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Vollkommen anders

Es gibt diese Erzaehlung von zwei Moenchen, die ihre Vorstellung vom Paradies hatten und einander versprachen, derjenige der zuerst sterbe, werde dem Hinterbliebenen davon erzaehlen, wie es dort dr;ben sei. Sie versprachen einander, nur ein Wort zu sagen, naemlich „aliter“, was bedeutet „Es ist anders, als wir es uns vorstellten“, oder „taliter“, „Es ist so, wie wir es uns vorstellten“. Als nun der eine Moench starb, erschien er seinem Bruder im Traum, doch nicht wie versprochen mit einem dieser Worte, sondern mit den Worten „Totaliter aliter“, was bedeutet: „Es ist vollkommen anders, als wir es uns vorgestellt haben“.

Fuer mich sind diese zwei Worte wie ein kraftvolles Mantra. Wann immer ich feststelle, dass ich mich in festen Vorstellungen ueber einen Menschen, ueber die Welt, ueber die Sinnhaftigkeit des Lebens oder gar das Wesen Gottes befinde, sagt es in mir wie von selbst: „Totaliter aliter“.

Denn nur wenn wir uns eingestehen, einen Menschen nicht zu kennen, koennen wir ihm noch begegnen. Und nur wenn wir die Ahnung von der Unvorstellbarkeit des Lebens hereinlassen, koennen wir uns der Welt noch fragend, sehnend und atmend zuwenden. Und nur wenn wir bereit sind, noch jede troestliche Vorstellung von Gott loszulassen, oeffnen wir uns dem, den wir nicht kennen, dem, der da kommt. Dem, den wir erfahren, jenseits von Wissen und Erwartung.

„Totaliter aliter“ ist ein Gebet des Loslassens, ein Mantra des Nichtwissens, eine Einlassung in die Groesse der Liebe, die alle unsere Vorstellung zum Schweigen bringt, all unsere Grenzen sprengt und all unsere Gewissheiten unendlich uebersteigt.

Und wenn ich nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu wissen und nichts mehr zu hoffen haette, waeren es diese beiden Worte, auf denen ich reisen wollte, und ich wuesste, dass es eine gute Reise ist.