohl vergessen
und ruehrt nicht mehr die alten Stunden an.


Ein letzter Tag : spaetgluehend, weite Raeume,
ein Wasser fuehrt dich zu entruecktem Ziel,
ein hohes Licht umstroemt die alten Baeume
und schafft im Schatten sich ein Widerspiel,
von Fruechten nichts, aus Aehren keine Krone
und auch nach Ernten hat er nicht gefragt -
er spielt sein Spiel, und fuehlt sein Licht und ohne
Erinnern nieder - alles ist gesagt. "



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