Enkeltrick

Þðèé Ñëîáîäåíþê
Enkeltrick
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Als Enkeltrick oder Neffentrick wird ein betr;gerisches Vorgehen bezeichnet, bei dem sich Trickbetr;ger ;ber das Telefon, neuerdings auch ;ber Kontaktplattformen und Messengerdienste, meist gegen;ber ;lteren und/oder hilflosen Personen, als deren nahe Verwandte ausgeben, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an deren Bargeld oder Wertgegenst;nde zu gelangen. Der Erfinder des Enkeltricks, Arkadiusz „Hoss“ Lakatosz (* 1968), wurde mehrfach nach Verhaftung wieder auf freien Fu; gesetzt.[1]


Inhaltsverzeichnis
1 Vorgehensweise
2 Geschichte
3 H;ufigkeit und Sch;den
4 Festnahmen und Verurteilungen
5 Pr;ventionskette
5.1 Wachsamkeit der potenziellen Opfer
5.2 Kontrolle durch Bankangestellte
6 K;nstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema
7 Siehe auch
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise
Vorgehensweise
Die betr;gerischen Anrufer nennen den eigenen Namen nicht und w;hlen die Du-Anrede. Mit einer freundlich intonierten Eingangsfrage „Rate mal, wer hier spricht?“ k;nnen sofort potentielle Beziehungen ausgelotet werden. Je nach Antwort der m;glichen Opfer geben sich die Anrufer am Telefon beispielsweise als Enkel/in, Neffe/Nichte, sogar als Kinder oder als andere ziemlich nahe Verwandte oder gute alte Bekannte aus.

Sie bitten das potenzielle Opfer um einen Geldbetrag f;r ihre behauptete Notlage. Dazu werden als Gr;nde f;r die Geldnot oft schwierige Umst;nde wie Unfall, ;berf;llige Rechnungen oder Kauf eines g;nstigen Autos oder einer g;nstigen Wohnung genannt. Mehrmalige Anrufe in kurzen Abst;nden nehmen dem Opfer die M;glichkeit, sich ;ber das Geschehene Gedanken zu machen oder sich mit anderen Personen zu beraten. Unter emotionalem Druck willigen die Opfer schlie;lich ein, heben Geld bei ihrer Bank ab und treffen sich dann mit einem Komplizen, der vom vermeintlichen Enkel geschickt wurde, um das Geld an der Haust;r abzuholen. Mitunter werden die Opfer auch dazu gedr;ngt, Geld auf ein (ausl;ndisches) Konto zu ;berweisen oder leicht transportable Wertgegenst;nde (Schmuck, M;nzen usw.) auszuh;ndigen.

Die Wahl der Opfer verl;uft meist ;ber Telefonbuch-CDs oder Telefonb;cher bzw. deren Pendants im Internet. Hierbei werden gezielt Vornamen gesucht, die auf ;ltere Jahrg;nge schlie;en lassen, z. B. Erna, Klara, Hedwig, Josef, Alfred.[2][3] Gef;hrdete Opfer sind ;ltere, vereinsamte, schwerh;rige, seheingeschr;nkte sowie demente Menschen.[2]

Im Jahr 2021 wurde ;ber eine Weiterentwicklung des Enkeltricks berichtet. Dabei riefen Betr;ger nach einem Enkeltrick-Anruf anschlie;end erneut an und gaben sich als Beamte eines Landeskriminalamts (LKA) aus. Sie gaben vor, den vorherigen Anruf des »Enkels« abgefangen zu haben und den T;ter mit einer »fingierten Geld;bergabe« ;berf;hren zu wollen, wobei sie die angerufene Person baten, ihr eigenes Verm;gen f;r die fingierte Geld;bergabe zur Verf;gung zu stellen.[4] Als weitere Fortentwicklung behaupten Betr;ger sp;ter in der Rolle eines angeblichen Staatsanwalts oder Richters, der Angerufene habe sich als Geldgeber strafbar gemacht, da er im Ausland eine Straftat finanziert habe. Als weitere, darauf aufsetzende Strategie meldet sich, so das Bundeskriminalamt, noch ein vermeintlicher Anwalt, der anbietet, den Betrogenen in dieser Sache zu vertreten.[5]

Seit Beginn der 2020er Jahre haben Enkeltrickbetr;ger damit begonnen auch Messengerdienste wie whatsapp f;r ihre Zwecke auszunutzen. Da diese Kommunikationsformen zunehmend auch von Senioren genutzt werden, scheinen die Betr;ger hier eine neue M;glichkeit f;r ihre Taten zu sehen.[6]

Geschichte
Das spezifische und neue Merkmal der heute unter der Bezeichnung Enkeltrick bekannten Betrugsmasche ist die Kontaktaufnahme ;ber das Telefon. Die Vorgehensweise, sich gegen;ber einem Opfer als Verwandter oder alter Bekannter auszugeben, war aber bereits nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitet. Damals wurden insbesondere ;ltere Heimatvertriebene von angeblichen Freunden aus der alten Heimat aufgesucht und ausgenutzt.[7] Oftmals hatten die T;ter vorher durch unauff;lliges Aushorchen von Nachbarn bereits Informationen ;ber die Herkunft und das fr;here Leben des Opfers verschafft, die ihr Auftreten glaubhaft machten.

Weitere T;tergruppen arbeiten heute mit ;hnlichen, leicht abgewandelten Vort;uschungen ;ber das Telefon, die an die fr;her t;tigen Schreckensbotschafter erinnern, die ihre Opfer durch eine erfundene schlechte Nachricht erschreckten und manipulierten. So ergaunerte eine von der T;rkei aus operierende Gruppe innerhalb von sieben Monaten 2,5 Mio. Euro.[8] Diese Variante betrifft derzeit insbesondere Russlanddeutsche und Sp;taussiedler. Die T;ter verf;gen hier meist ;ber Kenntnisse entsprechender Sprachen und besonderer Gepflogenheiten. Dadurch wirkt z. B. die Nachricht, ein Verwandter sei in der ehemaligen Heimat verungl;ckt oder verhaftet worden, besonders glaubhaft.[9]

Die ;bertragung dieser an sich ;lteren Betrugsformen auf das Telefon setzte voraus, dass einerseits in Privathaushalten auch ;lterer Menschen Telefone allgemein verbreitet waren, andererseits Telefonnummern, Namen und Adressen in elektronischer Form (zuerst als CD, sp;ter durch das Internet) leicht zur Verf;gung standen. Damit konnten die T;ter gezielt nach potentiellen Opfern mit altmodischen Vornamen suchen und auch aus gr;;erer Entfernung bzw. dem Ausland t;tig sein ohne jeweils ein Telefonbuch der betreffenden Stadt beschaffen zu m;ssen. Erstmals soll der Enkeltrick 1998 registriert worden sein.[10]

H;ufigkeit und Sch;den
In der Schweiz waren 2013 von 763 gemeldeten Enkeltrick-Versuchen 74 aus Sicht der Betr;ger erfolgreich, dabei wurden insgesamt ca. 4 Millionen Franken erbeutet, was einen Durchschnitt von ;ber 50'000 Franken pro Fall entspricht. 2012 gab es nur 369 F;lle, wovon 55 erfolgreich waren.[11]

In Deutschland gibt es dagegen keine zentrale Statistik ;ber die Anzahl von Enkeltrick-F;llen, da die Tat beim Bundeskriminalamt nicht gesondert ausgewiesen, sondern als Betrug erfasst wird.[12] Das LKA Hessen hat in der Zeit von Februar 2008 bis August 2009 insgesamt 145 F;lle mit einem Schaden von 254.000 Euro erfasst.[13] Nach Angaben des LKA Brandenburg ist die Zahl der Delikte jedes Jahr stetig ansteigend. W;hrend es im Jahre 2007 in Brandenburg insgesamt 75 Enkeltrick-F;lle gab, bei denen in nur 14 F;llen tats;chlich Geld gezahlt wurde, waren es im Jahre 2009 schon 187 F;lle, bei denen es 31 Mal tats;chlich zur Geld;bergabe kam.[14]

In Ober;sterreich gehen die F;lle zur;ck. 2015 gab es bis zum 6. Oktober 19 Versuche, zweimal machten die T;ter gro;e Beute, in einem Fall 500.000 ˆ von einem 70-J;hrigen an einen angeblich alten Bekannten aus Deutschland. Die Polizei ortet die arbeitsteilig vorgehenden und hierarchisch organisierten T;ter, die immer in der Gruppe vorgehen, fast ausschlie;lich in Polen. Ein Keiler beherrscht die Sprache des Opfers perfekt, Gruppen austauschbarer Abholer werden ;ber ein mittleres Management organisiert, Kuriere bringen das Geld rasch zum Auftraggeber, so die Polizeianalyse.[15]

In ;sterreich gehen die Schadenssummen leicht zur;ck – von 2011 noch 3 Mio. ˆ, auf 2013–2015 j;hrlich 1,3–1,5 Mio. ˆ.[16]

Festnahmen und Verurteilungen
Ende Mai 2014 wurden in einer gro; angelegten und l;nder;bergreifenden Polizeiaktion 49 Menschen festgenommen, darunter in Warschau auch Arkadiusz Lakatosz, „Pate“ einer polnischen Roma-Sippe,[17] welcher als Erfinder des Enkeltricks gilt.[1] Weiterhin wurden in Deutschland und Polen 13 Drahtzieher und 35 Handlanger, also meist Abholer des Geldes, festgenommen.[18] Laut Hamburger Polizei wurde vor allem von Polen aus telefoniert,[19] Gesch;digte sind vor allem in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz. Neben gro;en Mengen Bargeld wurden auch Gem;lde und Vasen in Polen sichergestellt.[1]

Im Februar 2016 berichtete die Polizei ;ber eine 82-j;hrige Wienerin, die der Polizei erm;glichte, einen 40-j;hrigen Boten festzunehmen, der kam, um 5.000 ˆ f;r den vorgeblichen Neffen mit Zahlungsnot wegen eines angeblichen Kaufs einer Wohnung abzuholen. Bereits 2012 hatte sie einen Betrugsversuch durchschaut und die Polizei eingeschaltet. Damals wollte eine 39-J;hrige, die sich als Nichte ausgab, 45.000 ˆ f;r eine Wohnung abholen und wurde ebenfalls festgenommen.[20]

Im Februar 2017 wurde Arkadiusz Lakatosz zum zweiten Mal in Warschau festgenommen. Bei einem folgenden Haftpr;fungstermin wurde er jedoch ;berraschend erneut gegen Kaution freigelassen.[21] F;r seinen angeblich schlechten Gesundheitszustand musste er dabei offenbar kein Attest vorlegen. Von den Meldeterminen bei der Polizei nahm er anschlie;end nur den ersten wahr.[22] Im M;rz 2017 wurde Lakatosz von der polnischen Polizei ausfindig gemacht und schlie;lich erneut festgenommen.[23]

Im Januar 2018 wurde einer der Hinterm;nner und Sohn des Enkeltrick-Paten, Marcin Kolompar genannt „Lolli“, vom Landgericht Hamburg zu zw;lfeinhalb Jahren Haft verurteilt.[24][25]

Pr;ventionskette
Wachsamkeit der potenziellen Opfer
Bei einer Anfrage wegen Geldes soll man das Gespr;ch abbrechen und den vermeintlichen Verwandten unter der gewohnten Telefonnummer zur;ckrufen, weiter auf ein pers;nliches Treffen bestehen und sich nicht mit einem Stellvertreter zufriedengeben, auch wenn dies mit einer angeblichen Notlage begr;ndet wird. Unbekannte sollte man nicht in Haus oder Wohnung lassen. Hat eine verd;chtige Geld;bergabe doch schon stattgefunden, soll man versuchen, sich die Person und die Eckdaten eines Automobils einzupr;gen.[20] Zur Kontrolle ist nach Dingen beim fremden Anrufer zu fragen, ;ber die nur der Verwandte Auskunft geben kann. Geld soll niemals an unbekannte Personen ausgeh;ndigt werden. Zeitdruck ist verd;chtig.[2]

Die Polizei hat mehrere Aufkl;rungskampagnen gegen Trickbetr;ger durchgef;hrt, beispielsweise die Kampagne „Leg auf!“ mit markanten Warn-Aufklebern, die die Senioren daran erinnern sollen, bei Anfragen von Geld oder angeblichen Polizei-Anrufen das Telefonat zu beenden.[5]

Kontrolle durch Bankangestellte
In ;sterreich stellten am 18. Februar 2016 Polizei, Nationalbank (OeNB) und Wirtschaftskammer (WK;) ein Video f;r mehr als 20.000 Bankangestellte vor, um sie im Sinne der Kunden als letzte Kontrollinstanz zu gewinnen. Wenn jemand ;berraschend viel abheben m;chte, k;nnte der Bankmitarbeiter „aus Bauchgef;hl heraus“ den Kunden vertraulich befragen, ob ihm der Neffentrick bekannt ist, und auf die Gefahr des Verlustes des Gelds hinweisen und einvernehmlich die Polizei verst;ndigen.[26][27][28] Weitere Auff;lligkeiten sind altmodischer Vorname, der Wunsch nach einem schnellen Kredit, nach schneller Auszahlung, ein unklarer Verwendungszweck, auff;llige Verschwiegenheit und die Beobachtung des Vorgangs durch eine j;ngere Person.[2]

K;nstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema
Enkeltrick, der deutschen Hip-Hop-Band Antilopen Gang, auf dem 2014 erschienenen Album Aversion[29]
Lolli. K[25], der deutschen Hip-Hop-Band Tiefbasskommando, auf dem 2020 erschienenen Album Ekeltape[30]
Siehe auch
CEO Fraud
Trickdiebstahl
Betrug
Literatur