In gluecklicher eisgrauer Zeit...

Константин Фёдорович Ковалёв
In gluecklicher eisgrauer Zeit,
Im Wunderland Hyperborea
War die deutsch-russische Einheit,
Zwei Staemme lebten, wie zwei Rehe,

So friedlich, freundlich, innig schlicht,
Es gab dort keine Wut und Rache,
Sie sprachen damals eine Sprache,
Schoen wie ein goettliches Gedicht.

Da kam die Kaelte in das Land,
Sie war hier eher unbekannt,
Entzwei sollt’ sich die Einheit teilen
Und zu zwei warmen Laendern eilen.

Die Sprache trennte sich dabei,
Gedichtsklang wurde dann zur Prosa.
So geht das Herz im Leid entzwei,
Getrennt vom Duft, welkt eine Rose.

So welkten alte Woerter auch,
Die Jugend wollt’ nicht mehr sie schaetzen;
Durch Woerter mit dem frischen Hauch
Eilt’ man, sie herzlos zu ersetzen.   

Es blieb nur eine kleine Zahl
Von Woertern: “Mutter, Bruder, Tal,
Sohn, Sonne, saeen, Samen, lieben…”,
Die keck in beiden Sprachen blieben.

War es des Sprachenschicksals Spass?
Warum doch blieben gute Woerter?
Verschieden nennt man Mord und Schwerter,
Gesamtwort gibt es nicht fuer Hass.

Stimmt es, dass Voelker sie vergassen?
Hyperboreer konnten nicht
Die Schwerter heben, morden, hassen –
Der Liebesdienst war ihre Pflicht.

Wir sollten uns fuer ewig trennen
Und trafen uns nach langer Zeit,
Einander ohne zu erkennen –
Das koennen wir nicht doch bis heut’.

Da wurde Hass fuer beide werter
Als Liebe, und verschied’ne Woerter
Entstanden fuer den Hass sofort –
Schuf jedes Volk sein eig’nes Wort.

Doch das Gesamtwort fuer die Liebe
Lebt nicht unsomst, obwohl gestoert:
Das koennen stehlen keine Diebe,
Das bricht am Ende jedes Schwert.


Den 30. September –
den 1. und den 2. Oktober 2017.
Moskau.